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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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erklärte sie und führte sie zu ihrem Tisch.
    Auf dem mit großen Seitenfenstern versehenen Innendeck herrschte eine romantische Stimmung. Gedämpfte Beleuchtung und leise Musik, dunkles Parkett, flackernde Windlichter zwischen den Gedecken. Bis hin zur Anordnung der Stühle hatte man alles getan, um eine intime Atmosphäre zu schaffen. Nikki und Sebastian waren zunächst verunsichert angesichts dieser Nähe. Sebastian warf einen Blick in die Karte, die eine »innovative Küche mit frischen Produkten, zusammengestellt von unserem Sternekoch« anpries.
    Schön wär’s …
    »Guten Abend, die Herrschaften«, begrüßte sie eine Bedienung mit üppiger Afrofrisur, um die ein Schal geschlungen war.
    Sie öffnete eine Flasche Clairette de Die, die in einem mit Eiswürfeln gefüllten Kühler stand, schenkte ihnen zwei Gläser ein und bat sie, ihre Bestellung aufzugeben.
    Sebastian überflog die Karte mit verächtlicher Miene. Die Situation war vollkommen lächerlich. Aus Höflichkeit übernahm es Nikki, für sie beide zu bestellen. Die Bedienung tippte die Gerichte in ihr elektronisches Bestellgerät ein und wünschte ihnen einen schönen Abend.
    Alle Tische waren besetzt. Viele Amerikaner, Asiaten und Franzosen, die die Hauptstadt besuchten. Einige verbrachten offenbar gerade ihre Flitterwochen, andere feierten ihren Hochzeits- oder Geburtstag, alle freuten sich, hier zu sein. Am Nebentisch scherzte eine Familie aus Boston mit ihren Kindern. Auf der anderen Seite flüsterte sich ein japanisches Paar verliebte Worte ins Ohr.
    »Ich komme um vor Durst!«, sagte Nikki, trank ihr drittes Glas Sekt und schenkte sich gleich nach.
    »Ist zwar kein Champagner, aber auch nicht schlecht.«
    Plötzlich wurde der Motor lauter, ein leichter Benzingeruch stieg vom Wasser auf, und das Bateau Mouche legte vom Pont de l’Alma ab, in seinem Kielwasser weiße Vögel.
    Nikki drückte die Nase an die Scheibe. An diesem Abend war einiges los auf der Seine: Lastenkähne, die tief im Wasser lagen, Schnell- und Schlauchboote der Wasserpolizei und der Feuerwehr. Vor den Gärten des Trocadéro fuhren sie an einem kleinen, unter Platanen und Pappeln gelegenen Hafen vorbei. Auf einigen der Hausboote saßen die Besitzer an Deck und prosteten den Passagieren des Restaurantschiffs zu, von denen die meisten den freundlichen Gruß erwiderten.
    »Hier kommt Ihre Vorspeise: Foie gras aus Les Landes mit Konfitüre von Feigen aus der Provence.«
    Sebastian reagierte zunächst ablehnend, verschlang die Gänseleber dann aber mit wenigen Bissen. Seit dem abscheulichen rohen Fisch, den er vor Jeremys Schule gekauft hatte, hatte er nichts mehr gegessen. Nikki erging es nicht anders. Auch wenn der Toast kalt und die Salatportion winzig war, vertilgte sie alles und genehmigte sich dazu ein Glas Bordeaux.
    »Trink nicht zu viel«, knurrte Sebastian, als er bemerkte, dass sie sich das fünfte Glas an diesem Abend einschenkte.
    »Wie ich sehe, bist du noch immer derselbe Spielverderber …«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass wir auf der Suche nach unserem Sohn sind und ein Rätsel zu lösen haben?«
    Nikki verdrehte die Augen, zog aber den Schlüssel, den sie in dem Schließfach gefunden hatten, aus ihrer Tasche. Sie betrachteten ihn von allen Seiten, konnten jedoch nichts Besonderes entdecken. Auf dem Kopf befand sich die Aufschrift »ABUS Sicherheit«. Das war der einzige Hinweis, den sie hatten.
    Sebastian seufzte. Diese Schnitzeljagd ermüdete ihn. Die ständigen Rätsel setzten ihm zu und hinderten ihn daran, zur Ruhe zu kommen und Abstand zu gewinnen. Innerhalb weniger Stunden war er in einen Zustand der Paranoia abgeglitten: Misstrauisch musterte er jeden Kellner, jeden Passagier und sah in ihnen einen potenziellen Kidnapper. Alles schien ihm verdächtig.
    »Ich werde ein paar Recherchen vornehmen«, sagte Nikki und zog ihr Smartphone hervor.
    Sie loggte sich ins Internet ein, rief Google auf und tippte »ABUS Sicherheit« ein. Die ersten Einträge verwiesen allesamt auf dieselbe Internetseite. ABUS war eine deutsche Firma, die auf alle Arten von Sicherheitssystemen, vor allem aber auf Vorhängeschlösser und Videoüberwachung spezialisiert war.
    »Aber welchen Zusammenhang könnte es zwischen diesem Schlüssel und der Seinefahrt geben?«
    » Souriez pour la photo! Smile for the camera! Lächeln Sie für das Foto!«
    Mit seiner Kamera bewaffnet, lief der Fotograf der Schifffahrtsgesellschaft von Tisch zu Tisch und verewigte die Paare aus aller Herren

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