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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Hitzewelle entgegenraste.
    »Feuer«, brüllte Chris. »Wartet«
    Alle kamen stolpernd zum Stehen. Gerade noch rechtzeitig. Eine weißgelbe Feuerlohe schoss ihnen entgegen. Der untere Teil der Wendeltreppe stand in Flammen! Und das Feuer tobte immer höher, kroch die Stufen herauf, näherte sich ihnen.
    »Raus hier!« Nils warf sich von innen gegen die Tür, stieß sie auf.
    Polternd stürzten die vier hinaus auf einen Gang, der sich kaum von jenem im Stockwerk darüber unterschied. Kyra warf die Tür zu, und im selben Moment verstummte das Knistern und Prasseln dahinter. Sie zögerte, dann presste sie ein Ohr an das Holz der Tür. Nichts war zu hören – es herrschte Stille. Kyra bückte sich, legte einen Finger an den Spalt unter der Tür. Eiskalte Luft wehte daraus hervor.
    »Das ist kein echtes Feuer«, flüsterte sie.
    Doch als sie die Tür vorsichtig ein Stück weit öffnete, schossen im Inneren des Schachts sogleich neue Flammen empor. Rasch warf sie die Tür wieder zu. Das Prasseln erstarb.
    »Er will uns festsetzen«, entfuhr es Chris. »Die Treppe brennt nur, wenn wir sie betreten wollen.«
    Kyra nickte. »Er spielt mit uns.«
    Lisa betrachtete die Aufschrift auf dem Notausgang. »Feuertreppe«, las sie vor. »Immerhin hat er Sinn für Humor.«
    »Aus irgendeinem Grund hat er Macht über das Gebäude«, sagte Chris.
    Nils knautschte gedankenverloren die Monstermaske in seiner Faust zusammen. »Er hat es ja auch seine Schule genannt.«
    »Ist das ein Geist? Ein Dämon? Ein Hexer?« Lisa schüttelte den Kopf. »Wir wissen nichts über ihn. Wie sollen wir uns da gegen ihn wehren?«
    »Wie wär’s, wenn wir erst mal vom Gang verschwinden?«, schlug Chris vor. »Hier findet er uns auf jeden Fall.«
    »Da rüber!« Nils zeigte auf eine Doppeltür, nur wenige Schritte entfernt. »Das ist der alte Speisesaal.«
    »Das Hexenhaus?«, fragte Lisa zweifelnd. »Wie passend.«
    »Zumindest gibt es nirgends in der Schule eine bessere Möglichkeit, sich zu verstecken.«
    Der leer stehende Speisesaal war von den Schülern zum Inneren eines überdimensionalen Hexenhauses umgebaut worden. Dadurch waren Attraktionen entstanden, die alle in irgendeinem Zusammenhang zum klassischen Hexenhaus des Märchens standen, ein Irrgarten aus fantastischen Kulissen und Dekorationen.
    Nach einem letzten Blick den leeren Gang hinunter – die unheimliche Gestalt war nirgends zu sehen –, eilten sie durch die Tür und schlossen sie hinter sich. Chris schob einen Stuhl von innen unter die Klinke. Er dachte nicht darüber nach, ob diese Vorsichtsmaßnahme gegen einen Feind Wirkung zeigen würde, der aus dem Nichts heraus Feuer entfachen konnte. Es war das Gefühl der Sicherheit, das zählte, nicht das, was seine Vernunft ihm sagte.
    Das Hexenhaus war das Herzstück der Geisterbahn, in die die Schüler den Altbau verwandelt hatten. Es war der Stolz aller, und kein anderes Horrorszenarium im ganzen Gebäude hatte die Besucher mehr beeindruckt.
    Aus Sperrholzwänden hatten die Schüler einen Irrgarten aus Kammern, Fluchten und verwinkelten Schächten gebaut. Die Decke des Saals war ungemein hoch, sodass die gesamte Dekoration sich über zwei, stellenweise sogar drei gedrungene Ebenen erstreckte. Die einfallsreiche Konstruktion konnte es mit jeder professionellen Geisterbahn auf irgendeinem Jahrmarkt aufnehmen.
    Gleich hinter dem Eingang stand inmitten eines höhlenartigen Raumes ein riesiger Hexenkessel, den die Besucher durch einen Zugang betreten konnten. Im Inneren erwartete sie eine bizarre Lichtshow, die den Eindruck von Flammen und Glut erzeugte. Am Boden des Kessels waren Tierknochen ausgestreut.
    Rund um die Kesselhöhle mündeten Stollen, baufällig wirkende Holztreppen und enge Schächte, durch die man nur auf allen vieren kriechen konnte. Wände, Böden und Decke der Kulissen waren in dunklem Braun und Schwarz gehalten. Die Schüler hatten sie mit dem Muster von gemasertem Holz bemalt, sodass man auf den ersten Blick den Eindruck erhielt, die gesamte Attrappe sei aus alten Balken und Bohlen zusammengezimmert, ähnlich dem Inneren einer albtraumhaften Felsenmine. Trotz des baufälligen Aussehens war jeder Punkt des Hexenhauses begehbar, und überall warteten in Nischen und hinter Falltüren unheimliche Überraschungen. Da jedes Element zum Thema des Hexenhauses passen musste, gab es riesige schwarze Raben aus Pappmaschee, deren Augen teuflisch glitzerten; schwarze Kater so groß wie Rinder, mit buckligen Rücken und gesträubtem Fell;

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