Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Vorderreifen richten, rief sich dann aber gerade noch rechtzeitig zur Ordnung.
Er nahm sich vor, bis Mitternacht zu warten. Nicht länger.
Dann hörte er ein Auto kommen, aus der Richtung, die er nicht einsehen konnte, von Ost nach West auf der Vriendestraat.
Hastig rieb er sein rechtes Auge, hielt das Gewehr im Griff und blickte durch das Zielfernrohr.
Ein weißer BMW fuhr direkt vor ihm vorbei, nur unscharf zu erkennen, weil er zu nah war.
Bremsscheinwerfer leuchteten auf, knapp vor den Nelson’s Mansions.
Der Blinker.
Das Auto bog ab.
Der BMW blieb stehen. Der Attentäter richtete das Fadenkreuz des Zielfernrohrs auf den Fahrer. Sah die Haare. Das rechte Auge.
Es war Griessel.
Er spürte den Adrenalinschub. Er musste sichergehen. Zeit genug hatte er, fast dreißig Sekunden. Er zwang sich, noch einmal hinzusehen. War er sich sicher, vollkommen sicher?
Ja, es war Griessel.
Er schwenkte das Zielfernrohr in Richtung rechtes Vorderrad.
Griessel fischte die Fernbedienung aus seiner Jacketttasche, mechanisch, ohne nachzudenken. Er richtete sie auf das Tor, das sich träge aufzuschieben begann.
Er hörte den Knall, spürte den leichten Schlag gegen das Lenkrad.
Er fluchte, und unwillkürlich ging ihm durch den Kopf: Der Vorderreifen, ich muss über einen Nagel gefahren sein. Aber er verdrängte die Konsequenzen. Bloß nicht um diese Uhrzeit einen Reifen wechseln müssen!
Ein zweiter Knall. Plötzlich war er hellwach. Jemand schoss auf ihn!
Die Scheibe rechts neben ihm splitterte.
Der Attentäter gab den letzten Schuss ab, riss das als Schulterriemen dienende Wanderstockband ab und legte das Gewehr schnell in die Kiste.
Dann zerrte er die Abtrennung zwischen Laderaum und Fahrerkabine hoch und sprang nach vorn auf den Sitz.
Er schaute hinüber zu dem vierzig Meter entfernten BMW. Glassplitter glitzerten auf dem Boden. Griessel saß mit gesenktem Kopf da.
O Gott! Er hatte ihn erschossen!
Er drehte den Zündschlüssel. Der Anlasser jaulte, aber der Wagen sprang nicht an. Er orgelte, bis der Motor absoff.
Ihm blieb fast das Herz stehen.
Er trat das Gaspedal und versuchte es erneut.
Ein Jaulen, doch das Auto sprang nicht an.
Aus dem Augenwinkel heraus nahm er eine Bewegung wahr und blickte ruckartig nach rechts.
Griessel hatte die Tür des BMW geöffnet und war herausgesprungen.
Wieder drehte der Heckenschütze den Schlüssel. Er neigte sich mit dem ganzen Körper nach vorn, voller Panik und Angst.
Griessel rannte auf ihn zu, die Hand unter dem Jackett.
Der Motor sprang an.
Der Polizist hielt eine Waffe in der Hand.
Panik durchzuckte ihn, als hätte ihn eine Schlange gebissen.
Er knallte den Gang rein und gab Gas.
Ein ohrenbetäubender Knall, die Kugel durchbrach das Fenster. Vor Angst bewegte er ruckartig den Kopf, Glassplitter trafen sein Gesicht, er fuhr los, mit quietschenden Reifen und heulendem Motor, wirbelte verzweifelt das Lenkrad herum, um aus dem Parkplatz herauszukommen, viel zu langsam.
Griessel hatte den Chana erreicht, schlug mit der Faust gegen die Seitentür und schrie irgendetwas. Der Heckenschütze raste davon. Wieder ein Schuss. Ein brennender Schmerz explodierte in der Hand des Heckenschützen, er raste die Schoonderstraat entlang, im Seitenspiegel sah er Griessel hinterherrennen, mit wehendem Jackett, die Pistole auf den Chana gerichtet. Instinktiv duckte er sich, als eine weitere Kugel den Lieferwagen traf.
Die Ecke Myrtlestraat war schon zu nahe, er fuhr zu schnell, trat zu spät auf die Bremse. Die Reifen quietschten, als er am Lenkrad riss. Das Heck des Chanas brach aus, er krachte mit der rechten Seite dumpf gegen ein parkendes Auto. Metall traf auf Metall. Er trat das Gaspedal bis aufs Bodenblech durch, der Motor stotterte, der Wagen ruckelte, stotterte, ruckelte.
Die Furcht überwältigte ihn, so dass er aufschrie, schrill und zu Tode verängstigt. Ein weiterer Schuss knallte, weiter entfernt, doch er hörte den Einschuss nicht.
Dann lief der Motor auf einmal wieder, und er raste die Myrtle hinunter. Er blickte auf seine schmerzende Hand.
Sein kleiner Finger war weg. Übrig war nur noch ein blutender Stumpf.
Tag 6
Donnerstag
54
Es war kurz nach ein Uhr in der Nacht. Weder die Straßensperren noch die fieberhafte Fahndung nach einem roten Chana mit zersplitterter Seitenscheibe und mehreren Einschusslöchern hatten zu einem Ergebnis geführt.
In der Vriendestraat zerstreuten sich endlich die Schaulustigen, und auch die Polizisten, die Einsatzfahrzeuge und
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