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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Senhoras e Senhores. Hier spricht Ihr Flugkapitän José Luís Machado. Ich freue mich, Sie an Bord des Airbusses A320 zu unserem Flug nach Manaus begrüßen zu dürfen. Unsere Flugzeit wird heute etwa vier Stunden und fünfzehn Minuten betragen. Das Boarding ist jetzt abgeschlossen. Der ursprünglich für zweiundzwanzig Uhr achtunddreißig vorgesehene Start verschiebt sich um eine halbe Stunde, weil … «
    Nikki seufzte und sah aus dem Fenster. Wegen der bevorstehenden Sportereignisse wurde der Terminal umgebaut. Auf der Piste stand ein gutes Dutzend Großraumflugzeuge und wartete auf die Starterlaubnis.
    Von einem pawlowschen Reflex angetrieben, schloss Nikki die Augen und setzte die Kopfhörer auf. Es war der dritte Flug innerhalb von drei Tagen, doch statt nachzulassen, stieg ihre Angst mit jeder Reise. Sie stellte den Ton des iPods lauter, um sich ganz von der Musik gefangen nehmen zu lassen. In ihrem Kopf herrschte ein grauenvolles Chaos. Die noch frische Erinnerung an ihre kurze Umarmung mit Sebastian, die unbekannte Gefahr, die ihren Kindern drohte, die Angst vor dem, was sie in Amazonien erwartete.
    Das Flugzeug war noch immer nicht gestartet, und Nikki öffnete, von der Musik, die aus ihrem Kopfhörer dröhnte, verwirrt, die Augen. Sie kannte dieses Stück … eine Mischung aus Elektropop und brasilianischem Hip-Hop. Das war die Melodie, die sie in der Favela gehört hatte, der baile funk! Brasilianische Musik! Sie sah sich die Titel an: Samba, Bossa nova, Reggae-Remix, portugiesischer Rap. Dieser iPod gehörte nicht ihrem Sohn! Warum war ihr das nicht früher aufgefallen?
    Aufgeregt nahm sie den Kopfhörer ab und klickte sich durch die Apps: Musik, Videos, Fotos, Spiele, Kontakte … nichts Besonderes. Bis sie ein letztes Dokument öffnete, eine relativ große PDF-Datei.
    »Ich glaube, ich habe etwas gefunden!«, sagte sie zu Sebastian und zeigte ihm den iPod.
    Er nahm das Dokument in Augenschein, doch es war auf dem kleinen Display kaum zu entziffern.
    »Das müssten wir uns auf einem Laptop ansehen«, meinte er.
    Er öffnete seinen Sicherheitsgurt und lief über den Mittelgang des Flugzeugs, bis er einen Geschäftsmann entdeckte, der an seinem Notebook arbeitete. Es gelang ihm, ihn zu überreden, ihm kurz das Gerät zu leihen.
    Die ersten Fotos waren höchst erstaunlich. Sie zeigten mitten im amazonischen Dschungel einen Eindecker mit Propellerantrieb, der ganz offensichtlich abgestürzt war. Sebastian öffnete die nächsten Fotos. Sie waren anscheinend mit einem Handy aufgenommen worden und nicht von guter Qualität, aber man erkannte deutlich, dass es sich bei der zweimotorigen Maschine mit Turboantrieb um eine Douglas DC-3 handelte. Als Kind hatte er Modellflugzeuge dieser Ikone des Zweiten Weltkriegs, die die Geschichte der Luftfahrt geprägt hatte, gebaut. Solche Maschinen hatten die Truppen an die Front nach Indochina, Nordafrika und Vietnam transportiert und waren später im zivilen Luftverkehr eingesetzt worden. Mehr als zehntausend dieser robusten und leicht zu wartenden Maschinen waren hergestellt worden und noch heute in Südamerika, Afrika und Asien im Einsatz.
    Durch den Absturz waren Nase und Seitenflosse stark beschädigt, die Windschutzscheibe war zersplittert. Die Tragflächen waren zertrümmert, die Propellerblätter durch ein Gewirr von Lianen blockiert. Nur der Rumpf mit der großen Doppeltür war unbeschädigt geblieben.
    Das folgende Foto war makaber. Es zeigte die Leichen des Piloten und des Kopiloten. Ihre Overalls waren blutdurchtränkt, die Gesichter bereits stark verwest.
    Sebastian klickte die nächste Aufnahme an. Es handelte sich um ein Transportflugzeug. Anstelle der Passagiersitze befanden sich rechts und links vom Gang übereinander gestapelte Kisten und geöffnete Metalltruhen voller großkalibriger Waffen, Sturmgewehre und Granaten. Vor allem aber mit unvorstellbaren Mengen an Kokain. Hunderte von rechteckigen Plastikpäckchen, die mit Klebeband gebündelt waren. Wie viel mochte das sein? Vier-, fünfhundert Kilo? Das war schwer zu schätzen, aber der Wert der Ladung belief sich mit Sicherheit auf viele Millionen Dollar.
    Die nächsten Bilder waren noch eindeutiger. Der Fotograf hatte sich mit seinem Handy selbst aufgenommen. Ein hoch aufgeschossener Mann von etwa dreißig Jahren mit Dreadlockmähne und Dreitagebart. Die blutunterlaufenen Augen mit den erweiterten Pupillen glänzten. Ganz offensichtlich hatte er sich mehrere Linien von dem erlesenen Stoff gegönnt.

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