Sieben Phantastische Geschichten
eins: mehr Arbeit. Und den Samen dazu legt die unterbewußte Werbung.«
»Was haben Sie vor?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Doktor, solange Sie sich nicht entschlossen haben, die Verantwortung mitzutragen.«
»Das kommt mir alles ein bißchen vor wie bei Don Quichotte«, bemerkte Franklin. »Gegen Windmühlen anstürmen. Man kann diese Dinger nicht einfach mit einer Axt zertrümmern.«
»Das würde ich auch nicht versuchen.« Hathaway machte die Tür auf. »Warten Sie nicht so lange mit Ihrer Entscheidung, Doktor. Vielleicht liegt sie dann gar nicht mehr bei Ihnen.« Er winkte mit dem Arm, dann war er verschwunden.
Auf dem Heimweg kamen Franklin erneut Zweifel. Der Gedanke einer Verschwörung war unsinnig, und die wirtschaftlichen Argumente klangen nur zu plausibel. Aber wie gewöhnlich hatte der glatte Köder, den Hathaway ihm unter die Nase hielt, einen Haken – Sonntagsarbeit. Seine ärztliche Beratung zog sich jetzt bis in den Sonntagmorgen hin, da man ihn zum Vertrauensarzt einer Autofabrik gemacht hatte, in der eine Sonntagsschicht eingeführt worden war. Aber anstatt diesen Eingriff in seine sowieso schon knappe Freizeit ühelzunehmen, war er darüber froh gewesen. Aus einem einzigen erschreckenden Grund – er benötigte das zusätzliche Einkommen.
Während er über die Schlange eilig dahinfahrender Autos blickte, bemerkte er, daß neben der Schnellstraße mindestens ein Dutzend der großen Schilder aufgestellt worden waren. Wie Hathaway gesagt hatte: Überall schossen neue aus dem Boden, überragten die Supermärkte in den Siedlungen wie rostige Metallsegel.
Judith war in der Küche, als er nach Hause kam, und sah sich auf dem kleinen Gerät über dem Herd das Fernsehprogramm an. Franklin stieg über einen großen Pappkarton, der noch verschlossen war und den Eingang versperrte, und gab ihr einen Kuß auf die Wange, während sie Zahlen auf ihren Notizblock kritzelte. Der angenehme Duft von gebratenem Huhn – oder vielmehr der Gelatineattrappe eines Hühnchens, gewürzt und bar aller giftigen oder nährenden Eigenschaften – besänftigte seinen Ärger, sie noch immer beim Spiel mit dem Spot-Verkäufer anzutreffen.
Er stieß mit dem Fuß gegen den Karton. »Was ist das?«
»Keine Ahnung, Liebling, zur Zeit trifft andauernd was ein, ich komme gar nicht mehr nach mit allem.« Sie betrachtete durch die Glastür des Backofens das Hühnchen – ein preiswerter Zwölfpfünder –, das die Größe eines Truthahns mit stilisierten Beinen und Flügeln und enormem Bruststück hatte, von dem das meiste nach dem Essen weggeworfen würde – es gab keine Hunde oder Katzen mehr, dafür sorgten die Krümel vom Tisch der reichen Leute –, und sah ihn dann scharf an.
»Du siehst ziemlich besorgt aus, Robert. War’s schlimm heute?«
Franklin murmelte etwas in sich hinein. Die vielen Stunden, die sie damit verbrachte, falsche Hinweise in den Gesichtern der Spot-Verkäufer zu entdecken, hatten Judiths Wahrnehmung geschärft. Er verspürte Mitleid mit der Legion von Ehemännern, die auf ähnliche Weise aus dem Feld geschlagen wurden.
»Hast du wieder mit diesem verrückten Beatnik gesprochen?«
»Hathaway? Ja, hab ich. So verrückt ist der gar nicht.« Er machte einen Schritt zurück und trat auf den Karton und hätte fast sein Glas verschüttet. »Na, sag schon, was es ist! Da ich die nächsten fünfzig Sonntage arbeiten muß, um es zu bezahlen, hätte ich es gern gewußt.«
Er sah auf den Seiten des Kartons nach und fand schließlich die Aufschrift. »Ein Fernsehapparat? Judith, brauchen wir denn noch einen? Wir haben doch schon drei. Im Wohnzimmer, im Eßzimmer und den hier in der Küche. Wofür soll der vierte sein?«
»Für das Gästezimmer, mein Lieber, reg dich nicht auf. Wir können im Gästezimmer doch kein tragbares Gerät aufstellen. Das wäre unhöflich. Ich bemühe mich ja, sparsam zu sein, aber vier Fernseher ist das absolute Minimum. Das kannst du überall nachlesen.«
» Und drei Radios?« Franklin starrte gereizt auf den Karton. »Wenn wir mal Besuch haben, was glaubst du wohl, wieviel Zeit der allein in seinem Zimmer verbringt, um fernzusehen? Judith, wir müssen aufhören damit. Es ist ja nicht so, als gäbe es all diese Dinge umsonst, nicht mal billig sind sie. Und außerdem ist Fernsehen sowieso eine völlige Zeitverschwendung. Wo es nur ein Programm gibt. Es ist einfach lächerlich, vier Geräte zu besitzen.« »Robert, es gibt vier Kanäle.«
»Aber die unterscheiden sich nur durch
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