Sieben Tage: Thriller (German Edition)
zielte mit der Pistole auf ihn. »Nimm das Gewehr!«, brüllte er, denn er wollte den Wichser erschießen. »Nimm das Scheiß-Gewehr!«
Brecht saß da wie versteinert.
Cupido war ebenfalls ausgestiegen und kam angerannt.
»Ruf über Funk einen Notarzt!«, rief Griessel. »Dann geh und hilf Fanie!«
Das Handy schwieg.
Ein Zug ratterte ungerührt vorbei.
59
Die Nachricht von Fanie Ficks Tod verlieh dem Verhör eine zusätzliche Schonungslosigkeit.
Mbali stellte die Fragen, Griessel saß als Beobachter dabei. Brechts kalte, emotionslose Augen, sein brütendes Schweigen, die Distanziertheit, die ihn arrogant wirken ließ, die Zurückhaltung, als verberge er Geheimnisse, sogar jetzt und hier, wo seine Schuld so eindeutig war – Griessel konnte gut verstehen, warum Fanie Fick damals seiner Sache so sicher gewesen war.
Mbali erklärte ihm mit unerbittlicher Stimme, welche Beweise gegen ihn vorlagen. Sie wussten, wie er den Chana gekauft hatte. Die Kriminaltechniker würden seinen Rechner untersuchen und ihn zweifelsfrei mit den Attentaten in Verbindung bringen. Sie würden beweisen, dass er schon seit der ersten E-Mail an John Afrika einem ganz bestimmten Plan folgte, um sie von seiner Spur abzulenken, bis er unerkannt Fanie Fick erschießen konnte. Seine Bibelverse und seine rechte Rhetorik hatte er absichtlich irreführend eingesetzt, als einen Teil seiner groß angelegten Lügenkampagne. Sie wussten jetzt, warum er sich das Spiel mit der Polizei und den Medien erlaubt hatte und so zurückhaltend mit seinen Informationen über den »Kommunisten« umgegangen war. Letztendlich war er sich nämlich nicht sicher gewesen, was die Witwe von Frikkie de Vos über ihn und die Verträge ihres Mannes gewusst hatte. Alles ergab jetzt einen Sinn. Mbali sagte: »Ich werde mein Bestes tun, um Sie so lange wie möglich aus der Gesellschaft zu entfernen, weil sie ein vorsätzlicher, kaltblütiger Mörder sind!«
Erik Brecht zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Wir wissen jetzt, dass Captain Fanie Fick recht hatte. Sie haben auch Estelle Steyn umgebracht«, fuhr sie fort, wie es ihr die Rechtspsychologin Ilse Brody vor einer halben Stunde am Telefon vorgeschlagen hatte.
Sie hatte den richtigen Riecher gehabt.
Brecht sprang auf und schrie mit vor Abscheu verzerrtem Gesicht: »Nein! Estelles Mörder läuft noch irgendwo da draußen frei herum, und was machen Sie? Was? Sie lassen sich bestechen, sie schauen einfach weg! Sie ruinieren das Leben aufrechter Menschen, zerbrechen sie! Das machen Sie!« Zu Griessels Erstaunen rannen ihm Tränen der Wut über die Wangen. »Fick hat mein Leben zerstört. Er hat mir meine Zukunft genommen, er hat sie mir gestohlen. Er hat mich getötet!«
»Wie können Sie so etwas sagen?«
»Wie ich so etwas sagen kann? Das Gericht hat mich zwar freigesprochen. Aber so funktioniert das da draußen nicht! Ich kehre zu meiner Arbeitsstelle zurück und sehe, wie mich alle anstarren. Auf der Straße, im Restaurant, im Telefongespräch mit einer Freundin, beim Blick in die Augen von Estelles Mutter: Überall sehe ich, spüre ich, wie mich alle für schuldig halten. Sie glauben, ich hätte Angst davor, ins Gefängnis zu gehen? Ich sitze doch schon drin! Ich habe doch schon alles verloren. Ich musste alles zurücklassen, alles aufgeben. Ich hocke nur noch zu Hause oder arbeite für Gesindel wie de Vos. Niemand will etwas von mir wissen. Das ist mein Gefängnis. Und Fanie Fick? Der wurde befördert! Der kam zu den Valke! Das ist also Gerechtigkeit? So funktioniert Ihr System?«
Brecht gestikulierte, dass die Handschellen klirrten. »Ich bin froh, dass ich ihn erschossen habe. Ich bin froh, dass er tot ist. Das nächste Mal werden Sie es sich zwei Mal überlegen, bevor Sie einen Unschuldigen anklagen.«
Griessel erkannte einen Spalt, in dem er den Hebel ansetzen konnte. »Aber Sie haben doch genau dasselbe getan«, erwiderte er. »Sie haben Makar Kotko beschuldigt, einen Mord begangen zu haben, dabei war er es gar nicht.«
»Sie wissen, dass er es war. Oder haben Sie auch die Hand aufgehalten, als Sie für Afrika gearbeitet haben?«
»Soll ich einen Journalisten holen? Damit Sie ihm Ihre Beweise vorlegen können?«
»Das würden Sie nicht tun.«
»Doch. Aber das wollen Sie nicht. Denn Sie haben gar keine Beweise.«
»Doch, die habe ich!«, entgegnete Brecht fast verzweifelt. »Hanneke Sloet hat mich aufgesucht. Sie wusste von Kotkos Foltermethoden. Sie wusste von dem Trust. Ich habe ihr die Beweise
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