Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
mehr machen musst. Ich habe ihnen so zugesetzt, dass sie mich noch vor dem Mittag entlassen. Ich habe Manca angerufen, er holt mich ab und bringt mich zu mir nach Hause. Er hat mir versprochen, jeden Abend vorbeizukommen und mir etwas zu essen zu bringen, bis ich wieder auf den Beinen bin … Vielleicht dehne ich die Sache ein wenig aus … Der Zustand von Reine ist unverändert; man kann sie nicht besuchen, sie schläft. Zofia, es gibt Dinge, die sagt man sich in der Liebe und wagt es nicht, sie in einer Freundschaft zu sagen, aber du bist für mich mehr als das Licht meiner Tage oder die Komplizin meiner Nächte gewesen, du bist und bleibst meine Freundin. Wohin du auch gehen magst, gute Reise. Du fehlst mir schon jetzt.«
Zofia drückte kräftig auf den kleinen Knopf, um das Handy auszuschalten, und steckte es wieder in ihre Tasche.
»Fahr ins Stadtzentrum!«
»Wohin bringst du uns?«, fragte Lukas.
»Zur Transamerica Pyramid an der Montgomery Street.«
Lukas hielt abrupt auf der Standspur an.
»Was spielst du da für ein Spiel, Zofia?«
»Man kann sich nicht immer auf die Fluglinien verlassen, aber die des Himmels bleiben unergründlich. Fahr weiter!«
Beide schweigen, und der alte Chrysler setzte seinen Weg fort. Sie verließen den Highway 101 auf der Höhe der Third Street.
»Ist heute Freitag?«, fragte Zofia plötzlich besorgt.
»Leider!«, erwiderte Lukas.
»Wie spät ist es?«
»Du hattest um einen unauffälligen Wagen gebeten! Dieser hier ist so einfach, dass er nicht einmal die Uhrzeit anzeigt! Es ist zwanzig vor zwölf.«
»Du musst einen Umweg machen. Ich habe ein Versprechen einzulösen. Bitte fahr zum Krankenhaus.«
Lukas bog in die California Street ein, und zehn Minuten später fuhren sie auf das Klinikgelände. Zofia bat ihn, vor der Kinderstation zu halten.
»Komm«, sagte sie und schloss die Beifahrertür.
Er folgte ihr in die Eingangshalle bis zum Aufzug. Sie nahm seine Hand, zog ihn in die Kabine und drückte auf den Knopf. Der Aufzug schwebte in den siebten Stock.
Auf dem Flur, wo mehrere Kinder spielten, erkannte sie den kleinen Thomas. Er lächelte, als er sie erblickte. Sie erwiderte seinen Gruß mit einem zärtlichen Handzeichen und ging auf ihn zu. Da sah sie den Engel an seiner Seite. Sie erstarrte, und Lukas fühlte, wie ihre Hand die seine fest umklammerte. Der Junge ergriff die von Gabriel und setzte seinen Weg zum anderen Ende des Gangs fort. An der Tür, die auf einen Balkon führte, drehte sich der Kleine ein letztes Mal um. Er öffnete die Hand und blies ihr einen Kuss zu. Dann schloss er die Augen und verschwand lächelnd im blassen Licht des ausklingenden Morgens. Auch Zofia schloss die Augen.
»Komm«, sagte Lukas und zog sie mit sich.
Als der Wagen den Parkplatz wieder verließ, schluchzte Zofia auf.
»Du hast von gewissen Tagen gesprochen, an denen uns die Welt erdrückt. Dies ist einer von ihnen.«
Sie durchquerten die Stadt, ohne ein Wort zu sagen. Lukas nahm keine Abkürzung, sondern entschied sich für Umwege. Er fuhr am Meer entlang und hielt an. Sie machten einen Spaziergang am Strand, der von schäumenden Wellen gesäumt war.
Eine Stunde später gelangten sie schließlich zum Fuß der Transamerica Pyramid. Zofia, die jetzt am Steuer saß, fuhr dreimal um den Block, ohne einen Parkplatz zu finden.
»Für gestohlene Autos zahlt man keine Strafmandate«, meinte Lukas und verdrehte die Augen. »Stell den Wagen einfach irgendwo ab!«
Zofia parkte in der Lieferzone. Gefolgt von Lukas steuerte sie auf den Ost-Eingang zu. Als die Platte in der Wand verschwand, schreckte Lukas zurück.
»Bist du sicher, dass du das Richtige tust?«, fragte er nervös.
»Nein! Komm mit!«
Sie liefen durch die Gänge, die zur großen Halle führten. Peter saß am Empfang und erhob sich, als er sie kommen sah.
»Du bist ganz schön dreist, ihn mit hierher zu bringen!«, meinte er entrüstet.
»Ich brauche dich, Peter.«
»Weißt du, dass du überall gesucht wirst, dass alle Wächter des Hauptsitzes hinter euch her sind? Was hast du getan, Zofia?«
»Ich habe keine Zeit, dir das jetzt zu erklären.«
»Es ist das erste Mal, dass ich hier jemanden sehe, der in Eile ist.«
»Du musst mir helfen, du bist der Einzige, auf den ich zählen kann. Ich muss unbedingt zum Berg Sinai. Gib mir Zugang zu dem Weg, der über Jerusalem dorthin führt.«
Peter rieb sich das Kinn und musterte die beiden.
»Tut mir leid, aber diesen Gefallen kann ich dir nicht tun, denn das würde
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