Sieben Phantastische Geschichten
ihn. Franklin winkte ihn über den Hof zu sich und ging dann schnell zu seinem Wagen mit ihm.
»Was ist los, Doktor?« fragte Hathaway, während Franklin die Fenster hochkurbelte und einen Blick über die Reihen geparkter Autos warf. »Ist man hinter Ihnen her?«
Franklin lachte düster. »Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht, aber wenn es stimmt, was Sie behaupten, könnte es der Fall sein.«
Hathaway lachte und lehnte sich im Sitz zurück, das eine Knie stützte er am Armaturenbrett ab. »Sie haben also doch was gesehen, Doktor.«
»Also, ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber es besteht die Möglichkeit, daß Sie recht haben könnten. Heute morgen im Fairlawne-Supermarkt …« Er unterbrach sich und dachte voller Unbehagen an das große leere Schild, und wie er sich geradezu auf dem Absatz umgedreht hatte und zum Supermarkt zurückgegangen war, als er es aus der Nähe angesehen hatte, und er erzählte Hathaway davon.
Hathaway nickte. »Ich habe das Schild dort gesehen. Es ist ziemlich groß, aber lange nicht so groß wie manche von denen, die gerade aufgestellt werden. Überall werden sie aufgestellt. In der ganzen Stadt. Und was werden Sie jetzt tun, Doktor?«
Franklin umklammerte das Lenkrad. Die heimliche Belustigung in Hathaways Stimme irritierte ihn. »Natürlich nichts. Verdammt nochmal, es könnte sich genausogut um Autosuggestion handeln, wahrscheinlich haben Sie mich überhaupt erst dazu gebracht, mir vorzustellen –«
Hathaway richtete sich mit einem Ruck auf. »Das ist doch absurd, Doktor! Wenn Sie nicht mal mehr Ihren eigenen Gefühlen glauben können, was soll dann aus Ihnen werden? Sie dringen in Ihr Gehirn ein, und wenn Sie sich nicht wehren, werden sie es völlig in Besitz nehmen. Wir müssen sofort etwas tun, bevor wir alle paralysiert sind.«
Müde machte Franklin eine abweisende Handbewegung. »Einen Augenblick. Angenommen, diese Schilder werden tatsächlich überall aufgestellt, was wäre dagegen einzuwenden? Abgesehen davon, daß die riesigen Summen, die in all die vielen andern Millionen Schilder und Stellwände investiert wurden, vergeudet wären, müssen die Beträge, die noch uneingeschränkt ausgegeben werden können, unendlich klein sein. Einige der gegenwärtig angewandten Systeme für Hypotheken und Discountgeschäfte erstrekken sich bereits über die nächsten fünfzig Jahre. Und ein großer Handelskrieg hätte verheerende Folgen.«
»Völlig richtig, Doktor«, entgegnete Hathaway gleichmütig, »aber Sie dürfen dabei eins nicht vergessen. Wie würde diese zusätzliche Kaufkapazität zustandekommen? Durch eine gewaltige Produktionssteigerung. Schon jetzt hat man damit begonnen, den Arbeitstag von zwölf auf vierzehn Stunden zu verlängern. In manchen Produktionsstätten in der Stadt ist Sonntagsarbeit bereits die Norm. Können Sie sich das vorstellen, Doktor – eine 7-TageWoche, und jeder mit wenigstens drei Jobs gleichzeitig?«
Franklin schüttelte den Kopf. »Das werden die Leute nicht mitmachen.«
»Sie werden. Innerhalb der letzten 15 Jahre ist das Bruttosozialprodukt um 50 Prozent gestiegen, genauso wie die durchschnittliche Arbeitszeit. Am Ende werden wir alle täglich 14 Stunden arbeiten und Geld ausgeben, und zwar sieben Tage die Woche. Niemand wird es wagen, sich dagegen aufzulehnen. Überlegen Sie doch mal, was ein Zusammenbruch bedeuten würde – Millionen von Entlassungen, Leute, die Zeit hätten und nichts zu tun. Richtige Freizeit, und nicht etwa nur Zeit, um was zu kaufen.« Er packte Franklin an der Schulter. »Machen Sie mit, Doktor?«
Franklin befreite sich aus seinem Griff. Eine halbe Meile entfernt, halb verdeckt von der vierstöckigen Pathologischen Abteilung der Klinik, ragte die obere Hälfte eines der großen Schilder über die Dächer hinaus, zwischen seinen Gittern kletterten noch die Arbeiter herum. Die Flug zeuge, die die Stadt überflogen, wurden um das Krankenhaus herumgeleitet, so daß das Schild ganz offensichtlich in keinerlei Beziehung zum Flugverkehr stand.
»Besteht nicht ein Verbot für – wie hieß das gleich? – unterbewußtes Leben? Wie können die Gewerkschaften so etwas dulden?«
»Aus Angst vor Entlassungen. Sie kennen doch die neuen Wirtschaftsdogmen. Wenn die Produktion nicht ständig um inflationäre fünf Prozent steigt, erlebt die Wirtschaft einen Stillstand. Noch vor zehn Jahren hat gesteigerte Leistung auch die Produktion gesteigert, aber heutzutage wird dadurch kaum noch eine Wirkung erzielt – heute hilft nur noch
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