zur unbefestigten Straße, stieg auf und trat kräftig in die Pedale.
Er hatte schon die asphaltierte R304 erreicht, als der Tank des Chanas explodierte. Er blickte über die Schulter zurück und sah die Flammen und den Qualm über die Bäume hinweg aufsteigen.
Als Griessel um zehn nach fünf das Haus verließ, wurde er bereits von den Personenschützern erwartet: vier breitschultrige Polizisten in schwarzen Anzügen, weißen Hemden und dunkelgrauen Krawatten.
Seufzend stieg er in einen der bereitstehenden, schwarzen BMW X5. Es lag ihm auf der Zunge zu sagen: »An die Arbeit, James«, aber ihm fehlte die Energie.
Auf dem Weg zum Präsidium bereitete er sich auf die Sechs-Uhr-Besprechung vor. Er musste die Arbeit aufteilen, wobei hauptsächlich der Kriminal-Informationsdienst gefragt war.Seine größte Hoffnung war, dass sie in Kotkos Handy-Anruflisten entscheidende Hinweise fanden. Falls er so leichtsinnig gewesen war, von seinem normalen Apparat aus mit einem Auftragskiller zu verhandeln.
Auf einmal sah er aus dem Autofenster heraus die Schlagzeilen:
ATTENTÄTER DROHT: DER NÄCHSTE IST EIN VALK!
Mit einem Schlag war er hellwach.
Eine neue E-Mail!
Nyathi erwartete ihn bereits und überreichte ihm die ausgedruckte Mail.
Griessel wurde klar, dass der Kolonel überhaupt nicht geschlafen hatte.
Er las die erste Mail.
[email protected] Gesendet: Mittwoch, 2. März, 23:39
An:
[email protected] Betreff:
Heute erschieße ich dich.
Nur dieser eine Satz.
Die Wut siegte über seine Müdigkeit, und er sah Nyathi an, auf der Suche nach Worten für seinen Zorn.
»Lesen Sie die andere.«
[email protected] Gesendet am: Sonntag, 27. Februar, 16:07
An:
[email protected] CC:
[email protected];
[email protected] Betreff: Gnade
»Ihr sollt kein Sühnegeld annehmen für das Leben eines Mörders, der schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt ist; denn er muss mit dem Tod bestraft werden.« Numeri 35, 31
»Du sollst in dir kein Mitleid mit im aufsteigen lassen. Du sollst das Blut des Unschuldigen aus Israel wegschaffen, und es wird dir gut gehen.« Deuteronomium 19, 13
Sie haben Sühnegeld angenommen. Die Presse soll schwarz auf weiß erfahren, dass das Direktorat für Gewaltverbrechen korrupt ist. Mn beschützt die Generäle, unter denen man früher gedient hat.
Von jetzt an herrscht Krieg. Heute erschieße ich einen Valk.
Salomo
Ehe er Genugtuung aus der Gewissheit schöpfen konnte, dass Stress die Ursache für die Rechtschreibfehler in der Mail war, und er etwas Verächtliches sagen konnte, legte ihm Nyathi die Hand auf die Schulter.
»Wir haben Ihr Wohnhaus gesichert. Trotzdem sollten Sie heute lieber im Präsidium bleiben.«
Griessel wehrte sich heftig, argumentierte, bot Alternativen an und schlug Lösungen vor, aber es half nichts.
Auf dem Weg zum Konferenzraum hörte sich Nyathi alles geduldig an. Doch er schüttelte nur den Kopf.
»Kommt nicht in Frage.«
Der Saal war in hellem Aufruhr und summte von den aggressiven Stimmen der etwa dreißig Ermittler, die ihre unterdrückte Wut auf den Attentäter, seine E-Mails und seinen Anschlag auf einen Kollegen äußerten. Dazu wurden Vorwürfe über mangelnden Einsatz und das Fehlen Mbalis laut.
Nur mit Mühe brachte Nyathi die Ermittler zur Ruhe. Er erläuterte die Sicherheitsmaßnahmen und mahnte zur Vorsicht.
Griessel stand auf. Zunächst sollten alle aus seinem Mund erfahren, was in der Nacht zuvor geschehen war. Am Ende gab es einen Sturm der Entrüstung.
»Wo ist Mbali? Die große Kia-Jägerin?«
»Schläft sicher noch.«
Im Chor hagelte es Vorwürfe und böse Worte.
Der stets freundliche, allzeit beherrschte Nyathi erhob sich, sichtlich dermaßen empört, dass sofort absolutes Schweigen herrschte.
»Das ist also unsere Reaktion? Wenn wir von allen Seiten – von Irren, von den Medien und von unseren Vorgesetzten – angegriffen werden? Das ist also unsere Reaktion? Wenn unser Kommandeur in Pretoria um seine Karriere kämpft? Sie sollten sich schämen! Während Sie geschlafen haben, hat Captain Kaleni gearbeitet. Die ganze Nacht durch. Sie hat Hinweise verfolgt, die keiner außer ihr entdeckt hat. Sie jagt dieses Schwein, das auf uns schießt, und sie hat gute Chancen, den Dreckskerlheute noch zu erwischen. Also halten Sie den Mund! Und zeigen etwas mehr Respekt.«
Als Griessel wieder das Wort ergriff, hatte er die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
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Dieser Arbeitstag begann mit frischer