angebaggert. Sie hatten sich für den zwanzigsten hier am Kap zum Abendessen verabredet, aber er hat kurz vorher abgesagt, weil er einen lieben Menschen verloren habe, der ihm sehr nahegestanden habe.«
Griessel war überrascht, wie wenig enttäuscht Cupido über diese Nachricht zu sein schien. Bis sein Kollege fortfuhr: »Jissis, Benna, diese französischen Weiber! Du müsstest den Akzent hören, Alter, jedes Wort – Erotik pur! Du willst diesen Mund sofort küssen. Danielle Fournier …«, schwärmte er mit perfekter französischer Aussprache, als sei es das Bezauberndste, was er je gehört hatte.
»Danke, Vaughn«, seufzte Griessel.
»Aber er könnte trotzdem der Attentäter sein. Captain Cupido wird es rausfinden. Voilà.« Er drehte sich um und wärebeinahe mit Mbali zusammengeprallt, die mit einem Blatt Papier in der Hand angestürmt kam.
»Voilà ist Französisch, Mbali«, klärte Cupido sie auf. »Kein Schimpfwort.«
»Werde endlich erwachsen«, entgegnete sie, schloss Griessels Bürotür hinter sich, nahm Platz und reichte ihm das Dokument. »Hier, seine neueste E-Mail an die Zeitungen.«
Griessel las.
[email protected] Gesendet am: Montag, 28. Februar, 13:30
An:
[email protected] Betreff: Sprichwörter 21, 15
Die Polizei behauptet, ich sei ein Extremist.
Bin ich das?
Sprichwörter 17, 23: Bestechung nimmt der Frevler an, um die Pfade des Rechts zu verkehren.
Sprichwörter 21, 15: Der Gerechte freut sich, wenn Recht geschieht, doch den Übeltäter versetzt das in Schrecken.
Unser Land versinkt in Korruption. Mörder laufen frei herum. Diejenigen, die Recht geschehen lassen, leben in Angst und Schrecken. Wie es so schön heißt: Extremis malis extrema remedia.
Sie sehen, nur ein Extremist kann Recht geschehen lassen. Die SAPD weiß, wer Hanneke Sloet ermordet hat. Das ist eine Tatsache. Die Verantwortlichen müssen in Schrecken versetzt werden und ihre Arbeit tun.
»Du hattest recht«, stellte Mbali fest. »Noch immer kein Wort über den Kommunisten. Nur auf Korruption spielt er an.«
»Ein lateinisches Sprichwort«, bemerkte Griessel.
»Ja. Er ist gebildet. Und ein Aufschneider, bringt die Politik ins Spiel. Kommt in der Öffentlichkeit sicher gut an.«
Ein höfliches Klopfen an der Tür.
Bones Boshigo öffnete, die Augen noch größer als gewöhnlich. »Guten Tag, Captain Kaleni. Hi, Bennie. Ein Eisberg, wie ich befürchtet habe. Kannst du mitkommen? Am besten machen wir uns sofort auf den Weg.«
Boshigo eilte nach draußen, den Flur entlang, so dass Griessel fast rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten. Die ungeschriebeneKleiderordnung der Valke erforderte Jackett und Krawatte. Bones dagegen trug wie immer T-Shirt, Jeans und Laufschuhe, ein rebellischer Zug, der bei den Kollegen auf Sympathie, bei den Vorgesetzten dagegen auf wenig Gegenliebe stieß. Griessel empfand aus einem anderen Grund großen Respekt vor ihm: Bones trank keinen Tropfen Alkohol. »Wozu soll das gut sein?«, war seine Einstellung dazu.
»Ich habe Len de Beer um Unterstützung gebeten, Bennie. Er ist wirklich genial. Betreibt einen Abo-Blog über Aktienhandel und Investment, tausend Rand im Monat, wenn man die Informationen haben will. Er ist ein ganz schön schräger Vogel, du wirst sehen. Jedenfalls habe ich Len angerufen, als ich nicht weitergekommen bin. Er ist schon mein Informant, seitdem ich mit Vusi gearbeitet habe. Len hat mir seine Hilfe zugesichert und mich vorhin zurückgerufen, er sei da auf etwas gestoßen. Aber Len redet nicht am Telefon, nur persönlich. Eine ganz eigene Erfahrung, so exzentrisch, wie er ist. Aber er ist gut. Verdammt gut.«
Während Bones in Richtung Stadt fuhr, rief Griessel Alexa an.
Die junge Aufpasserin meldete sich flüsternd: »Ella, an Alexas Handy.«
»Ich bin’s, Bennie Griessel. Alles okay?«
»Ja, einigermaßen. Sie steht jetzt auf der Bühne und probt.«
»Was heißt ›einigermaßen‹?«
Ganz leise fuhr Ella fort: »Ihr geht’s dreckig, Bennie. Sie hat schon mehrere Kopfschmerztabletten genommen. Sie schwitzt und zittert und ist unheimlich nervös. Aber sie sagt, sie hätte eine Abmachung mit Ihnen. Sie trägt es sehr tapfer.«
»Okay«, seufzte er erleichtert. »Danke. Sie wissen, dass Sie mich jederzeit anrufen können.«
»Ich weiß, Paul Eilers. Sie können beruhigt sein. Ich komme schon zurecht. Muss jetzt Schluss machen. Tschüs!«
Griessel steckte das Telefon ein. Eine Sorge weniger.
»Bist du bei Facebook, Bones?«, fragte