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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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diesen Chris.« Der Mann kicherte böse. »So etwas gehört sich nicht für anständige Mädchen.«
    Lisa wich zurück. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass von den Sieben Siegeln auf ihrem Unterarm ein pulsierendes Brennen ausging.
    Nur Einbildung, durchfuhr es sie. Nur Angst.
    »Lauf nicht weg, kleine Lisa«, wisperte die Gestalt und klang plötzlich viel näher, ganz nah an ihrem Ohr. »Mach es nicht schlimmer, als es ist.«
    »Nein«, krächzte Lisa. Sie hatte das Wort brüllen wollen, aber ihre Stimme versagte.
    »Ich bin da, Lisa. Ganz nah. «
    Sie warf sich herum, wollte davonlaufen – und prallte polternd gegen eine Holzwand, die sie in der Schwärze nicht sehen konnte. Der Schmerz zwang sie in die Knie.
    Über ihr funkelten die Augen, dann brach sich ein verirrter Streifen Helligkeit auf den Zähnen der Gestalt. Gelbe, stumpfe Altmännerzähne.
    Lisa hörte ein Zischen von etwas, das durch die Luft sauste.
    Etwas zuckte auf sie zu.
    Und dann wurde die Schwärze zu Helligkeit, und sie war an einem Ort, der ihren schlimmsten Albträumen entstammte.
    Auf drei Seiten das gleiche Bild: Schulbänke, die sich ins Endlose erstreckten. Leer, verlassen, aber überzogen mit den Krakeleien und Kerben tausender und abertausender Schülergenerationen. Lisa hatte noch nie Schulbänke gesehen, die so eng bemalt und bekritzelt waren.
    Als sie sich umdrehte, schaute sie auf ein graugrünes Band, das vom Horizont auf ihrer Rechten zu jenem zur Linken verlief. Eine unendliche Schultafel.
    Davor stand ein Junge. Er schrieb mit zitternden Fingern etwas an die Tafel.
    Ich bin ein böses Kind.
    Immer wieder den gleichen Satz. Zum zweihundertsten oder dreihundertsten Mal.
    Mit einem Mal schien er zu spüren, dass jemand hinter ihm stand. Er wirbelte herum und riss instinktiv die Hände vors Gesicht, so als erwartete er, geschlagen zu werden.
    Lisa erkannte ihn. »Toby?«
    Er senkte die Arme und schaute sie aus großen Augen an.
    »Lisa?«, stammelte er. »Was machst du denn hier?«
    Bevor sie antworten konnte, erhob sich neben ihr vor den Schulbänken ein finsterer Umriss, eine schwarze, kichernde Silhouette.
    »Schreib, Junge, schreib«, wisperte der Direktor. »Und du, Mädchen, wirst ihm Gesellschaft leisten.«

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    »Verdammt, wo steckt sie?«
    Panik sprach aus Nils’ Stimme. Weder Chris noch Kyra konnten ihn beruhigen, auch ihnen schnürte die Angst um Lisa die Kehlen zu. Hilflos zuzuschauen, wie ein anderer vom Erdboden verschluckt wurde, war beinahe noch schlimmer, als selbst in Gefahr zu sein.
    Sie stürmten durch die schmalen Gänge und Fluchten des Hexenhauses, bis sie wieder den Vorraum mit dem Hexenkessel erreichten. In wenigen raschen Sprüngen hasteten sie die Treppe hinunter und bogen, angeführt von Nils, in eine Schneise der unteren Ebene.
    Nach mehreren Ecken blieb Nils stehen und schaute sich gehetzt um. »Irgendwo hier muss sie gelandet sein.«
    Die Lichtpunkte der beiden Taschenlampen geisterten über die Wände.
    »Da ist was auf dem Boden.« Kyra bückte sich und streckte den Zeigefinger aus. Vor sich hatte sie einen schimmernden Tropfen entdeckt. Als sie den Finger zurückzog und daran roch, blieb ihr fast die Stimme weg. »Das ist Blut«, flüsterte sie.
    »Oh nein!« Nils taumelte einen Schritt zurück.
    »Nur ein Tropfen«, sagte Kyra schnell. »Das bedeutet gar nichts.«
    Nils ließ sich nicht beruhigen. »Lisa?«, rief er lautstark hinaus in die Finsternis des Hexenhauses. »Lisa, wo bist du?«
    Kyra richtete sich auf und sah Chris an. Sein Anblick erschreckte sie. Noch nie hatte sie ihn so bleich und verstört gesehen.
    »Mein Gott«, flüsterte er. »Das kann doch nicht sein, oder?«
    Kyra wusste, was er meinte. Bei allem, was sie seit dem Erscheinen der Sieben Siegel durchgemacht hatten, war dies das erste Mal, dass sie ernsthaft fürchten mussten, einem von ihnen sei etwas Schlimmes zugestoßen. So schlimm, dass keiner wagte, es auszusprechen.
    »Sie muss doch hier irgendwo sein«, stammelte Nils. Hastig lief er den Gang hinunter, ohne auf die beiden anderen zu warten. Aber natürlich folgten sie ihm nur Augenblicke später tiefer in den Irrgarten des Hexenhauses.
    Sie passierten eine Kreuzung, bogen um mehrere Ecken und hatten dabei immer das Gefühl, im Kreis zu gehen. Tatsächlich waren die Hauptwege des Hexenhauses angelegt wie eine Spirale. Dadurch entstand der Eindruck, die Ausdehnung der Gänge und Schächte nähme kein Ende.
    In einem niedrigen Raum mit dunkelgrün

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