Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen Pferde - Brezina, T: Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen
auf den Rand eines stillgelegten Springbrunnens.
»Ich will einen Aufsatz für die Schule über das alles hier schreiben. Kannst du mich mit Infos versorgen?«, fragte Penny.
»Was willst du wissen?«
»Die Geschichte von den weißen Pferden habe ich schon. Wie soll es hier weitergehen? Besucher lasst ihr keine herein, oder?«
Nikolai lachte trocken auf. Penny saß neben ihm und sah ihn gespannt von der Seite an. Würde er ihr dieses Mal mehr verraten?
»Die Ratstätts sind immer eine einflussreiche und wichtige Familie gewesen. Das Schloss und das Anwesen waren prachtvoll.«
Penny sah sich um. Der faulige Geruch aus dem Pavillon, die zerbrochenen Springbrunnen und das, was sie im Schloss gesehen hatte, sagten etwas anderes.
»Großmutter tut alles, um das Familienerbe zu erhalten. Keine einfache Aufgabe. Sie hat Sofia und mich dafür bestimmt, den früheren Glanz hier wieder einziehen zu lassen.«
»Das kostet viel Geld, würde ich schätzen.«
»Ein gigantisches Vermögen. Das Geld ist da, aber auch wieder nicht.«
»Und Sofia?«
Bei dieser Frage verzog Nikolai das Gesicht. »Sofia hatte einen Streit mit Großmutter. Danach musste sie gehen und darf nun nicht zurück in das Schloss. Nie wieder.«
Penny dachte daran, dass Nikolais Großmutter wie jemand war, der versuchte, Wasser festzuhalten. Es würde ihr immer aus den Händen gleiten.
Nikolai sah auf den Teich hinaus. Ein Schwanenpaar glitt majestätisch über das Wasser.
Sehr leise, kaum hörbar sagte Nikolai: »Großmutter hat uns alle in der Hand.« Als er Pennys fragenden Blick spürte, sprach er im lockeren Tonfall weiter. »Sofia hat sich ihr eigenes Leben aufgebaut. Auch wenn es viel schlichter und ärmer ist als das Leben im Schloss.«
»Findest du wirklich?«, hakte Penny nach.
»Wir sind etwas Besonderes, wir Ratstätts«, sagte Nikolai.
»Besonders? Inwiefern?«
»Wir sind eben Ratstätts. Das verpflichtet auch dazu, dass wir … « Nikolai brach ab und rang nach Worten. Er sah Penny fest an. »Du darfst aber nichts schreiben, dass uns aussehen lässt wie Idioten. Versprich mir das.«
Penny nickte langsam. Nikolai griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. Da klingelte sein Handy. Er zog es aus der Tasche seiner Leinenhose und hob ab. Noch bevor er sich melden konnte, begann der Anrufer zu reden.
»Ich komme!«, sagte Nikolai hastig und legte auf. »Wir müssen zu den Hühnern, den weißen Hühnern! Dort ist etwas passiert. Wahrscheinlich ein Fuchs.«
»Soll Paps nicht gleich mitkommen?«
»Ich muss sofort hin. Kommst du mit oder gehst du zu Fuß zum Stall zurück?«
Penny entschied sich dafür, ihn zu begleiten.Wenig später gelangten sie zum Gehege hinter dem Schloss. Nikolai lief vor, und Penny folgte ihm. Guido von Ratstätt und die alte Gräfin waren auch schon da. Das seltsame schrille Schreien der Vögel erfüllte die Luft. Es klang schaurig.
Als Penny den Kopf reckte, um mehr erkennen zu können, versuchte Nikolai, ihr die Sicht zu verstellen.
»Sieh nicht hin!«, rief er.
Penny hatte schon gesehen, was los war. Das weiße Gefieder der Hühner war blutverschmiert.
Die Familienchronik
Der Stall wurde zum Operationssaal umfunktioniert.
»Früher waren hier die weißen Esel und Ziegen untergebracht«, erklärte Nikolai. Das Gebäude wirkte verfallen – wie alles rund um das Schloss.
Dr. Moosburger, assistiert von seiner Frau, versorgte die verletzten Hühner. Alle anderen sollten draußen warten.
»Die Hühner dürfen nicht mehr auf den Hof, solange ein Fuchs sogar tagsüber hier sein Unwesen treibt. Wir sollten sie zu den Pferden übersiedeln, dort geht Oliver ständig ein- und aus. Das wird Füchse und Marder fernhalten.«
Dieser Vortrag kam von Marie-Therese von Ratstätt. Ihr Sohn hörte geduldig zu und nickte.
Penny spielte nervös mit einer Haarsträhne. Sie hatte gehört, was ihr Vater beim Hineintragen der Hühner in den Stall gesagt hatte … Ein Fuchs war das hier nicht gewesen. Viel mehr sah es für ihn so aus, als wäre jemand mit einem Messer auf die Hühner losgegangen.
»Sind Ihre Hühner zum essen da? Werden sie geschlachtet?«, wollte Penny unvermittelt wissen.
»Natürlich nicht. Es sind Tiere, die ausschließlich der Zierde dienen. Es ist bedauerlich, dass wir dieser Tage nicht noch viel mehr weiße Tiere auf Schloss Ratstätt halten«, entrüstete sich die alte Gräfin.
Guido von Ratstätt beeilte sich zu versichern: »Das wird sich alles bessern, Mutter.«
Herr und Frau Moosburger traten
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