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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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die Kollegen
eigentlich taten, hatte ich beschlossen, es einfach mal selber auszuprobieren.
So schwer konnte das ja nicht sein. Es hatte eine Menge mit Marketing zu tun
und da kannte ich mich aus.
    Die ursprüngliche Strategie, mir einen ruhigen Job zu
angeln, um nebenher einen Weltbestseller zu verfassen, der mich gänzlich
unabhängig von den Niederungen des Angestellten-Daseins machen würde, stellte
ich für eine Weile zurück. Wieder mal. Aber meine Zeit würde kommen. Nur eben
nicht jetzt.
    Jetzt war der Zeitpunkt, mal etwas tiefer in einen Job
einzusteigen. Ich hatte das Gefühl, ich mußte mich irgendwie weiterentwickeln.
An Berufserfahrung hatte ich ja schon einiges zu bieten, aber noch kaum
berufliche Fähigkeiten. Dafür bereits einen Lebensstandard, den ich nicht mehr
missen wollte, und so etwas verpflichtet. Das schöne an der Beratung war, dass
selbst Junior Consultants schon Gehälter auf dem Niveau eines gestandenen
Abteilungsleiters einstreichen konnten, wenn sie sich gut verkauften. Das
gefiel mir, und ich hatte mich gut verkauft im Einstellungsgespräch. Kein
Wunder. Bei meiner Vergangenheit als Personaler kannte ich mich aus mit
Bewerbungsgesprächen. Ich hatte da so meine Erfahrungen.
    Das war aber auch schon wieder fast ein Jahr her.
    Jetzt saß ich gerade in einer fremden Stadt in einem fremden
Büro und ließ mir von einem Klienten erklären, was ihn heute glücklich machen
würde.
    Klienten glücklich zu machen, war das Kerngeschäft eines jeden
Beraters. Wie er das machte, oder mit welchen Arbeitsergebnissen, war
bestenfalls zweitrangig.
    Mein Klient gab mir zu verstehen, dass er glücklich wäre,
wenn er noch heute eine kleine Präsentation zu einer Idee bekommen könnte, die
er sich überlegt hatte. Nichts Großartiges. Einfach ein paar Slides zur strategischen
Positionierung, Marktchancen, Wachstumsprognose, Profitabilitätsanalyse und so
weiter.
    Ich stöhnte. Was dieser Kerl in seinem karierten Sakko da
von mir wollte, war heftig, selbst wenn man wie ich mit einem patentierten
Berater-Handbuch und einer guten Methoden-Toolbox gerüstet war. So grausam
konnte doch niemand sein, an einem Freitag? Selbst wenn er aufgenähte
Lederflecken an den Ellbogen trug?!
    Gut, freitag nacht auch mal im Büro zu verbringen, war eine
der weniger schönen Begleiterscheinungen, mit der man als Berater leben mußte. Ich
hatte schnell gelernt, dass sie das Geld nicht wirklich verschenkten, das sie
mir als Gehalt zahlten. Aber heute ?
    Heute hatte ich eigentlich eine Verabredung.
    Mein kleinkarierter Klient ließ sich davon nicht sonderlich
beeindrucken. Vielleicht hatte er das Gefühl, dass es so dringend nicht sein
konnte mit meiner abendlichen Verabredung, wenn ich gemütlich nach Abschluß des Berufsverkehrs im Büro
eintrudelte. Er selbst war heute morgen zeitig losgefahren, und hatte zur
Belohnung über eine Stunde im Stau verbracht. So etwas stimmte nicht gerade
milde.
    Was Karo nicht wußte war, dass Silvia in einer hübschen
Wohnung mit Blick auf den Main auf mich wartete, während ich hier mit Blick auf
den Neckar festsaß, umgeben von kilometerlangen Fertigungsanlagen und einer
Unmenge fabrikneuer Autos.
    Ich hatte Silvia zwei Wochen nicht gesehen.
    Man konnte sagen, dass unsere Beziehung in einer kleinen
Krise steckte.
    Ich hatte Silvia bei einem Assessment-Center kennengelernt.
Sie hatte da nicht mitgemacht, sie stand am Tresen in der Rezeption. Ich hatte
auch nicht mitgemacht, ich hatte bei der Veranstaltung bloß Protokoll geführt.
Witzigerweise hatte ich trotzdem den Job bekommen.
    Und eben Silvie. Nicht gleich natürlich, aber wir hatten uns
wieder getroffen, waren ein paar Mal miteinander ausgegangen, und irgendwann
hatte es dann gefunkt.
    Bei mir sowieso, wir Männer waren ja nicht so kompliziert,
scheinbar jedenfalls. Bei Silvie hatte es ein bißchen gedauert, bis sie ihre
Gefühle sortiert hatte. Silvie war eben keine einfache Frau. Natürlich nicht!
Welche Frau war das schon?
    Neuerdings schienen ihr meine Arbeitszeiten nicht mehr zu
gefallen. Sie war nicht der Typ für eine Wochenend-Beziehung, sagte sie. Ich
verstand das. Trotzdem wurde ich nicht schlau aus ihr. Wenn es überhaupt so
etwas wie einen Wochenendtyp gab, hätte ich schwören können, Silvia gehörte
dazu. Sie liebte es, sich Samstag nacht um die Ohren zu schlagen und sich
soviel Club-Musik zu geben, dass es den ganzen Sonntag lang in den Ohren
klingelte.
    Als ich noch Personalreferent gewesen war, hatten

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