Sieben Jahre später
haben, es ging über ihre Kräfte.
Noch immer außer sich vor Wut, machte Sebastian keine Anstalten, sie zurückzuhalten. Er sah zu, wie sie die Treppe zum Oberdeck ansteuerte.
Kapitel 34
Das Peugeot-Coupé fuhr die Rampe zum Port de la Conférence herunter.
Constance parkte neben Botsaris’ Dienstwagen. Ihr Assistent lehnte am Kühler und rauchte eine Zigarette, während er auf sie wartete.
»Ein auffälligeres Auto hast du wohl nicht gefunden, was? Warum nicht gleich noch Blaulicht und Sirene?«
»Regen Sie sich nicht auf, Chefin. Ich habe den Wagen erst geparkt, nachdem das Schiff abgelegt
hat.«
Constance sah auf ihre Uhr – zwanzig Uhr fünfundfünfzig.
»Sind sie auch wirklich auf dem Schiff?«
»Ja. Die Angestellte hat mir bestätigt, dass sie gekommen sind.«
»Vielleicht haben sie Komplizen geschickt. Können wir sicher sein, dass sie es wirklich sind?«
Botsaris wusste, wie anspruchsvoll Lagrange war. Er zog zwei Fotos, Ausdrucke von der Überwachungskamera, aus seiner Jacke und zeigte sie ihr.
Constance blinzelte. Das waren tatsächlich die Larabees. Sie im Abendkleid, er im dunklen Anzug – wie eine Modewerbung.
»Hübsche Frau, was?«, sagte Botsaris und deutete auf Nikki.
In Gedanken versunken, antwortete Constance nicht. Etwas passte nicht bei dieser Ermittlung, und sie versuchte herauszufinden, was.
»Ich habe mich erkundigt«, fuhr ihr Assistent fort. »Die Fahrt dauert knapp zwei Stunden. Wenn alles gut geht, können wir sie in einer halben Stunde festnehmen.«
Constance schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Bis jetzt hatte sie durchgehalten, doch nun quälte eine Migräne sie.
»Alles in Ordnung?«, fragte Botsaris.
Sie öffnete schnell wieder die Augen und nickte.
»Wenn ich ehrlich bin, machen sich alle im Büro Sorgen um Sie.«
»Ich sage doch, dass es geht«, fuhr sie ihn an und klaute ihm eine Zigarette.
Aber sie wussten beide, dass sie nicht die Wahrheit sagte.
Kapitel 35
Ein leichter Wind umspielte das offene Oberdeck, das den Passagieren einen Rundumblick über die Seine bot.
Nikki lehnte an der Reling und rauchte, den Blick in die Ferne auf den prächtigen Pont Alexandre III gerichtet. Die von Statuen und Vergoldungen überfrachtete Brücke spannte sich in einem Bogen über den Fluss.
Sebastian trat zu ihr. Sie spürte ihn hinter sich, erriet aber, dass er nicht gekommen war, um sie um Verzeihung zu bitten.
»Ich bin verantwortlich für Camilles Unfall«, gestand sie ein, ohne sich umzudrehen, »aber du darfst den damaligen Kontext nicht vergessen. Mit unserer Beziehung ging es den Bach herunter, und wir haben uns nur noch gestritten. Du hast mich nicht mehr angesehen …«
»Dein Verhalten ist nicht zu entschuldigen«, unterbrach er sie.
»Ach, und dein Verhalten findest du wohl entschuldbar?«, erwiderte sie wütend.
Ihr Streit erregte die Aufmerksamkeit der anderen Passagiere, die sich an Deck befanden. Ein Paar, das sich zankt, bietet oft ein unterhaltsames Schauspiel …
Mit unverminderter Aggressivität fuhr Nikki fort: »Nach der Scheidung hast du mich aus deinem Leben verbannt, dabei hätten wir weiter eine Beziehung aufrechterhalten können, natürlich nicht als Liebende, aber als Eltern.«
»Hör auf mit diesem Psychogeschwätz – entweder ist man ein Paar oder eben nicht.«
»Da teile ich deine Meinung nicht. Wir hätten ein gutes Verhältnis wahren können. Es gibt viele Menschen, die das fertigbringen.«
»Ein gutes Verhältnis? Willst du mich zum Narren halten?«
Sie wandte sich zu ihm um. In ihrem Blick verbarg sich hinter der Müdigkeit und dem Zorn noch ein Hauch von Liebe.
»Es hat wunderbare Phasen in unserer Beziehung gegeben«, beharrte sie.
»Und ebenso viele schmerzliche«, sagte er.
»Aber du musst zugeben, dass du dich bei unserer Trennung nicht wie ein verantwortungsbewusster Erwachsener verhalten hast.«
»Du verdrehst die Tatsachen«, antwortete Sebastian knapp.
Nikki erwiderte: »Ich glaube, die Folgen deines Verhaltens sind dir noch immer nicht klar. Du hast unsere Zwillinge voneinander getrennt! Du hast mir meine Tochter genommen und dich von deinem Sohn entfernt! Das ist unvorstellbar!«
»Aber du warst einverstanden, Nikki!«
»Weil ich dazu gezwungen war! Mit deiner Heerschar von Anwälten und deinen Millionen von Dollar hättest du sonst noch das Sorgerecht für beide Kinder bekommen.«
Sie schwieg kurz und beschloss dann, ihn mit etwas zu konfrontieren, was sie bislang stets ausgespart
Weitere Kostenlose Bücher