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Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween

Titel: Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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auseinander.
    »Spinnt ihr jetzt alle beide?«, fuhr Kyra sie an. »Meint ihr nicht, es gäbe Besseres zu tun, als euch hier im Dreck rumzubalgen?«
    »Wenn wir Lisa auf diese Weise retten können, müssen wir die Alraune zerstören«, erwiderte Nils wütend.
    Mara befreite sich aus Chris’ Griff. »Seit Jahren wünsche ich mir ein Stück echte Hexerei. Irgendwas, das beweist, dass es Magie wirklich gibt. Und jetzt hab ich endlich die Alraunen. Ich werde bestimmt nicht dabei zuschauen, wie ihr drei wieder alles zunichte macht.«
    Kyra drehte sich schlagartig um. »Tut mir Leid«, sagte sie leise, machte einen Satz auf die Alraune zu und griff mit beiden Händen den Stängel. Bevor Mara etwas unternehmen konnte, hatte Kyra die Pflanze aus dem Topf gerissen.
     

» Nein! « , kreischte Mara, aber Nils und Chris packten sie an den Armen und hielten sie fest.
    »Das dürft ihr nicht tun!«
    Kyra betrachtete schockiert die Pflanze in ihren Händen. Erst die Blätter, dann den Stiel, schließlich die Wurzelknolle.
    Die Legenden waren wahr. Die Wurzel hatte die Form eines Menschen.
    Arme. Beine. Kopf.
    Und sogar ein Gesicht.
    Kyra entfuhr ein entsetztes Keuchen. Sie kannte das Gesicht des Wurzelwesens.
    Es war ihr eigenes.

Die Strafe des Direktors
    Vom fernen Horizont wehte ein eiskalter Wind über das Meer der Schulbänke. Lisa vermochte nicht zu sagen, ob sich das gigantische Klassenzimmer im Freien oder innerhalb eines unermesslich großen Gebäudes befand. Über ihr war nichts als Weiß, und doch war es keine Wolkendecke. Dieses Weiß verströmte kaum Licht, es wirkte kalkig und ungesund – wie die Decke eines Schulzimmers. Sie musste so unendlich hoch über ihnen schweben, dass weder Struktur noch Ränder zu erkennen waren.
    Das Weiß war ein Hinweis darauf, dass es hoch über ihnen so etwas wie ein Dach gab. Der Wind allerdings widerlegte diese Theorie; er sprach eher dafür, dass sie sich unter einem freien, fremden Himmel aufhielten.
    Irgendwann hörte Lisa auf, sich Gedanken über solche Belanglosigkeiten zu machen. Was immer dies alles war – eine andere Dimension, eine fremde Welt, oder gar ein Ort irgendwo auf der Erde – machte letztlich keinen Unterschied. Sie und Toby waren gefangen. Das allein zählte.
    Der Direktor war vor wenigen Augenblicken zwischen den Bänken im Boden versunken, hatte sich in eine Wolke aus ranzigem Gestank und Kreidestaub aufgelöst.
    Toby stand an der Tafel und schrieb Satz um Satz, wagte kaum, über die Schulter zurück zu Lisa zu schauen. Sie machte ihm deswegen keinen Vorwurf. Der dämonische Oberlehrer hatte ihm genug angetan.
    Lisa war nicht geschlagen worden. Das war die gute Nachricht. Die schlechte war, dass sie die bekritzelten Schulbänke reinigen musste – bis in alle Ewigkeit, hatte der Direktor verkündet. Zu diesem Zweck war auf einem der Tische ein ausgefranster Lappen erschienen, der nach Tod und Verwesung roch.
    »Ein Stück von meinem Leichentuch«, hatte der Direktor geflüstert. Dabei hatte sich seine verdorrte Zunge zwischen seinen Lippen bewegt wie ein Tier im Todeskampf.
    Neben dem Lappen stand eine Schale mit einer stinkenden Flüssigkeit.
    »Ich möchte wissen, was das für ein Zeug ist«, murmelte Lisa und schüttelte sich vor Ekel.
    »Tu einfach, was er dir befohlen hat«, sagte Toby, ohne sich umzudrehen. Die Furcht saß ihm zu tief in den Knochen.
    Lisa musste sich überwinden, das Leichentuch anzufassen. Sie packte es und tunkte einen Zipfel in die Schale. Die Flüssigkeit war lauwarm; sie zischte und dampfte wie Säure, als sie mit dem Tuch in Berührung kam.
    Lisa schluckte, dann rieb sie probeweise mit dem feuchten Stoff über die Oberfläche der Schulbank. Sie musste ziemlich hart darauf herumrubbeln und -kratzen, bis sich ein winziger Teil der Krakeleien auflöste.
    »Warum hat er dich nicht geschlagen?«, fragte Toby leise. Seine Hand mit der Kreide schrieb weiter an die Tafel: Ich bin ein böses Kind.
    »Keine Ahnung.« Lisa rieb noch einmal über die Tischplatte, dann legte sie den Lappen beiseite und trat zu Toby an die Tafel.
    »Du kannst jetzt aufhören«, sagte sie. »Er ist nicht mehr hier.«
    Toby schrieb weiter. »Er wird kontrollieren, wie viel wir geschafft haben. Er spürt es, wenn wir nicht gehorchen.«
    Lisa legte sanft eine Hand auf seine Schulter. Toby fuhr zusammen. Lisa nahm an, die Berührung bereite ihm Schmerzen. Vielleicht hatte der Direktor ihn an der Schulter getroffen. Doch Toby schüttelte hastig den Kopf.
    »Schon

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