Sieben Siegel 08 - Teuflisches Halloween
Energie, die ihn am Leben hält.«
Sie erreichten die Kesselhöhle, und Augenblicke später stürmten sie durch die Tür des Speisesaales hinaus auf den dunklen Flur. Mara verhedderte sich in den schwarzen Stoffbahnen an den Wänden und schlug einen Augenblick lang panisch um sich, ehe sie wieder freikam und mit den Freunden Richtung Treppenhaus rannte.
»Nach oben oder unten?«, fragte Nils, als sie die Stufen erreichten.
»Wir trennen uns«, entschied Kyra. »Wir müssen die Alraunen so schnell wie möglich finden und zerstören. Denkt an Lisa!«
Weder Chris noch Nils schien der Vorschlag zu gefallen, sich allein auf die Suche nach den Hexenpflanzen zu machen, aber sie sahen ein, dass dies ihre einzige Chance war.
»Gut, ich gehe nach oben und nehme mir die Lagune vor«, sagte Chris.
Kyra warf einen Blick auf Mara, die noch immer unter Schock stand und am ganzen Leib zitterte. »Nils, geh du mit Chris. Mara und ich suchen die Alraune unten im Erdgeschoss.«
»Bist du sicher?«, fragte Nils zweifelnd. Die Vorstellung, Kyra mit Mara allein zu lassen, erfüllte ihn mit Unbehagen.
»Ganz sicher«, erwiderte Kyra. »Wir schaffen das schon. Oder, Mara?«
Das ältere Mädchen nickte geistesabwesend.
Chris machte sich auf den Weg nach oben, gefolgt von Nils. Nach wenigen Stufen blieben sie noch einmal stehen. »Wir kommen nach, so schnell wir können.«
»In Ordnung«, entgegnete Kyra. »Lasst euch nicht erwischen, ja?«
Chris schenkte ihr ein Lächeln, dann verschwanden die beiden Jungen im dunklen Treppenhaus.
Kyra schaute sich um. Aus der Tür des Speisesaals quoll Finsternis wie schwarzes Papier, das ein Windstoß ins Freie trug. Der Direktor war ihnen auf den Fersen.
»Komm«, rief sie und lief die Treppe hinunter. Mara rannte hinterher.
Als sie im Erdgeschoss ankamen, hörten sie, dass der Direktor ihnen folgte. Es waren nicht so sehr seine Schritte auf den Steinstufen, die sein Näherkommen verrieten; es war sein durchdringendes Röcheln und Keuchen – der Atem des Untoten.
»Das Kürbiszimmer ist da drüben«, rief Mara und deutete den Korridor am Fuß der Treppe hinunter.
Der Raum lag ganz am Ende des Ganges.
»Mist«, fluchte Kyra, »das ist ja ’ne Sackgasse.«
»Ich kann’s nicht ändern«, gab Mara zurück, die ihren ersten Schrecken allmählich überwunden hatte.
Wenn sie dort hinunterliefen, konnte der Direktor ihnen mühelos den Rückweg versperren.
Dennoch – es war die einzige Möglichkeit. Und vielleicht gelang es ihnen ja, ihren Gegner so lange abzulenken, bis Chris und Nils die Alraune im zweiten Stock zerstört hatten. Möglich, dass ihnen das einen Vorteil verschaffte.
Der Leichengestank folgte ihnen, als sie den Korridor hinunterliefen, vorbei an geschlossenen Türen, die weitere Halloween-Attraktionen verbargen. Wer hatte heute Nachmittag schon ahnen können, dass am Abend das wahre Grauen Einzug in der Schlossschule halten würde?
Kyra schaute über die Schulter nach hinten.
»Die Tür ist doch nicht abgeschlossen, oder?«
Der Direktor war am Fuß der Treppe angelangt und nahm erneut die Verfolgung auf. Die ganze Zeit über murmelte und zischelte er vor sich hin, aber weder Kyra noch Mara verstanden seine Worte.
»Sie müsste offen sein«, erwiderte Mara hastig. »Ich hab sie jedenfalls nicht abgeschlossen.«
Kyra erreichte die Tür als Erste. Sie drückte die Klinke hinunter. Sekundenlang durchfuhr sie die schreckliche Gewissheit, dass der Eingang des Kürbiszimmers verschlossen war. Sie würden hilflos dastehen müssen, in die Enge getrieben, während der Direktor mit seinem Rohrstock näher und näher kam.
Aber, nein – schließlich war Mara im Besitz des Schlüsselbunds.
Die Tür schwang jedoch auch ohne Maras Zutun auf. Die beiden sprangen Seite an Seite hindurch: die Tochter einer Hexe und das Mädchen, das alles gegeben hätte, um eine echte Hexe zu werden.
Kyra warf die Tür hinter sich zu.
»Hier«, Mara zog einen klirrenden Schlüsselbund aus der Tasche, »lass mich mal.«
Mit bebenden Händen wählte sie einen der Schlüssel aus und versuchte, ihn ins Schloss zu stecken.
Er passte nicht.
»Mist!«, fluchte Mara.
Sie probierte es mit einem anderen. Vergeblich.
»Beeil dich«, trieb Kyra sie an. »Er wird gleich an der Tür sein! Du musst sie abschließen!« Sie umklammerte die Klinke, in der sinnlosen Hoffnung, ihren Gegner so aufhalten zu können.
Mara versuchte es mit einem dritten Schlüssel. Dann mit einem vierten.
»Ich find nicht den
Weitere Kostenlose Bücher