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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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bemalten Wänden blieben sie stehen. Der Boden zu beiden Seiten des schmalen Mittelwegs war leicht erhöht, daraus stachen bizarre Fantasiegewächse hervor. Den Tag über hatten Schüler in einem flachen Zwischenraum unter den Pflanzen gelegen und ihre Arme von unten in die dicken Stängel und Stiele der Hexenpflanzen gesteckt. Mit ihren Händen hatten sie scharfzahnige Blütenmäuler auf- und zuschnappen lassen wie hungrige Drachenbabys.
    »Der Kräutergarten der Hexe.« Nils schwenkte die Taschenlampe umher. Ihr Lichtkegel erzeugte zwischen den Gewächsen zuckende Schattengespenster.
    Nils hatte als Einziger von ihnen an einer Führung durch das Hexenhaus teilgenommen. Kyra und Chris dagegen waren zum ersten Mal hier, und beide fanden, dass die Illusion um diese Uhrzeit fast ein wenig zu perfekt war.
    »Da vorne!« Chris sprang plötzlich vor, geradewegs in das unheimliche Pflanzenbeet.
    Nils und Kyra versuchten erschrocken, ihm mit den Lichtkegeln der Lampen zu folgen, doch alles, was sie sahen, war ein Chaos aus abgebrochenen Kunstpflanzen, die wild umherflogen, als Chris und eine zweite Gestalt ringend durch die Kulisse rollten. Lautes Poltern und Rumpeln erschütterten die Dekorationen.
    Eine weibliche Stimme rief etwas, das wie »Aufhören« und »Warte« klang – aber es war nicht Lisa.
    Kyra machte einen Satz, zerbrach weitere Gewächse aus Kunststoff und Pappe, und war innerhalb von Sekunden bei Chris und dem Mädchen.
    »Mara?« Kyra leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Was machst du denn hier?«
    »Und ihr?«, gab sie schnippisch zurück. Mara war ein paar Jahre älter als die Freunde, aber im Augenblick machte das keinen Unterschied mehr. Sie kauerte am Boden, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Schienbein und schoss zornige Blicke auf Chris ab, der sich ein wenig verschämt aufrappelte.
    »Ich dachte –«, begann er, wurde aber von Mara unterbrochen:
    »Was? Dass ich ein Monster bin, das in der Schule Amok läuft?« Sie schnaubte verächtlich.
    »Vielleicht sollten sich Kinder wie ihr nicht allein im Dunkeln rumtreiben.«
    Kyra ließ sich von Maras herablassendem Tonfall nicht beeindrucken. »Vielleicht verrätst du uns, warum du dich hier rumtreibst.«
    Nils trat neben Kyra und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und warum du deine Taschenlampe nicht eingeschaltet hattest. Wolltest wohl deine Sehnerven im Dunkeln trainieren?« Er deutete auf eine Lampe, die neben Mara am Boden lag.
    Mara wich den Blicken der drei aus, atmete tief durch und erhob sich schließlich. »Ich bin die Organisatorin. Ich bin nur hier, um nachzuprüfen, ob alles in Ordnung ist. Das ist mein Job.«
    » Mein Job « , ahmte Nils sie hämisch nach. »Du bist ja so erwachsen, was?«
    Mara tat, als hätte sie ihn gar nicht gehört.
    »Alles überprüfen«, wiederholte Kyra zweifelnd. »So ganz ohne Licht? Oder wolltest du vielleicht, dass wir dich nicht bemerken?«
    »Wieso denn das? Unsinn!« Mara versuchte, höhnisch zu klingen, aber sie konnte ein leichtes Schwanken in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Den drei Freunden war klar, dass sie nicht aufrichtig war.
    Chris klopfte sich Staub und Erde von seiner schwarzen Kleidung. Auch er trug – genau wie Mara – stets schwarz.
    »Ich bin euch keine Rechenschaft schuldig«, erklärte Mara und rümpfte die Nase.
    »Wir suchen meine Schwester«, sagte Nils. »Hast du sie hier irgendwo gesehen?«
    »Die Kleine mit den kurzen Haaren?« Mara schüttelte den Kopf. »Nee, hab ich nicht.«
    »Du musst doch gehört haben, wie wir nach ihr gerufen haben.« Chris musterte sie voller Misstrauen. Er hätte nicht zu sagen vermocht, was genau ihn an Maras unerwartetem Auftauchen störte. Fest stand nur, dass sie ihn nervös machte. Und das lag nicht allein an der Tatsache, dass Mara ein außergewöhnlich hübsches Mädchen war.
    »Gehört?« Ihre Bewegungen wurden fahrig. »Na klar.«
    »Warum hast du dann nichts gesagt?«, wollte Kyra wissen.
    »Ihr habt ja nicht mich gerufen, oder?« Maras Mimik wechselte von Sekunde zu Sekunde, war mal herausfordernd, mal unsicher.
    Kyra fiel auf, dass Mara zwar ihr Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen verlagerte, dabei jedoch nie zur Seite trat – fast so, als verberge sie etwas hinter ihrem Rücken.
    »Was versteckst du denn da?«, fragte Kyra und machte Anstalten, um Mara herumzugehen.
    Mara verstellte ihr den Weg. »Nichts. Was sollte ich hier wohl verstecken?«
    »Das wüsste ich auch gern«, sagte Chris

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