Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween
sogar weiter in einem Raum hier in der Schule und schrieb noch jahrelang alles auf, was rundherum passierte. Die Wogen glätteten sich, und bald hatte wieder alles seine Ordnung.«
»Ich verstehe aber noch immer nicht, was das mit den Alraunen zu tun hat«, sagte Nils.
Kyra war in Gedanken schon vorausgeeilt. Sie ahnte, was Mara ihnen als Nächstes erzählen würde.
»Die Schwester des Direktors war eine ziemlich kauzige Gestalt«, sagte Mara. »Sie verstand sich auf allerlei Hausmittelchen, Liebeszauber und so’n Zeug. Als sie starb, haben die Giebelsteiner verhindert, dass sie auf dem hiesigen Friedhof begraben wurde. Man brachte den Leichnam in eine andere Stadt und beerdigte ihn dort.«
Kyra seufzte. »Das hat dir gefallen, was?«
»Sie war eine Hexe«, erwiderte Mara triumphierend.
»Wohl eher irgendein hutzeliges Kräuterweib«, meinte Nils.
»In der Schulchronik hat sie einen Spruch niedergeschrieben, der dem Gebäude auf alle Zeiten Glück bringen sollte«, erklärte Mara. »Sie hat es immer nur gut gemeint. Sonst hätte sie wohl kaum die schreckliche Geschichte über ihren Bruder aufgeschrieben.«
»Und die Alraunen? Wie passen die nun in deine Geschichte?«, fragte Chris.
»In den letzten Band der Chronik hat die Schwester des Direktors einen kleinen Umschlag geklebt, versteckt unter dem Leinen. Ich hab ihn selbst nur durch Zufall gefunden. Darin waren vier Samenkörner und ein Zettel, wieder mit diesem Spruch und Anweisungen, was man mit den Samenkörnern tun sollte. Dabei stand, dass man damit gutes Gelingen bewirkt für alles, was mit der Schule zu tun hat.«
Die drei Freunde schauten einander erschüttert an.
Schließlich wandte Kyra sich an Mara. »Sie hat dich reingelegt. Die Alraunen und die Beschwörungsformel sollten nie irgendetwas Gutes bewirken.«
»Was denn sonst?«
»Das Ganze war ein Trick.« Kyra holte tief Luft. »In Wirklichkeit wollte sie ihren Bruder wieder zum Leben erwecken.«
»Aber das ist doch –«
»Nein, Mara, es ist die Wahrheit. Du hast genau das getan, was sie immer geplant hat. Du hast den Geist des Direktors heraufbeschworen. Er ist hier. Hier in der Schule.«
»Ihr seid ja verrückt!«
»Wie kannst du eine Hexe sein wollen, wenn du noch nicht einmal an das Übernatürliche glaubst?«
»Tu ich ja«, verteidigte sich Mara. »Aber ich würde nie –«
»Du hast es nicht absichtlich getan, ich weiß«, sagte Kyra. »Aber wir haben ihn gesehen. Der Direktor ist zurückgekehrt. Und er hat höchstwahrscheinlich Lisa in seine Gewalt gebracht.«
Kyra sagte »in seine Gewalt gebracht«, weil alles Schlimmere ihr einfach nicht über die Lippen kommen wollte.
»Ich glaub euch kein Wort«, sagte Mara.
»Wir haben ihn gesehen « , gab Chris zurück.
»Wer weiß, was ihr gesehen habt«, erwiderte sie herablassend. »Ihr seid nur Kinder. Vielleicht hat euch eine der Puppen erschreckt.«
Nils schäumte vor Wut. Die ganze Zeit über hatte er die grüne Monstermaske in der Hand gehalten; jetzt schleuderte er sie zornig vor seine Füße. »Das darf ja wohl nicht wahr sein! Erst baust du so’n Mist, und dann streitest du auch noch alles ab!«
Mara blickte zu Boden und schien zu überlegen. »Sagen wir mal, ihr hättet Recht«, sagte sie schließlich, »was sollen wir dann tun?«
Kyra deutete auf die Pflanze. »Wenn es die Alraunen sind, die den Direktor zurück ins Leben gerufen haben, dann müssen wir sie zerstören.«
»Nein!« Maras Stimme war schrill, und sie legte eine Hand schützend über das Pflänzchen wie eine Mutter über ihr Kind.
»Lisas Leben steht auf dem Spiel«, fuhr Nils sie an.
»Und unser eigenes«, ergänzte Chris.
»Ihr dürft die Alraunen nicht zerstören! Das sind Hexenpflanzen!« Ihr Tonfall verdeutlichte den Freunden, wie sehr sie sich wünschte, selbst eine mächtige Hexe zu sein.
So also findet das Arkanum seinen Nachwuchs, dachte Kyra. Junge Mädchen wie Mara, die vom Zauber der Hexerei angezogen und Schritt für Schritt auf die Seite des Bösen gezogen werden. Ein gefundenes Fressen für den Geheimbund der Hexen.
Nils platzte der Kragen. Er stiefelte auf Mara zu, packte sie grob und wollte nach der Alraune greifen. Mara schrie auf und versuchte, sich loszureißen. Beide flogen zur Seite und polterten in die Dekoration. Die Alraune glitt Mara aus der Hand und fiel auf den Boden. Kunstpflanzen wurden umhergeschleudert, Plastik splitterte, Pappe zerriss.
Kyra und Chris gingen dazwischen. Sie zerrten die beiden Streithähne
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