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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ist schrecklich für eine Frau, sich am Tisch eines Mannes zu langweilen. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
    Damit wandte sie sich ab, und die Restauranttür fiel hinter ihr zu. Lukas zuckte die Achseln, warf einen Blick auf den Tisch, den Zofia eben verlassen hatte, und setzte sich wieder zu seinem Gast.
    »Wer war das?«, fragte die Journalistin, die schon ungeduldig geworden war.
    »Eine Freundin.«
    »Ich mische mich vielleicht in Dinge ein, die mich nichts angehen, aber wie eine Freundin wirkt sie nun wirklich nicht.«
    »Sie mischen sich tatsächlich in Dinge ein, die Sie nichts angehen!«
    Während des ganzen Essens wurde Lukas nicht müde, die Verdienste seines Arbeitgebers lobend hervorzuheben. Er beteuerte, entgegen der allgemeinen Ansicht sei es Ed Hurt, dem die Firma ihren gewaltigen Aufstieg zu verdanken habe. Übermäßige Loyalität seinem Partner gegenüber und seine legendäre Bescheidenheit hätten den stellvertretenden Generaldirektor dazu bewogen, sich mit dem Titel der Nummer zwei zu begnügen, denn für Ed Hurt zähle nur die Sache. Der eigentliche Kopf des Binoms aber sei er, und er allein! Die Journalistin bediente geschickt die Tasten ihres Taschencomputers. Hinterhältig bat Lukas sie, gewisse Einzelheiten, die er ihr nur anvertraut habe, weil ihre blauen Augen so unwiderstehlich seien, nicht in ihrem Artikel zu erwähnen. Er beugte sich vor, um ihr Wein nachzuschenken, und sie forderte ihn auf, ihr weitere Gerüchte anzuvertrauen, rein freundschaftlich, versteht sich. Er lachte schallend und meinte, dass er dazu noch nicht betrunken genug sei. Während sie den Träger ihres seidenen T-Shirts zurechtrückte, fragte Amy, was ihn denn sonst noch trunken machen könne.
    *
    Zofia schlich auf leisen Sohlen die Außentreppe hinauf. Es war spät, aber Reines Tür war noch angelehnt, und Zofia stieß sie behutsam auf. Diesmal lag kein Album auf dem Teppich, kein Schälchen mit Keksen daneben. Miss Sheridan erwartete sie in ihrem Sessel. Zofia trat ein.
    »Er gefällt dir, der junge Mann, nicht wahr?«
    »Wer?«
    »Nun tu nicht so, der mit der Seerose natürlich, mit dem du den Abend verbracht hast.«
    »Wir haben nur ein Gläschen miteinander getrunken. Warum fragen Sie?«
    »Weil er mir nicht gefällt – darum!«
    »Mir auch nicht, das kann ich Ihnen versichern. Er ist unausstehlich.«
    »Darum sagte ich ja, dass er dir gefällt!«
    »Unsinn! Er ist vulgär, egoistisch und selbstgefällig.«
    »Mein Gott, sie ist bereits verliebt!«, rief Reine aus und hob die Arme gen Himmel.
    »Nein, wirklich nicht! Er ist jemand, der sich unwohl in seiner Haut fühlt und dem ich helfen könnte.«
    »Es ist ja noch weit schlimmer, als ich angenommen hatte!«, meinte Reine und hob erneut die Arme.
    »Also, wirklich!«
    »Nicht so laut, du weckst Mathilde noch auf.«
    »Sie sind doch diejenige, die immerzu sagt, es müsse endlich jemanden in meinem Leben geben.«
    »Ja, Liebes, das sagen alle jüdischen Mütter zu ihren Kindern … solange sie unverheiratet sind. Von dem Tag an, da diesen Müttern ein Kandidat ins Haus gebracht wird, singen sie dasselbe Lied, allerdings im umgekehrten Sinn.«
    »Aber, Reine, Sie sind doch gar keine Jüdin!«
    »Na und?«
    Reine erhob sich und nahm das kleine Tablett vom Buffet; sie öffnete eine Metalldose und legte drei Kekse in die Silberschale. Sie forderte Zofia auf, wenigstens einen – und ohne Widerrede – zu essen. Sie habe schon genug gelitten, da sie den ganzen Abend auf sie gewartet habe!
    »Setzt dich hin und erzähl mir alles!«, sagte Reine und nahm wieder in ihrem Sessel Platz.
    Sie lauschte Zofia, ohne sie zu unterbrechen, versuchte jedoch, die Absichten des Mannes, der mehrmals Zofias Weg gekreuzt hatte, zu erkennen. Sie heftete ihren forschenden Blick auf Zofia und brach das Schweigen, das sie sich auferlegt hatte, und bat sie, ihr einen Keks zu reichen. Sie nahm gewöhnlich nur am Ende ihrer Mahlzeiten etwas Süßes zu sich, die Umstände aber rechtfertigten eine Ausnahme.
    »Beschreib ihn mir doch einmal ganz genau«, bat Reine, nachdem sie an ihrem Keks geknabbert hatte.
    Zofia schmunzelte insgeheim über das Verhalten ihrer Vermieterin. Da es schon sehr spät war, hätte sie das Gespräch längst beenden und sich zurückziehen können. Der Anlass aber war perfekt, um diese kostbaren Augenblicke zu genießen, in denen die Liebkosung einer Stimme betörender war als die einer Hand. Bei dem Versuch, ihrem Gegenüber möglichst ehrlich zu

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