Sieben Tage: Thriller (German Edition)
der besorgte Kolonel Nyathi zogen ab. Zurück blieben nur die nächtlichen Stadtgeräusche und ein Streifenwagen vor Griessels Tür. Nyathi hatte auf Personenschutz bestanden, egal wie sehr Griessel protestierte. (»Heute bewacht Sie das Observationsteam, morgen übernehmen die Personenschützer.«)
Griessel trat an das Fahrzeug heran und sagte den beiden Sersanten, er wolle nur noch ein letztes Mal den Tatort inspizieren.
Sie bewunderten ihn ganz unverhohlen. Sie waren voller Respekt für diesen Mann, der den Anschlag des Attentäters überlebt hatte, den Leiter der SOKO im Sloet-Fall.
Griessel schritt noch einmal die Distanz ab und blickte vom Standort des Attentäter-Fahrzeugs hinüber zum Eingangstor.
Es war nicht weit.
Zwei Reifen zerschossen, einen nach dem anderen. Ihn hatte der Schütze nur verfehlt, weil er in dem Moment, als er begriff, dass auf ihn geschossen wurde, den Kopf eingezogen hatte.
Er unterdrückte die Wut auf den Scheißkerl, bis er zurück in seiner Wohnung war. Erst dann stieß er den Fluch mit den drei Buchstaben aus.
Er duschte und setzte sich dann mit dem Bericht von Jack Fischer en Genote über Makar Kotko an die Frühstückstheke. An Schlaf war sowieso nicht zu denken.
Gegen Ende musste er ganze Absätze und Seiten erneut lesen, weil seine Konzentration nachließ.
Als er sich endlich um kurz vor drei schlafen legte, empfand er fast so etwas wie Respekt für den Russen. Für einen Mann, der seine Karriere in den Drecklöchern Afrikas machen musste, Bürgerkriegsnestern mit mieser Infrastruktur, Korruption, Armut, Krankheit und Elend.
Einen Mann, der mit dem Abschaum des KGB-Personals auskommen musste, der nicht gut genug für Spionageaufgaben in den Industriestaaten war. Der einen Eiertanz, einen Balanceakt zwischen kleinen und großen Stammesfehden und Staatskonflikten vollführen musste, immer wieder konfrontiert mit den seltsamsten Ideologien. Der auf Zehenspitzen zwischen dem Dünkel, der Habsucht und der Machtgier der Despoten auf dem dunklen Kontinent lavieren musste, die kamen und gingen und jeweils den Westen und den Ostblock gegeneinander ausspielten.
Kotko hatte darauf seinen Erfolg aufgebaut und nach dem Ende des Kommunismus geschickt und zielstrebig seine Erfahrungen, Kenntnisse, Kontakte und besonderen Talente dazu eingesetzt, eine neue Karriere zu starten. Sein letzter Job, bevor er sich zur Ruhe setzte, war der eines Südafrikagesandten des Organisierten Verbrechens, mit genügend Einkommen, um sich teure deutsche Autos, ein luxuriöses Haus, rauschende Partys und bezahlten Sex leisten zu können.
Doch eines hinderte Griessel daran, wahren Respekt für diesen Mann zu empfinden: sein krankhaftes Vergnügen daran, anderen Schmerzen zuzufügen. Verräter, Gegner, Verdächtige – nie hatte Kotko sie mit einer Schusswaffe eliminiert, sondern stets langsam und sadistisch ermordet, indem er ihnen seine Lieblingsklinge, das INSAS-Bajonett für die AK47 aus Indonesien, länger und gröber als das gewöhnliche, in den Anus gebohrt und gedreht hatte.
Griessel lag im Bett und dachte, dass dies tatsächlich die Tatwaffe sein konnte, mit der Hanneke Sloet ermordet worden war. Mit einem einzigen, schnellen Stich in den Bauch. Doch genau das passte wiederum nicht zu dem Russen.
Diesmal hatte Kotko die Drecksarbeit nicht selbst erledigt.Als der Horizont im Osten heller wurde, draußen auf dem Veld neben der alten Zugstrecke nach Atlantis, hob der Attentäter das Mountainbike aus dem Laderaum des Chana.
Ein brennender Schmerz fuhr ihm durch die Hand. Die Kopfschmerztabletten halfen kaum dagegen. Unter dem Verband hatte die Wunde wieder angefangen zu bluten. Die lange traumatische Nacht hatte ihren Tribut gefordert. Aber er musste seine Aufgabe zu Ende bringen.
Er lehnte das Rad gegen eine Akazie, kehrte zurück, öffnete nacheinander die Benzinkanister und goss den Inhalt über den Lieferwagen – den Motor, die Fahrerkabine, den Innenraum. Es fiel ihm schwer mit der verletzten Hand.
Zum Schluss warf er die Kanister ins Auto und entfernte sich mit einem letzten, aus dessen Öffnung ein mit Benzin getränkter Lappen hing. Er zündete den Lappen an und warf den Kanister zum Wagen, der Treffsicherheit wegen aus dem Unterarm heraus wie eine Frisbeescheibe.
Er blieb stehen und sah zu, wie die Flammen um sich griffen, einen Augenblick leicht flackerten und dann mit einem dumpfen Knall das ganze Fahrzeug erfassten.
Rasch setzte er den Helm auf, schob das Rad durch den Sand bis
Weitere Kostenlose Bücher