Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
antworten, stellte Zofia zu ihrem Erstaunen fest, dass sie über den Mann, mit dem sie eine Stunde des Abends verbracht hatte, nichts Positives zu sagen wusste, außer vielleicht, dass sein Denken vor allem von der Logik geprägt zu sein schien.
Reine tätschelte Zofias Knie.
»Diese Begegnung ist kein Zufall! Du bist in Gefahr und weißt es nicht einmal!«
Der alten Dame wurde klar, dass Zofia die Absichten des jungen Manns gar nicht durchschaut hatte; sie ließ sich noch tiefer in ihren Sessel sinken.
»Du hast ihn bereits richtig im Blut, und er wird noch bis in dein Herz vordringen. Er wird die Gefühle ernten, die du darin mit solcher Behutsamkeit gepflegt hast. Dann wird er dich mit Hoffnungen nähren. Die Eroberung in der Liebe ist der egoistischste aller Kreuzzüge.«
»Reine, ich fürchte, Sie haben sich da in etwas verrannt!«
»Nein, Liebes, du bist es, die sich bald verrennen wird. Ich weiß, du hältst mich für eine alte Schwätzerin, aber du wirst sehen, ich hatte recht. Jeden Tag, jede Stunde wirst du dich mit deinen Widerständen und deinen Ausweichmanövern zu beruhigen suchen, die Sehnsucht nach seiner Gegenwart aber wird bald stärker sein als eine Droge. Also, täusch dich nicht selbst, das ist alles, worum ich dich bitte. Er wird sich in deinem Kopf einnisten, und nichts kann dich von den Entzugserscheinungen befreien. Weder dein Verstand noch die Zeit, die sich als dein schlimmster Feind entpuppen wird. Nur der Gedanke, ihn wiederzusehen, so wie du ihn dir vorstellst, wird die schlimmste deiner Ängste besiegen können: Die Angst vor dem Verlust … davor, ihn und dich selbst zu verlieren. Das ist die schwierigste Wahl, vor die das Leben uns stellt.«
»Warum sagen Sie mir das alles, Reine?«
Reine heftete den Blick auf eines der Alben in ihrem Regal. Ein Hauch von Wehmut trat in ihre Augen.
»Weil mein Leben hinter mir liegt! Deshalb tu entweder nichts oder tu alles. Keine Täuschungsmanöver, keine Verstellung und vor allem keine Kompromisse!«
Zofia ließ die Fransen des Teppichs durch ihre Finger gleiten. Reine betrachtete sie liebevoll und strich ihr übers Haar.
»Nun mach nicht so ein Gesicht. Es soll ja manchmal Liebesgeschichten geben, die gut enden. Also, genug der abgedroschenen Worte. Ich wage gar nicht, auf die Uhr zu schauen.«
Zofia schloss behutsam die Tür hinter sich und ging hinauf in ihre Wohnung. Mathilde schlief friedlich wie ein Engel.
*
Mit kristallenem Klirren stießen die beiden Gläser mit Margarita aneinander. Lukas lehnte sich lässig auf seiner Couch zurück und brüstete sich, diesen Cocktail wie kein anderer zubereiten zu können. Amy nippte an ihrem Glas und nickte. Mit unglaublich sanfter, einschmeichelnder Stimme gestand er ihr, eifersüchtig auf die Salzkörner auf ihren Lippen zu sein. Sie ließ sie zwischen ihren Zähnen knirschen und spielte mit ihrer Zunge. Die von Lukas glitt über ihre Lippen, bevor sie sich weiter – viel weiter – vorwagte.
*
Zofia machte kein Licht. Sie schlich auf Zehenspitzen in ihr Schlafzimmer, trat ans Fenster und öffnete es vorsichtig. Sie setzte sich aufs Fensterbrett und sah hinaus aufs Meer, füllte ihre Lungen mit der frischen salzigen Nachtluft und betrachtete nachdenklich den Himmel. Es waren keine Sterne zu sehen.
… Es wurde Abend, und es wurde Morgen …
Dritter Tag
Seine Hand tastete vergeblich nach der Decke, um sie hochzuziehen. Er öffnete ein Auge und rieb sich die stoppeligen Wangen. Lukas roch den eigenen Atem und sagte sich, dass Zigaretten und Alkohol wirklich eine ekelhafte Mischung abgaben. Die Leuchtziffern des Radioweckers zeigten 6.21 Uhr. Das Kopfkissen neben ihm war leer. Er stand auf und ging splitternackt in den kleinen Salon. Amy hatte sich in die Bettdecke gewickelt und biss in einen roten Apfel, den sie aus dem Obstkorb genommen hatte.
»Habe ich dich geweckt?«, fragte sie.
»Indirekt ja! Gibt es hier irgendwo Kaffee?«
»Ich habe mir erlaubt, beim Zimmerservice welchen zu bestellen. Ich gehe unter die Dusche und verschwinde dann.«
»Wenn es dich nicht allzu sehr stört, wäre es mir lieber, du würdest bei dir zu Hause duschen«, sagte Lukas, »Ich bin zu spät dran!«
Amy war wie vor den Kopf geschlagen. Sie ging sofort ins Schlafzimmer und sammelte ihre Kleidungsstücke ein. Eilig zog sie sich an, schlüpfte in ihre Schuhe und ging durch den kleinen Vorraum zur Tür der Suite. Lukas steckte den Kopf durch die Badezimmertür.
»Willst du keinen Kaffee
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