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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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Aber keine
spektakulären Produkte. Das war gut. Da konnte ich den Leuten jetzt etwas
Abwechslung bieten.
    Wir hatten nämlich ein neuartiges Handy-Hemd entwickelt.
Eigentlich ein ganz normales Hemd, nur dass es eben telefonieren konnte. Ich
hatte es bereits an.
    Mein Vortrag wurde angekündigt. Der habilitierte
Textilgestalter hatte soeben eine Kurzform meiner Vita zum Besten gegeben, die
im wesentlichen aus meinem Namen und dem meiner Firma bestand, und freute sich
jetzt mit dem ganzen Saal auf einen weiteren aufregenden Einblick in die
textile High-Tech-Zukunft.
    Ich freute mich auch.
    Ich erhob mich vom Podium. Das Rednerpult stand am anderen
Ende der Bühne. Höflicher   Applaus
begleitete mich die paar Schritte bis zum Pult, das von allen Seiten mit großen
Werbeplakaten eingerahmt war. Ich lächelte und ...
    ... erstarrte vor Überraschung mitten in meiner Bewegung.
    Vor mir saß Amira.
    Amira, die ich im Geiste um diese Zeit schon beim dritten
Sommer-Outfit wähnte, war gekommen, um mir zuzuhören. Sie saß direkt vor mir.
So nah, dass es mich fast nervös machte. Eigentlich saß sie gar nicht richtig,
sie kauerte..
    „ Was ...?“ ,
entfuhr es mir.
    Was zum Teufel war hier los? Amira saß direkt unter dem Rednerpult.
    Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen und machte eine
verschwörerische Geste. Dann winkte sie mich zu sich heran, wie um mich aus
meiner Erstarrung zu lösen.
    Das Publikum. Richtig. Der Applaus ebbte ab. Gespannte
Erwartung im Saal. So ein Publikum hatte ein feines Gespür und ich hatte immer
noch einen halben Schritt bis zum Rednerpult vor mir.
    „ Was ...",
nahm ich den Faden krächzend auf. " Was für eine Freude... ehm..., sie alle heute hier zu sehen“. Endlich brachte ich
den letzten Schritt zuwege und stand an meinem Pult.
    In den vorderen Reihen konnte ich einige Stirnrunzler ausmachen,
ob meiner lauen Eröffnung. Aus der allerersten Reihe hingegen lächelte es mich
aufmunternd an. Wenn das eine Geburtstagsüberraschung war, dann war sie
gelungen. Ich hatte mich ja bereits über meine Theorien zum Thema
Rednerhorizont ausgelassen. Also dies überstieg eindeutig meinen bisherigen
Horizont. Aber ich riß mich zusammen. Schließlich hatte ich heute Geburtstag.
    „Ich... ehm... ich habe Ihnen heute etwas mitgebracht, das
sie so wahrscheinlich noch nie gesehen haben. Ich darf sagen, eine...
Premiere!"
    Premiere! Das konnte man wohl sagen.
    Der Gestaltungsprofessor verfolgte meine Eröffnung mit
unverhohlener Verwunderung und machte sich ein paar hektische Notizen. Wahrscheinlich
fragte er sich, wer diesen stotternden Trottel am Rednerpult auf die Agenda
genommen hatte und wollte denselben Fehler nicht zweimal machen.
    Was soll ich sagen. Mein schönes Intro, das ich mir
zurechtgelegt hatte, war wie weggeblasen. Ich mußte schleunigst wieder Fuß
fassen. Schließlich war das hier so etwas wie ein Heimspiel. Ich war hier, um
den Leuten unser neues Handy-Hemd zu präsentieren, und genau das würde ich auch
tun. Da konnte mich Amira gleich mal richtig in Aktion erleben.
    Fragte sich bloß, warum Amira unter dem Pult saß, und was sie tun würde. Meinen Vortrag hätte sie sich auch gut vom Saal aus anhören können.
Wahrscheinlich sogar besser. Bequemer auf jeden Fall.
    Das Rednerpult war durch die Werbetafeln von drei Seiten her
geschlossen, so dass wenigstens niemand im Saal etwas bemerken konnte. Also
weiter im Text.
    „Ich müßte mal kurz telefonieren“, sagte ich.
    „Wer von Ihnen hat ein Handy dabei?" Das Publikum war
verdutzt. Der Professor machte sich weitere Notizen.
    "Nur keine Scheu", munterte ich die Leute auf.
"Bitte einfach mal hochhalten!"
    Die ersten Handys wurden in die Höhe gereckt, und bald
wimmelte es von winkenden Telefonen. Die Leute hatten entschieden, meine kleine
Einlage zu mögen. Vorerst.
    "Sehr schön. Vielen Dank. Was würden Sie sagen, wenn
Sie alle diese Geräte morgen nicht mehr bräuchten?"
    "Was die Handy-Industrie sagen würde, kann ich mir
schon vorstellen", neckte ich und hatte prompt ein paar Lacher auf meiner
Seite.
    "Jetzt aber mal im Ernst. Wir haben eine tolle
Möglichkeit gefunden, wie sie in Zukunft auch ohne diese störenden kleinen
Handknochen, die Ihnen immer das Jackett ausbeulen, erreichbar sind. Online,
wann immer sie wollen. Wir haben ein Gerät entwickelt, das in die Kleidung, die
Sie auf dem Leib tragen, integriert ist. Und das man deshalb nicht verlegen
kann.“
    Soweit, so gut. Ich wußte nur noch nicht, warum Amira da
unten

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