Sieben Phantastische Geschichten
kauft und die richtigen Seriennummern hat. Es ist alles schrecklich kompliziert.«
»Hört sich aber gut an. Und was hast du gefunden?«
Judith starrte auf ihre Liste. »Also, soviel ich sehen kann, ist das einzige, was infrage kommt, ein InfrarotGrill. Aber wir müssen noch vor acht Uhr heute abend dort sein. Und jetzt ist es schon halb acht.«
»Dann wird nichts daraus. Ich bin müde, Schatz, ich brauche was zu essen.« Als Judith protestieren wollte, fügte er mit fester Stimme hinzu: »Hör zu, ich will keinen neuen Infrarot-Grill, wir haben erst vor zwei Monaten einen gekauft. Verdammt, es ist nicht mal ein anderes Modell.«
»Aber, Liebling, verstehst du denn nicht, es wird billiger, wenn man immer wieder neue kauft. Wir müssen sie sowieso am Ende des Jahres abgeben, wir haben doch den Vertrag unterschrieben, und auf diese Weise sparen wir wenigstens fünf Pfund. Diese Spot-Käufe sind kein Trick, weißt du. Ich hab den ganzen Tag am Fernseher geklebt.« Eine Spur von Verärgerung hatte sich in ihre Stimme geschlichen, aber Franklin blieb fest und ignorierte beharrlich die Uhr.
»Na schön, dann verlieren wir eben fünf Pfund. Das ist die Sache wert.« Bevor sie etwas einwenden konnte, sagte er: »Bitte, Judith, wahrscheinlich hast du sowieso die falsche Nummer aufgeschrieben.« Als sie die Achseln zuckte und zur Bar ging, rief er ihr nach: »Mach ihn schön stark. Wie ich sehe, gibt es heute ein Gesundheitsmenü.«
»Das tut dir gut, Liebling. Weißt du, man kann sich nicht die ganze Zeit von normalem Essen ernähren. Es enthält keine Proteine oder Vitamine. Du sagst doch immer, wir sollten uns an das halten, was die Leute früher getan haben, und immer gesunde Nahrung zu uns nehmen.«
»Das würde ich ja gern tun, aber es riecht so schrecklich.« Franklin lehnte sich zurück, steckte die Nase in sein Whiskyglas und starrte durchs Fenster auf die dunkle Skyline der Stadt.
Eine Viertelmeile entfernt, über dem Dach des benachbarten Supermarkts, leuchteten die fünf roten Positionslichter. Hin und wieder, wenn die Scheinwerfer des SpotVerkäufers nach oben schwangen und über die Vorderfront des Gebäudes glitten, konnte er das große Schild sehen, das sich vor dem Abendhimmel deutlich abhob.
»Judith!« Er ging in die Küche und zog sie hinter sich her zum Fenster. »Dieses Schild, gleich hinterm Supermarkt. Wann wurde es aufgestellt?«
»Ich weiß nicht.« Judith sah ihn an. »Worüber machst du dir Sorgen, Robert? Hat das nicht was mit dem Flughafen zu tun?«
Franklin starrte auf das dunkle Schild. »Das denkt wahrscheinlich jeder.«
Vorsichtig schüttete er seinen Whisky in den Ausguß.
Nachdem er sein Auto am nächsten Morgen um sieben vor dem Supermarkt geparkt hatte, leerte Franklin sorgfältig seine Taschen und stopfte die Münzen ins Handschuhfach. Im Supermarkt war bereits der allmorgendliche Betrieb, und die 30 Drehkreuze klickten und schlugen ständig an. Seit Einführung des »24-Stunden-Tags« war das Einkaufszentrum nie geschlossen. Den Großteil der Leute bildeten Discount-Käufer, Hausfrauen, die unter Vertrag standen, riesige Mengen Nahrung, Kleidung und Gerätschaften zu stark reduzierten Preisen zu erstehen, und die somit gezwungen waren, den ganzen Tag von einem Supermarkt zum andern zu fahren, und sich Mühe geben mußten, ihre Kaufpläne einzuhalten, und mit den zusätzlichen Angeboten zu ringen, die immer wieder eingeschoben wurden, um die Programme lebendig zu gestalten.
Viele Frauen hatten sich zu Gruppen zusammengeschlossen, und als Franklin zum Eingang ging, stürmte ein ganzer Schwarm an ihm vorbei und auf die Autos zu; hastig stopften sie ihre Zahlstreifen in die Taschen und riefen sich gegenseitig etwas zu. Im nächsten Augenblick fuhren ihre Wagen aufheulend in einem Konvoi zur nächsten Marktzone davon.
Ein großes Neonzeichen über dem Eingang zeigte den letzten Discountsatz an – nur fünf Prozent –, der sich aus dem Umsatz errechnete. Die höchsten Discountsätze, die manchmal bis zu 25 Prozent gingen, wurden in den Siedlungen erzielt, in denen jüngere Büroangestellte wohnten. Dort hatte Geldausgeben einen starken gesellschaftlichen Aspekt, und der Wunsch, derjenige in der ganzen Nachbarschaft zu sein, der am meisten ausgab, wurde noch dadurch moralisch bestärkt, daß alle namentlich mit ihrem jeweiligen Kassenstand auf einer großen elektrischen Tafel im Foyer der Supermärkte angezeigt wurden. Je mehr einer ausgab, um so größer war sein Beitrag zu
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