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Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Titel: Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Mutter musste viel älter sein als die Frau mit dem Mistelzweig. Außerdem hatte Tante Kassandra ihr immer wieder erzählt, dass ihre Mutter tot sei. Und Kassandra hätte sie niemals belogen, unter gar keinen Umständen.
    Kyra stand kurz davor, die Frau einfach darauf anzusprechen, als diese ihr zuvorkam und erneut das Wort ergriff. »Was haben die Nymphen gesagt, wohin sie dich bringen wollten?«
    »Sie erwähnten so was wie das ›Land der Äpfel‹.«
    Die Frau nickte nachdenklich. »Das ist ein anderer Name für die Anderswelt. Morgana erwartet dich dort.«
    »Sie sind mir ein paar Erklärungen schuldig, finde ich.«
    »Schon möglich.«
    »Warum fangen Sie nicht mit Ihrem Namen an?«
    Die Frau zögerte und strich geistesabwesend über das Fell der Kuh, hinter der Kyra in Deckung gegangen war. »Mein Name … nun, du weißt sicher, dass Namen magische Macht besitzen. Es wäre nicht gut, meinen so nahe beim Dozmary Pool zu erwähnen.«
    »Doz … -was?«
    »Dozmary Pool. So heißt dieser See. Hier erhielt König Artus von der Dame vom See sein Schwert Excalibur.«
    Kyra kannte die Legende von König Artus und der Tafelrunde, weil sie ein paar Mal einen alten Film darüber im Fernsehen gesehen hatte – sonntags, wenn immer die alten Schinken liefen –, und auch Tante Kassandra hatte ihr davon erzählt, als Kyra noch ein kleines Kind gewesen war. Aber jedes Detail hatte sie nicht mehr im Kopf. So hatte sie keine Ahnung, welche Rolle diese Dame vom See gespielt hatte, und sie fragte danach.
    »Die Dame vom See«, erklärte die Hexe, »ist eine mächtige Zauberin, ähnlich wie Morgana, nur dass sie niemals versucht hat, Macht über Menschen zu erlangen oder gar Tod und Verdammnis über die Welt zu bringen. Hin und wieder, wenn sich die Waage des Schicksals allzu sehr zur guten oder schlechten Seite neigt, greift sie in die Ereignisse ein. So war zum Beispiel sie es, die den Ritter Lancelot großzog, der später Artus’ treuester Gefährte wurde.«
    Kyra erinnerte sich. »Hat Lancelot Artus nicht die Frau ausgespannt?«
    »Na ja, das auch. Trotzdem hat er den König nie verraten, und selbst als Lancelot wegen seiner Liebschaft mit Genevra verbannt wurde, hielt er Artus aus der Ferne die Treue und kämpfte in der Fremde für dessen Ziele.« Die Frau nahm Kyra an der Hand und führte sie von den Kühen weg zum schlammigen Seeufer.
    »Hier erschien die Dame vom See dem Zauberer Merlin und gab ihm all das Wissen mit auf den Weg, das er benötigen sollte, um aus Artus einen guten König zu machen. Viel später aber verlangte sie ihren Preis dafür, vielleicht auch, weil Merlin zu mächtig für einen Sterblichen geworden war. Sie verbannte ihn in eine Gruft aus Glas, tief in einem Wald in Frankreich. Wie gesagt, sie hat nicht nur Gutes getan, sondern immer das, was aus ihrer Sicht notwendig war, um die Waagschalen von Gut und Böse im Gleichgewicht zu halten.«
    »Und Excalibur?«
    »Excalibur war das legendäre Schwert der Macht, von dem schon damals zahllose Legenden erzählten. Die Dame erschien den Menschen hier an diesem See und überreichte das Schwert, damit es zum Guten eingesetzt und Britannien in eine friedliche Zukunft geführt werden möge. Als Artus Jahrzehnte später von seinem Sohn Mordred getötet wurde, überreichte er das Schwert sterbend einem seiner Ritter, der es zurück in den Dozmary Pool warf – in diesen See.«
    »Dann liegt es vielleicht noch immer dort unten?«
    Die Frau lachte. »Das bezweifle ich. Viele sind hinabgetaucht und haben nichts gefunden außer Schlick und Morast. Aber der Dozmary Pool ist einer der uralten Eingänge zur Anderswelt, zum Totenreich der Kelten. Wer fest genug daran glaubt, kann durch ihn die andere Seite betreten. Doch die wenigsten glauben heutzutage noch an die alten Mythen, und deshalb ist es seither nur einer ganz kleinen Zahl von Auserwählten gelungen, das Tor im See zu durchschreiten.«
    »Aber wurde Artus nach seinem Tod nicht zur Insel Avalon gebracht?«
    Die Frau lächelte. »Avalon ist nur ein Symbol. Weißt du, was der Name bedeutet? Land der Äpfel. Na, klingelt’s jetzt bei dir?«
    »Avalon steht für die Anderswelt?«
    »Ganz genau. Die drei Königinnen trugen Artus in die Anderswelt, damit er dort schlafen kann, bis Britannien einmal mehr seine Hilfe benötigt.«
    »Diese drei Königinnen –«
    Die Frau unterbrach Kyra: »Die eine war Morgana, du hast sie im Museum sicher gesehen.«
    Kyra erinnerte sich an die Königin in Schwarz und nickte. »Und

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