Sieben Tage: Thriller (German Edition)
hatte und was für ein Schock der Mord an ihm gewesen war. Am schlimmsten aber waren die Verwüstungen, die der Alkohol angerichtet hatte. Der Sucht nachzugeben, vier Monate Abstinenz zum Fenster rauszuschmeißen und der eigenen Schwäche ins Auge zu blicken – das war hart. Diese Erkenntnis, dass man noch nicht stark genug war. Sich davon zu erholen …
Als sie auf dem Bett gelegen und »Süßwasser« gesungen hatte, hatte sich sein Herz zusammengekrampft, weil er die Sehnsucht herausgehört hatte, das Verlangen nach einer Phase ihres Lebens, in der alles stimmte. Denn er wusste, dass sie nie wieder dorthin zurückkehren konnte, auch wenn sie es noch so sehr versuchte. Deshalb hätte er in dem Moment am liebsten mit ihr geheult.
Der Schaden war nie wieder gutzumachen.
Und dieser Alkoholgeschmack in ihrem Mund! Gott, er hatte ihn jetzt noch auf der Zunge. Als sie ihn küsste, hatte er nicht an Sex gedacht, sondern auf der Stelle nach der Flasche gegiert. Und nach dem Zustand, in dem sie sich befand, diesem weichenNebel der Trunkenheit, einer Welt ohne Ecken und scharfe Kanten, die einen verletzen konnten.
Eine Alarmglocke schrillte in seinem Hinterkopf: Hier lauerte Gefahr!
Vorsicht, Bennie, du bist noch kein Jahr trocken. Zwei Alkoholiker, das bedeutet doppeltes Risiko.
Dok Barkhuizen war ein kluger Mann. Doch er würde ihm noch etwas anderes zu erzählen haben: Heute Abend hatte ihn eine weitere Erkenntnis getroffen. Als er die Decke über Alexa gezogen hatte. Ein intensives Déjà-vu, denn er hatte das selbst so oft erlebt – er lag im Bett, sturzbetrunken, und seine Ex, Anna, deckte ihn mitfühlend, geduldig und liebevoll zu. Wie oft? An wie vielen Abenden und Nächten? Wie hatte sie das so lange ausgehalten?
Er spürte, wie ihm der Selbsthass die Kehle zuschnürte, und zwang sich, sich auf die Unterlagen zu konzentrieren.
Hanneke Sloet war am 18. Juni 1977 in Ladybrand, im Vrystaat, geboren worden. Ihr Staatsexamen hatte sie 1999 an der Universität Stellenbosch absolviert und 2001 bei der Anwaltskanzlei Silberstein Lamarque angefangen, erst als Anwaltsanwärterin, dann, ab 2002, als Anwältin in der Abteilung für Unternehmensrecht. 2009 wurde sie Teilhaberin.
Bis Dezember letzten Jahres hatte sie allein in einem Stadthaus in Stellenbosch gewohnt und war täglich mit dem Auto nach Kapstadt gependelt, in die Riebeeckstraat, wo sich im achten Stock des Silberstein-Lamarque-Hauses ihr Büro befand. Die Wohnung im 36-On-Rose hatte sie vor zehn Monaten mit Hilfe eines Kredits von der Nedbank für 3 850 000 Rand gekauft, doch das Gebäude war erst im Dezember fertiggestellt worden. Am Montag, den dritten Januar, war sie im fünften Stock eingezogen.
Sie hatte vor ihrem Tod keine feste Beziehung gehabt.
Am Dienstag, den achtzehnten Januar, hatte sie die Kanzlei Silberstein Lamarque laut elektronischer Arbeitszeiterfassung um 19:46 Uhr verlassen. Als sie am Morgen des neunzehnten nicht zu einer Konferenz um neun Uhr erschienen war, begann sich ihre persönliche Assistentin Sorgen zu machen. WeilHanneke einfach niemals zu spät kam. An jedem Wochentag war sie morgens um Viertel vor sechs im Sportstudio und um Viertel vor sieben im Büro – so die eidesstattliche Aussage der Assistentin.
Ich habe sie auf dem Handy angerufen, weil sie noch keinen Festnetzanschluss hatte, aber sie hat sich nicht gemeldet. Das war absolut ungewöhnlich und noch nie zuvor passiert. Ich habe es Meneer Pruis erzählt, und um 09:40 Uhr habe ich die Kanzlei verlassen und bin zu ihrer Wohnung gefahren. Die Tür war geschlossen. Ich bin in die Tiefgarage gegangen und habe ihr Auto dort stehen sehen. Erst um 10:20 Uhr konnte ich den Hausmeister ausfindig machen, doch er weigerte sich, die Wohnung aufzuschließen. Daraufhin habe ich in der Kanzlei angerufen, und Meneer Pruis hat seine Bekannten bei der Polizei eingeschaltet. Gegen 11:00 Uhr sind zwei Polizisten gekommen und haben dem Hausmeister befohlen, die Tür zu öffnen. In der Wohnung haben wir sie tot aufgefunden.
Die beiden Beamten hatten lediglich festgestellt, dass Sloet tot war, die Wohnung wieder verlassen und der Dienststelle Groenpunt den Mord gemeldet. Um 11:35 Uhr übernahmen Adjuntant-Offizier Tommy Nxesi aus Groenpunt und sein Kollege Vernon April offiziell die Ermittlungen am Tatort und bestellten die Spurensicherung und den Rechtsmediziner ein.
Der Bericht der Spurensicherung erbrachte lediglich zwei nützliche Informationen: Die Türklinke war vermutlich
Weitere Kostenlose Bücher