Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Feilen und einige lange, dünne Metallstäbe – mit scharfen Spitzen.
22
Cupido klopfte dem Mann auf die breite Schulter. Roch blickte sich um, lächelte entschuldigend, legte sein Werkzeug weg und zog die Kopfhörer aus den Ohren. »Entschuldigung«, sagte er.
»Egan Roch?«
»Richtig, tut mir leid, ich habe ganz schmutzige Hände«, sagte er, streckte Cupido aber trotzdem die Rechte hin. Seine Stimme war tief, sein Lächeln voller Selbstvertrauen.
Griessel erkannte ihn von den Fotos in Sloets Album wieder. In natura glich Roch mit seinen ausgeprägten, regelmäßigen Gesichtszügen noch eher einem Filmstar. Er hatte kräftige Arme und starke Hände und überragte Cupido um Haupteslänge.
»Kaptein Vaughn Cupido, Valke. Und das ist Kaptein Bennie Griessel.«
»Oh … Okay. Nett, Sie kennenzulernen. Möchten Sie … Ich habe ein kleines Büro …«
»Nein, hier ist es gut«, erwiderte Cupido. »Sagen Sie mal, wo hat Tommy Nxesi Sie eigentlich befragt?«
»Wer?«
»Der Kollege, der die ersten Ermittlungen geleitet und Ihre Aussage aufgenommen hat.«
»Ich bin bei ihm gewesen. In Groenpunt. Er hatte mich darum gebeten. Warum?«
»Reine Routine. Sie stellen also Kübel her?«
»Fässer.«
»Wo lernt man so etwas?«
»Man macht eine Lehre. Im Ausland. Möchten Sie sich wirklich nicht setzen? Kaffee? Tee?«
»Nein, danke. Was muss man alles können, um Kübel herzustellen?«
»Tja. Eine ganze Menge. Zunächst einmal muss man lernen, wie man die richtigen Hölzer auswählt. Französische Eiche, die besten kommen aus den Wäldern von Tronçais und Jupilles …«
»Nein, ich meine, welches Handwerk. Holz- oder Metallbearbeitung?«
»Ach so, natürlich steckt von beidem etwas darin, die Küferei ist eine Kunst für sich.«
Griessel wusste, dass Cupido genau wie er selbst an den Autopsiebericht Professor Pagels dachte, in dem von der »erheblichen Gewalt« des Einstichs sowie einer möglicherweise selbst gefertigten Waffe die Rede war. Auch war ihm von vornherein klar gewesen, dass sein Kollege die Befragung an sich reißen würde, das war seine Art. Doch er ging zu übereilt, zu aggressiv vor.
Daher sagte Bennie: »Ich könnte eine Tasse Kaffee gebrauchen.«
»Wunderbar, ich auch. Bitte kommen Sie mit.« Roch zeigte auf eine Innentür.
Das »kleine Büro« war ein Kunstwerk für sich. Der Schreibtisch bestand aus unbehandeltem Eichenholz von derselben feinen Maserung wie die Fässer, ergänzt von antiken viktorianischen Stühlen mit roten Polstern. Auf dem glattpolierten grauen Zementboden lag ein Perserteppich. An einer Wand hing ein Gemälde von einer Küferwerkstatt aus vergangenen Zeiten, an einer anderen ein riesiges Ölbild von Weinbergen in einem fremden Land.
Roch bestellte über die Telefonanlage Kaffee, setzte sich auf einen der alten Stühle zu den Ermittlern und streckte entspannt die Beine aus.
»Ich habe im Radio gehört, dass Sie die Ermittlungen in dem Fall wiederaufgenommen haben. Das mit den Attentaten auf Ihre Kollegen ist ja wirklich schlimm!«
»Wir müssen alle Befragungen noch einmal wiederholen«, unterbrach ihn Griessel rasch, bevor Cupido das Wort ergreifen konnte.
»Natürlich.«
»Laut Ihrer Aussage haben Sie und Hanneke Sloet sich ein Jahr vor ihrem Tod getrennt.«
»Es ist noch nicht ganz ein Jahr her. Elf Monate. Im Februar vergangenen Jahres.«
»Sie hat die Beziehung beendet?«
»Ja.«
»Warum?«
Roch winkte resigniert ab. »Es war … Sie wissen doch, wie so etwas geht …«
»Wie haben Sie sich kennengelernt?«
»Im Moyo, dem Restaurant beim Hotel Spier. An einem Sonntagabend im Dezember 2007.«
»Sie wissen es ja noch ganz genau«, stellte Cupido fest.
Roch lächelte wehmütig. »Ja, denn es war ein denkwürdiger Abend. Hanneke war … Sie saß mit vier, fünf Frauen an einem Tisch und ist mir sofort aufgefallen. Sie war etwas Besonderes, in jeder Hinsicht.«
»Und da haben Sie sie angesprochen?«
»Ja, genau. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen. Wir … meine beiden Freunde und ich haben uns zu den Frauen gesetzt. Und der Rest ist Geschichte …«
»Warum hat sie die Beziehung beendet?«, fragte Griessel noch einmal.
»Tja, Beziehungen schlafen ein, so ist das Leben. Wir waren schon zwei Jahre zusammen, aber sie musste immer länger arbeiten. In den letzten zwei, drei Monaten haben wir uns kaum noch gesehen, nur ab und zu samstagabends, sonntagmorgens. Wir wollten im Dezember gemeinsam in Skiurlaub fahren, aber sie musste absagen. Dann ist
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