Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Kapstadt, Direktorat für Schwerverbrechen. Ich ermittle im Fall des Attentäters, der in der letzten Woche auf mehrere Polizisten geschossen hat …«
»Salomo?«, fragte Kaptein Kaptein.
»Ja«, antwortete Mbali. »Ich brauche Ihnen also nicht zu erklären, wie ernst es ist.«
»Dieser linke Hund! Aber was können wir für Sie tun?«, fragte der Dienststellenleiter auf Englisch mit starkem Afrikaans-Akzent.
»Jemand hat von Ihrer Dienststelle aus am neunzehnten und zwanzigsten Januar die Handynummer eines gewissen Mister Frederik ›Frikkie‹ de Vos angerufen und Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen. Mister de Vos war Steuerberater in Kapstadt und ist in den Fall verwickelt. Ich muss wissen, wer angerufen hat und warum.«
»Dieser linke Hund!«
»Kann ich Ihnen die Nummer von de Vos geben?«
»Ja.«
Mbali las die Nummer langsam vor und sprach jede Ziffer so deutlich aus wie für ein Kind.
»Kann ich Sie zurückrufen?«
»Nein, Captain, ich bleibe am Apparat.«
Im Raum des Kriminal-Informationsdienstes der Valke in Bellville hörten sie, wie Kaptein Leonard Kaptein fünfhundert Kilometer Luftlinie nordöstlich von ihnen laut und aufgeregt rief: »Alle mal herhören!« Es folgte das Poltern eines umgestoßenen Behördenstuhls.
»Alle mal herhören!«, ertönte es wieder, diesmal jedoch leiser, weil der Kaptein vermutlich den Raum verlassen hatte. »Ich brauche alle, und zwar sofort! Es geht um Salomo! Funken Siealle Kollegen an!« Dann war er außer Hörweite des Telefons, und man vernahm nur noch das Gurren einer in Victoria-Wes beheimateten Taube.
Niemand sagte ein Wort.
Sie warteten.
Neun lange Minuten vergingen. Sie wagten kaum zu hoffen.
Ein Zug donnerte jenseits der Tienie Meyerstraat vorbei, auf seinem Weg zum Bahnhof Bellville.
Dann hörten sie Stimmen und eilige Schritte. »… Sie sicher, Sollie?«
»Ja, Kaptein.«
»Hallo?«, meldete sich Leonard Kaptein.
»Ich höre«, antwortete Mbali Kaleni.
»Ich gebe Ihnen jetzt Sergeant Sollie Barends. Sagen Sie dem Kollegen, was Sie wissen.«
»Hallo, hier Sersant Sollie.« Die Stimme klang jung und unsicher, als sei er sich der Bedeutung des Anlasses bewusst.
»Sie sprechen mit Captain Kaleni.«
»Captain, mein Englisch ist nicht sehr gut.«
»Augenblick.« Mbali drehte sich zu Griessel um. »Könntest du mit ihm reden?«
Griessel nickte und rückte seinen Stuhl rasch an den Tisch. »Sollie, hier spricht Kaptein Bennie Griessel. Was wissen Sie über den Anruf?«
»Kaptein, ich habe diesen de Vos angerufen.«
»Warum?«
»Wegen des Gewehrs, Kaptein.«
»Welchen Gewehrs?«
»Dem 222er.« Im Raum passierte etwas, ungreifbar und unhörbar, eine Art elektrische Entladung.
»Sollie, bitte erzählen Sie mir alles von Anfang an.«
»Okay.« Sie hörten Papier rascheln. »Es steht alles hier in der Akte, Kaptein«, begann Sollie Barends. »Am Montag, den siebzehnten Januar, hat Antie Jackie Delport hier angerufen – also, eigentlich Mevrou Jacqueline Johanna Delport von der Farm Syferfontein kurz vor Vosburg – und den Diebstahl ihres Gewehrs gemeldet. Am Sonntag habe sie beim Aufräumen und Saubermachen festgestellt, dass ihr Gewehr fehle, und sie würdeschwören, es müsse dieser mickrige Kerl von den Steuerberatern gewesen sein, also der, der wegen des Testaments die Bücher in Ordnung bringen sollte. Da bin ich rausgefahren, um die Anzeige aufzunehmen und mir die Sache anzusehen.«
»Augenblick, Sollie. Wo liegt Vosburg?«
»Hundert Kilometer von uns entfernt. Ein kleines Dorf. Aber bis Syferfontein sind es nur etwa siebzig Kilometer.«
»Wissen Sie, wer dieser ›mickrige Kerl von den Steuerberatern‹ war?«
»Er hieß Samuel und kam vom Kap.«
»Samuel – ist das sein Nachname?«
»Nein, Kaptein, Antie Jackie glaubt, es ist sein Vorname.«
»Was heißt, sie glaubt es?«
»Kaptein, Antie Jackie ist siebenundachtzig, und ihr alter Kopf will nicht mehr so richtig.«
»Wann war dieser Samuel bei ihr?«
»Ende November, Kaptein.«
»Es hat zwei Monate gedauert, bis sie feststellte, dass das Gewehr nicht mehr da war?«
»Das hat mich auch gewundert, Kaptein. Aber sie hat gesagt, sie hätte das Gewehr nicht gebraucht und noch nicht die Kraft gehabt, im Zimmer ihres verstorbenen Mannes sauberzumachen.«
»Warum hat sie jemanden vom Kap kommen lassen, um die Bücher zu prüfen?«
»Weil ihr verstorbener Mann, Oom Henning, das so wollte. Er hat ihr einen Brief hinterlassen.«
»Einen Brief?«
»Ja, zusammen mit seinem
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