Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Griessel, sorgfältig auf die richtige Ausdrucksweise bedacht.
»Nicht mehr, Bennie. Hab ich schon hinter mir. Facebook ist ein alter Hut. Ich bin jetzt bei LinkedIn.«
»Ist das so etwas wie Twitter?«
Boshigo lachte. »Nein. Ich versuche mal, es dir zu erklären. Facebook ist für Leute, mit denen du zur Schule gegangen bist. Twitter ist für die, mit denen du gerne zur Schule gegangen wärst. Und LinkedIn ist für Leute, die nicht mehr an die Schule denken, sondern Geschäfte machen wollen.«
»Aber du kennst dich mit Facebook aus?«
»Klar.«
»Wenn ich mir ein Foto von jemandem bei Facebook ansehen will, wie mache ich das?«
»Du musst sein Freund auf Facebook werden.«
»Aber ich bin ein Verwandter!«
Boshigo lachte so ansteckend, dass Griessel einfiel. »Vaughn bezeichnet mich als vorsintflutlich, Bones.«
»Dann nenne ich dich von jetzt an Noah. Du musst dich zuerst auf Facebook registrieren. Damit kannst du alle öffentlichen Fotos der anderen Mitglieder sehen. Manche Bilder sind aber nur Freunden zugänglich, so dass du demjenigen eine Freundschaftsanfrage schicken musst. Wenn er oder sie dich als Freund bestätigt, kannst du die privaten Fotos auch sehen.«
Griessel schüttelte den Kopf. Zu kompliziert. »Aber ich will mich nicht bei Facebook registrieren.«
»Dann musst du jemanden, der bei Facebook ist, bitten, dir das Foto zu mailen.«
»Ach so«, sagte Griessel, zückte sein Handy und rief seinen Sohn an.
Len de Beer wohnte in der Bertramstraat in Seepunt, wo sich die spitzgiebeligen Häuschen dicht an dicht drängten. Im handtuchgroßen Vorgarten wucherte das Unkraut, und das rostige Gartentor im weißen Lattenzaun jaulte beim Öffnen.
De Beer war ein hochgewachsener Mann in blau kariertem Kurzarmhemd, mit ausgeleierter grauer Jogginghose und Pantoffeln, erheblichem Übergewicht und überraschend hoher Stimme, als er sie freundlich hereinbat. Durch den buschigen Bart und die flammend roten Haare erinnerte er Griessel an Hägar den Schrecklichen. De Beers tiefblaue Augen hinter der mit Pflaster reparierten schwarzen Kassenbrille blickten hellund klar. Er begrüßte Boshigo geschickt mit dem komplizierten Township-Händedruck, schüttelte Griessel flüchtig die Hand und ging ihnen mit schweren Schritten voraus in sein Arbeitszimmer.
Das Zimmer roch nach Zigarettenrauch. Bücherregale reichten vom Boden bis zur Decke, und der massive Schreibtisch war ausgestattet mit einer grünen Leuchte, einer Tastatur, einer Maus, vier Computermonitoren und zwei Fernsehbildschirmen, über die Aktienkurse und Nachrichten aus der Finanzwelt flimmerten.
De Beer wies ihnen Stühle an, ließ sich ebenfalls seufzend nieder, klopfte eine Gauloise aus einem blauen Päckchen, zündete sie mit einem Streichholz an und inhalierte den Rauch tief. Während sein Blick von einem Bildschirm zum anderen huschte, fragte er: »Kennst du dich aus?« Sein Mund war kaum zu sehen in dem dichten Bart, den er liebevoll mit den Fingern kämmte.
Griessel begriff, dass die Frage an ihn gerichtet war. Unsicher zuckte er mit den Schultern. Was sollte er antworten? »Ich verstehe nicht das Geringste von dieser Transaktion.«
»Das hat nichts zu bedeuten. Bones hat erzählt, du arbeitest nicht beim Dezernat für Wirtschaftskriminalität.«
»Stimmt.«
»Laiensprache«, murmelte de Beer wie zu seiner eigenen Erinnerung.
Griessel sah Bones an, der ihm zuzwinkerte.
»Rentenfonds«, begann de Beer mit seiner hohen Stimme, die Hand wieder im Bart. »Die Milchkühe Südafrikas. Betrug in großem Stil. Tausend Möglichkeiten. Es funktioniert folgendermaßen: Die Gewerkschaften haben ihre eigenen Rentenfonds. Diese Rentenfonds werden von Treuhändern verwaltet. Alles klar?« Seine Augen blieben stets auf die Bildschirme vor ihm gerichtet.
»Alles klar.« Griessel verstand allmählich, was Bones mit »exzentrisch« gemeint hatte.
»Gut. Die Treuhänder entscheiden über die Investitionen des Rentenfonds. Sie werden von Gewerkschaftsmitgliedern gewählt, allerdings werden diese Wahlen manipuliert. Nichtbei allen Gewerkschaften. Aber bei manchen. Man sorgt dafür, dass die richtigen Leute im Kuratorium sitzen. Einfache Leute. Arbeiter. Ohne Hintergrundwissen. Leicht zu beeindrucken. Einfach zu manipulieren. Alles klar?«
»Ja.«
»Gut. Aufgabe des Kuratoriums ist es, das Geld zu verwalten und zu überwachen. Aber die Mitglieder haben gar keine Ahnung. Die idealen Voraussetzungen für Betrugsmanöver: Man gründet eine
Weitere Kostenlose Bücher