Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Cupido.
»Stimmt«, sagte Brigadier Manie. »Das musst du morgen überprüfen, Vaughn.«
Griessel starrte hinaus über die Weiten der Karoo, die unter ihnen vorbeizog, und fragte sich, warum er nie über solche Dinge nachdachte. Träume für ein Land. Ein Planet für alle. Tiefsinniges Zeugs. Genau wie Alexa mit ihren Gedanken über das Wesen der Menschen als bloßer Bindeglieder. Bei ihm war das anders: Wenn er nicht gerade an einem Fall arbeitete, beschäftigte er sich mit seinem Bankkonto, seinem Alkoholproblem und der Scheidung, Carlas Freund und Fritz’ Tätowierung. Und mit der Frage, wie er sich möglichst nicht zum Deppen machte. Wenn er träumte, dann von Sex. Mit Alexa.
Wie schaffte man es, sich über all das geistig so weit zu erheben, dass man sich Sorgen über den Planeten Erde machte?
Mbali wollte gerade die Damentoilette im zweiten Stock des DPMO-Gebäudes verlassen, als draußen zwei Valke-Ermittler vorbeigingen.
»Jetzt weißt du, warum Afrika sie als SOKO-Leiterin im Heckenschützen-Fall eingesetzt hat«, hörte sie einen von ihnen sagen.
»Wegen der Sache in Amsterdam?«, fragte der andere.
»Genau.«
Mbali errötete vor Scham.
In ihrem Büro klingelte das Telefon. Sie meldete sich. Die Kollegen, die in Table View ermittelt hatten, berichteten, niemand sei seit September entlassen worden und der Dienststellenleiter habe hoch und heilig geschworen, mit keinem Menschen über den Anruf General Afrikas geredet zu haben.
Mbali tat, was sie immer tat, wenn ihr etwas auf der Seele lag. Sie stand von ihrem peinlich aufgeräumten Schreibtisch auf, nahm ihre große schwarze Handtasche und hängte sie sich über die Schulter. Sie schloss die Bürotür hinter sich, ging zum Aufzug und fuhr hinunter ins Erdgeschoss. Sie verließ das Gebäude und lief die Markstraat hinunter bis zur Voortrekkerstraat. An der Ampel wartete sie auf Grün und wandte sich dann nach links. Sie passierte den Eingang zum Innenministerium, an dem Passbild-Fotografen und Verkäufer von Stiften und Passhüllen auf Kunden warteten. Dann kam das Wettbüro, aber heute warf sie keinen angewiderten Blick auf die Taugenichtse,die davor herumhingen. Sie ging an K’s Hair Design vorbei und betrat den Imbiss Catch of the Day .
Die grauhaarige Verkäuferin begrüßte sie und fragte: »Wie immer?«
»Ja, bitte.«
Mbali sah zu, wie die Frau die Pommes frites mit einer Metallschaufel in eine weiße Papiertüte füllte, bis diese voll war, dann Salz und Essig zugab, das Ganze in braunes Papier einschlug und neben die Kasse legte.
»Sie sollten auch den Fisch probieren.«
»Vielleicht beim nächsten Mal.«
»Eine mittlere Pommes, eine Cola. Sechsundzwanzig fünfundsiebzig, bitte.«
Mbali hielt das Geld schon bereit. Sie bezahlte, nahm Fritten und Cola und verbarg beides sorgfältig in ihrer Handtasche, so dass die Kollegen nichts davon sehen konnten.
»Danke.«
»Bis morgen. Schnappen Sie die Bösewichte!«
»Tschüs!« Sie ging hinaus. Erst jetzt, da ihr »Trostpflaster« sicher in ihrer Handtasche verborgen war, grübelte sie über all das nach, was die Ursache für ihren Kummer und ihre Anspannung war.
So dachte man also über sie: John Afrika hatte ihr nur deshalb die Leitung der Ermittlungen im Heckenschützenfall übertragen, weil er geglaubt hatte, er könne sie manipulieren.
Der Schlag traf sie gleich dreifach: Sie kam nicht voran, der Fall war ihr nicht aufgrund ihrer Leistungen übertragen worden, und Afrika hatte geglaubt, sie beeinflussen zu können, weil er vom Fiasko in Amsterdam wusste – der beschämendsten, peinlichsten Erfahrung ihres Lebens. Zu der es gerade deshalb gekommen war, weil sie ihrem Heimatland keine Schande bereiten wollte.
Ihr Unbehagen und ihr Misstrauen von Sonntag waren begründet.
Was sollte sie tun?
Zurück in ihrem Büro, schloss sie die Tür hinter sich, holte Cola und Fritten aus ihrer Tasche und arrangierte beides vor sich auf dem Schreibtisch.
Sie faltete das Papier auseinander. Der intensive Essensduft stieg ihr in die Nase.
Mit den Fingern zog sie die erste Fritte heraus und steckte sie in den Mund.
Sie würde es John Afrika zeigen. Und auch den anderen, zum Beispiel Vaughn Cupido und seinem Gefolge, die hinter ihrem Rücken über sie tratschten und lachten und über ihre Akribie, ihre Figur und ihre sexuelle Orientierung lästerten. Musad Manie, der sie nicht zu Jack Fischer schicken wollte, weil sie wie Essig war. Sie würde es ihnen zeigen, sie würde den Attentäter
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