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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hatte Zofia die Tür geschlossen, brauste das Cabrio schon die Hügel der Pacific Heights hinauf, durchquerte den Presidio Park und nahm dann die Ausfahrt, die zur Golden Gate Bridge führte. Auf der anderen Seite der Bucht schälten sich die Hügel von Tiburon mühsam aus dem Nebel.
    »Wir essen am Wasser!«, brüllte Lukas gegen den Wind. »Die besten Krebse in der ganzen Gegend! Sie mögen doch Krebse, oder?«
    Zofia nickte höflich. Der Vorteil, sich nicht ernähren zu müssen, lag darin, dass man problemlos auch das akzeptieren konnte, was man nicht essen würde.
    Die Luft war mild, der Asphalt zog sich wie ein endloses Band unter den Rädern des Wagens entlang. Die Musik, die aus dem Radio klang, war betörend. Der Augenblick ähnelte zum Verwechseln einem Stück vom Glück, das man nur noch zu teilen brauchte. Der Wagen verließ den Highway und bog in eine kleine Straße, die in Serpentinen zum Fischerhafen von Sausalito führte. Lukas stellte den Wagen auf dem Parkplatz an der Mole ab. Er ging um das Auto herum und öffnete Zofia die Tür.
    »Wenn Sie mitkommen wollen.«
    Er reichte ihr den Arm und half ihr beim Aussteigen. Sie liefen auf dem meerseitigen Bürgersteig. Auf der anderen Straßenseite kam ihnen ein Mann mit einem wunderschönen Golden Retriever mit sandfarbenem Fell entgegen. Auf ihrer Höhe drehte sich der Mann plötzlich nach Zofia um und prallte mit voller Wucht gegen einen Laternenpfahl.
    Sie wollte sogleich die Straße überqueren und ihm zu Hilfe eilen, doch Lukas hielt sie zurück und zog sie in das Lokal. Die Empfangsdame führte sie sogleich auf die Terrasse und reichte ihnen zwei Speisekarten. Lukas bot Zofia den Platz auf der Bank mit Blick aufs Meer an. Er bestellte einen leicht moussierenden Weißwein. Sie nahm ein Stück Brot und warf es einer Möwe zu, die auf der Brüstung hockte und sie zu belauern schien. Der Vogel fing das Brot im Flug auf und schwang sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte.
    Einige Kilometer von dort entfernt, am anderen Ufer der Bucht, lief Julius mit großen Schritten die Mole auf und ab. Er trat an den Rand und kickte mit einem kurzen Fußtritt einen Stein über das Wasser, der siebenmal auf der Oberfläche hüpfte, ehe er unterging. Er schob die Hände tief in die Taschen seiner alten Glencheckhose und betrachtete das gegenüberliegende Ufer, das sich über dem Wasser abzeichnete. Seine Miene war ebenso finster wie die Fluten, seine Stimmung ebenso aufgewühlt. Der Wagen von Inspektor Pilguez, der mit heulender Sirene vom Fisher’s Deli in die Stadt hinauffuhr, riss ihn aus seinen Gedanken. Eine Schlägerei in Chinatown, die zum Aufstand auszuarten drohte; nun wurden alle Einheiten zur Verstärkung angefordert. Julius runzelte die Stirn, dann brummte er etwas und kehrte unter seinen Brückenbogen zurück. Er setzte sich auf eine Holzkiste und dachte nach: irgendetwas ging ihm gegen den Strich. Ein Zeitungsblatt flatterte durch die Luft und landete in der Pfütze genau vor ihm. Es sog sich voll Wasser, und allmählich schien das Foto von Lukas, das auf der Rückseite abgebildet war, durch. Ein höchst unangenehmer Schauer kroch ihm über den Rücken.
    *
    Die Kellnerin stellte eine dampfende Schüssel auf den Tisch, aus der Krebsscheren herausragten. Lukas bediente Sofia und warf einen kurzen Blick auf die beiden Lätzchen, die neben den Fingerschalen lagen. Er reichte ihr eins, doch sie lehnte ab. Auch Lukas verzichtete darauf.
    »Ich muss zugeben, dass diese Dinger nicht eben kleidsam sind. Essen Sie nichts?«, fragte er.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Sie sind Vegetarierin!«
    »Die Vorstellung, Tiere zu essen, kommt mir immer etwas befremdlich vor.«
    »Das ist der Lauf der Dinge, daran ist nichts Befremdliches.«
    »Ein bisschen doch!«
    »Aber alle Lebewesen auf dieser Erde essen andere, um zu überleben.«
    »Ja, aber die Krebse haben mir nichts getan. Tut mir leid«, sagte sie und schob den Teller, augenscheinlich angewidert, ein wenig zurück.
    »Sie haben unrecht, das ist das Gesetz der Natur. Würde sich die Spinnen nicht von Insekten ernähren, so würden die Insekten uns fressen.«
    »Genau, und Krebse sind große Spinnen, man muss sie in Ruhe lassen!«
    Lukas drehte sich um und machte der Kellnerin ein Zeichen. Er bat um die Dessertkarte und erklärte höflich, sie seien fertig.
    »Ich möchte Sie nicht am Essen hindern«, sagte Zofia errötend.
    »Sie haben mich für die Sache der Schalentiere gewonnen!«
    Er klappte die Karte

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