Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Titel: Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
die beiden anderen?«
    »Die zweite war Nimue – so lautet der wahre Name der Dame vom See. Und die dritte, jene ohne Namen, war die Königin des Wüsten Landes, über die man heute so gut wie nichts mehr weiß. Sie ist aus der Erinnerung der Menschen verschwunden.«
    Kyra überlegte fieberhaft. »Die Zahl drei, ist das ein Zufall?«
    »Du bist clever«, lobte die Frau sie. »Nein, es ist kein Zufall. Als die drei Königinnen gemeinsam mit Artus in die Anderswelt übersetzten, blieb etwas von ihnen in unserer Welt haften: Ihre Schatten verließen sie, weil die Schatten magischer Wesen den Übergang auf die andere Seite nicht so mühelos bewältigen können wie ihre Körper. Die Schatten der drei Zauberinnen blieben zurück, und ohne ihre Herrinnen sehnten sie sich nach der Macht und Magie, die sie einst besaßen. Diese Gier verdarb und veränderte sie. Aus ihnen wurden – du hast es sicherlich schon erraten – die Drei Mütter des Arkanums.«
    »Die Drei Mütter waren einst nur Schatten! « , vergewisserte sich Kyra.
    »Sie waren die Schatten der drei größten Zauberinnen, die diese Welt je gesehen hat, und mit einem Mal waren sie auf sich allein gestellt. Als Erstes erschufen sie sich Körper, die sie auch heute noch hin und wieder benutzen – allerdings nicht immer. Meist wandeln sie als Schatten über die Erde, und das bedeutet, sie können jederzeit an jedem Ort sein, ohne dass irgendwer sie bemerkt.« Die Frau seufzte. »Aber heute geht es nicht um die Drei Mütter, sondern um Morgana.«
    »Warum ist sie hinter mir her?«, fragte Kyra.
    »Weil sie wusste, dass ich dich um deine Hilfe bitten würde. Viele in der Welt der Magie sind auf dich aufmerksam geworden, spätestens seit du Trägerin der Sieben Siegel bist, und Morgana ist keine Ausnahme. Ich bekämpfe sie seit Jahrhunderten, und ich kenne ihre Macht, so wie sie die meine kennt. Bei unseren letzten Zusammentreffen gab es keine Siegerin und keine Verliererin. Sie weiß also, dass du eine Gefahr für sie bist, denn es gibt niemanden, dem ich mehr vertrauen würde als dir.«
    Kyra hatte eine Million Fragen. Sie wusste gar nicht recht, wo sie anfangen sollte. Doch ehe sie auch nur ein einziges Wort über die Lippen brachte, sah sie, wie die sonderbare Frau ganz steif und angespannt wurde.
    »Was ist?«, wollte Kyra wissen.
    »Etwas … kommt«, flüsterte die Frau, und Sorge stand plötzlich in ihrem Blick. »Morgana. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so schnell vom Verlust ihrer Nymphen erholt. Aber wie’s scheint, habe ich mich getäuscht.« Wieder ergriff sie Kyras Hand und zog sie zurück zu den Kühen, wo noch immer der Ast mit dem Mistelzweig im Gras lag. »Wir hätten nicht so lange hier bleiben dürfen. Mein Fehler.«
    Die Frau ergriff gerade den Ast und wollte Kyra dazu bewegen, sich mit ihr darauf zu schwingen, als die Oberfläche des Sees erneut in Bewegung geriet und sich an mehreren Stellen ausbeulte wie ein Tuch, unter dem sich die Umrisse von Steinen abheben. Die Beulen wuchsen an und brachen auf, als sich Köpfe daraus hervorschälten. Frauenköpfe. Nymphengesichter.
    »Keine Zeit mehr, um davonzufliegen«, stieß die Frau atemlos aus. »Wir müssen dich auf anderem Wege in Sicherheit bringen.«
    »Was ist mit Ihnen?«
    »Allein werde ich schon mit ihnen fertig.« Sie wedelte rasch mit dem Salzbeutel. »Aber solange du bei mir bist, könnten sie dich als Geisel nehmen. Das ist zu gefährlich.«
    »Geben Sie mir einfach was von dem Zaubersalz ab«, verlangte Kyra.
    Die Frau strich ihr stolz über die roten Locken. »Du bist sehr mutig, Kyra. Und es wird die Zeit kommen, wenn du es mühelos mit Nymphen und schlimmeren Kreaturen aufnehmen kannst. Bis dahin aber musst du dich noch gedulden.« Sie lächelte Kyra aufmunternd zu. »Erinnerst du dich an das Cottage, in dem du und dein Vater untergebracht seid?«
    »Rose Cottage? Natürlich erinnere ich mich.«
    Was war das für eine Frage? Schließlich war es noch nicht lange her, dass sie dort gewesen war.
    »Erinnerst du dich an den Geruch des Hauses?«
    Das war schon schwieriger. »Hm, der Geruch … Ja, ich glaube schon.«
    »Und an die Farben an den Wänden, in irgendeinem Raum?«
    »Sicher.«
    »Gut, dann konzentriere dich jetzt ganz fest auf die Farbe und den Geruch.«
    Während Kyra versuchte, sich beides so gut wie möglich in Erinnerung zu rufen, blickte die Frau hastig über ihre Schulter zum See. Zwölf Nymphen erhoben sich aus dem Wasser. Dort, wo noch Wasser über ihre Körper

Weitere Kostenlose Bücher