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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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saß und schelmisch lächelte.
    „Ich möchte Ihnen das heute gerne live präsentieren. Und
dann würde ich gerne mit Ihnen besprechen, wie wir alle gemeinsam mit dieser
Idee Geld verdienen können.“
    Beim Stichwort ‚Geld verdienen‘ waren die Vertreter der
Markenartikler und der großen Handelsketten wie gewünscht hellhörig geworden.
Nicht alle Forschungen behielten nämlich dieses hehre Ziel im Auge. Dabei war
das letztlich der Zweck der ganzen teuren wissenschaftlichen Übungen.
    „Wir haben unseren Prototyp zunächst ganz auf eine männliche
Kundschaft zugeschnitten.", klärte ich die Zuhörer auf.
    Amira hatte sich bewegt. Was trieb sie da nur?
    „Geschäftsleute, Vieltelefonierer, Vielreisende. Selbständige,
Berater, mittleres bis gehobenes Konzern-Management. Das ist unser
Startsegment.“ Keine Frage, sie bewegte sich. Sie hatte mein Hosenbein ein
Stück nach oben geschoben und fuhr mit ihren Fingernägeln meine Wade entlang.
    „Diese Zielkunden werden zukünftig allein mit Hilfe ihres
Hemdes telefonieren!“ Raunen im Saal.
    „Sie haben richtig gehört, ein ganz normales Businesshemd,
wie es viele von Ihnen heute anhaben.“ In unserer Branche gab es immer auch
einige unverbesserliche T-Shirt-Träger und hier und da den intellektuellen
Rollkragen, aber die Mehrheit der Leute waren mit Hemd und Krawatte erschienen.
Die wenigsten von Ihnen hatten allerdings bislang mit Ihrem Hemd gesprochen,
geschweige denn damit telefoniert.
    Amira kibbelte mich weiter an der Wade. Ein bißchen brachte
mich das schon aus dem Konzept. Aber sie war züchtig angezogen.
Hochgeschossener Blazer, bis oben zugeknöpft. Da kam man wenigstens nicht auf
ich-weiß-nicht-was für Gedanken. Es war so schon schwer, den roten Faden zu
behalten. Aber ich war jetzt in Fahrt.
    „Wir haben zuerst über Sakkos als Trägermedium
nachgedacht", klärte ich das Publikum auf.
    "Vor allem, weil man da eine Menge unterbringen kann.
Aber Sakkos trägt man nicht den ganzen Tag über. Im Sommer zieht man sie aus,
legt sie weg. Das kam für uns nicht in Frage.“
    Ich denke, das Publikum konnte mir in der Argumentation
folgen. Auch in der allerersten Reihe wurde das Stichwort ausziehen aufgenommen, allerdings anders, als ich vermutet hätte.
    Plötzlich jedenfalls war der Blazer nicht mehr zugeknöpft
und es wurde schlagartig klar, warum sie ein hochschließendes Modell gewählt
hatte. Weil das alles war, was sie auf dem Leib trug.
    Ups!
    Schnell weiter im Text, bevor ich mir überlegen konnte, was
das zu bedeuten hatte.
    „Ein Hemd - ehm... oder auch eine Bluse -   haben den Vorteil, das man sie ehm...
normalerweise den Tag über anläßt.“ Aus der allerersten Reihe kam ein freches
Grinsen. Nicht jeder trug den ganzen Tag lang ein Hemd oder eine Bluse,
sagte das Grinsen. Amira hörte mir offensichtlich aufmerksam zu.
    „Tja, ...ehm... ein Hemd, ja.“ Der rote Faden drohte nun
doch zu entgleiten. Wo ich gerade so gut Fuß gefaßt hatte. Aus den Augenwinkeln
sah ich, dass der Professor für textile Spiele, zwischenzeitlich durch meine
Rede milde gestimmt, wieder auf der Hut war.
    Ich spürte, wie das Eis dünner wurde. Also versuchte ich es
mit einem alten Trick und veränderte blitzschnell meine Perspektive. Das Ganze
war plötzlich ein Spiel. Sagen wir Fußball. Ich durfte mir jetzt nicht den Ball
abnehmen lassen. Auch wenn der Gegner mich abzulenken versuchte.
    „Um alle notwendigen Bauteile in unserem Hemd
unterzubekommen, haben wir zusammen mit namhaften Partnern völlig neue,
mikroskopisch kleine Bauteile entwickelt.“ Ganz anders der Anblick zu meinen
Füßen. Von mikroskopisch klein konnte da nicht die Rede sein. Was hatte der
Gegenspieler vor? Noch taktierte er im Mittelfeld, ohne größeren Schaden
anzurichten. Aber wie lange noch?
    Ich jonglierte weiter mit meinen drei Rollen als Redner,
Voyeur und Fußballer. „Wir verwenden Kragen, Ärmel und Manschette, um Bauteile
unterzubringen. Jedes Element wird vorher wasserdicht in Teflonfolie versiegelt.
So kann die Waschmaschine der Technik nichts anhaben."
    Auf der Leinwand hinter mir wurde die Technik mit einer
kleinen Animation visualisiert.
    "Im Hemdsaum eingenäht steckt unser schwerstes Bauteil,
die Batterie. In der Hose ist sie blickgeschützt und   ...mmrrhhhmm!“ Ich täuschte in bester
Schwalbenmanier einen Hustenanfall vor, als die Finger, die eben noch meine
Fußballer-Waden liebkosten, plötzlich nach oben wanderten. Mein Gegenspieler
war unvermittelt in den

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