Sieben Tage: Thriller (German Edition)
vor ihm. »Ich weiß alles, und ich kann zwischen den Zeilen lesen. A. T. war leitender Direktor von Ingcebo Bauxite, doch plötzlich, kurz vor dem Start der BEE-Transaktion, hat man ihn abgeschoben. Zwar ist er immer noch Direktor der Mutter- und Tochtergesellschaften, aber sein Einfluss wurde drastisch eingeschränkt, um seine Mauscheleien vor den Banken zu verbergen.«
28
»Du musst herausfinden«, schloss Hägar der Schreckliche, »ob Hanneke Sloet von A. T.s Machenschaften gewusst hat.«
»Wie denn?«, fragte Griessel.
»Wenn du wissen willst, wie ein Fluss fließt, such die Quelle.«
»Welche Quelle?«
»BEE-Transaktionen beginnen bei dem großen Player, dem Initiator, dem so genannten Dealmaker. Ein Wirtschaftsfachmann mit scharfem Blick, der frühzeitig Chancen erkennt, Risiken prüft und die verschiedenen Unternehmen zusammenbringt. Ein beneidenswerter Job, bei dem viel Geld für wenig Arbeit herausspringt. Man leiert die Transaktion an und leitet sie in die richtigen Bahnen, bis alles in trockenen Tüchern ist. Der Dealmaker im Fall von Gariep-Ingcebo ist der legendäre Henry van Eeden.«
Griessel kam der Name bekannt vor. »Klingt nach einem Weißen.«
»Stimmt. Weiß, afrikaans. Er war Unternehmensjurist bei ConProp, der Gesellschaft, die vierzig Prozent aller südafrikanischen Einkaufszentren gebaut hat und besitzt. ConProp gehörte auch zu den ersten Unternehmen, die eine BEE-Transaktion durchgeführt haben, das muss 1997 gewesen sein. Henry hat sie praktisch im Alleingang gemanagt. Das war echte Pionierarbeit, und er hat damit neues Land beschritten. Anschließend zog er sein Knowhow ab und machte sich selbstständig. Und er war zur rechten Zeit am rechten Ort, denn er hatte damals bestimmt schon zehn BEEs vermittelt. Soweit ich weiß, begann er zu dieser Zeit mit chinesischen Unternehmen zusammenzuarbeiten, die hier investieren wollten. Hat sich mit seinen Geschäften eine goldene Nase verdient. Wohnt in Constantia.«
»Und er könnte wissen, ob die Banken von A. T. Masondos Machenschaften Kenntnis hatten?«
»Wenn einer es weiß, dann er. Henry van Eeden kann dir auch sagen, ob Hanneke Sloet Zugang zu dieser Information hatte.«
Jetzt fiel Griessel ein, wo er den Namen van Eeden schon einmal gehört hatte. Laut Tommy Nxesi war nämlich die letzte E-Mail, die Hanneke Sloet vor ihrem Tod verschickt hatte, an van Eeden gerichtet gewesen. »Offizieller Kram, eine Art Arbeitsbericht«, hatte Nxesi darüber gesagt.
Im Auto rief Griessel Cupido an und bat ihn, van Eedens Kontaktdaten aus der Akte herauszusuchen.
»Okay«, sagte Cupido. »Und übrigens: Der Kübelmacher hat einen Waffenschein für eine Taurus-Pistole. Eine PT92. Sonst nichts. Ich überprüfe jetzt die Mitarbeiter des Weinguts. Ich rufe dich zurück.«
Griessel legte auf. Er wunderte sich über die Hartnäckigkeit, mit der Cupido Egan Roch auf den Fersen blieb – erst hielt er ihn für Sloets Mörder, jetzt für den Heckenschützen. Irgendetwas an Roch machte Cupido misstrauisch. Griessel verstand ihn, schließlich war auch er ein intuitiver Ermittler – nahm er eine Witterung auf, folgte er ihr wie ein Bluthund. Aber Cupido war zu impulsiv und überlegte nicht immer gründlich genug, obwohl sie nach dem Fiasko im Steyn-Fall vorsichtig sein mussten. Sie konnten es sich nicht leisten, sich wieder derart auf einen einzigen Verdächtigen zu konzentrieren.
Im Übrigen teilte er Cupidos Misstrauen dem Küfer gegenüber nicht. Zwar hatte Roch Nxesi nicht die volle Wahrheit erzählt, aber Griessel vermutete, dass er damit nur irgendwie Hanneke Sloets Ruf schützen wollte. Außerdem hatte er ohnehin ein wasserdichtes Alibi.
Das Problem mit diesem Fall war, dass sein Instinkt ihn im Stich ließ. Er hing über einem Abgrund an Unwissen, einem Zuviel an komplizierten Verwicklungen, die er nur in groben Zügen verstand.
Er musste Bones den Fall übergeben, bevor er sich auch damit zum Deppen machte. Bevor er dafür verantwortlich war, dass weitere Kollegen angeschossen wurden. Brigadier Manie würde nicht begeistert reagieren, denn gestern noch hatten dieValke mit viel Tamtam verkündet, dass er, Bennie Griessel, den Fall übernommen hatte. Die Medien würden schon im Vorfeld Zeter und Mordio schreien, wenn der leitende Ermittler innerhalb von vierundzwanzig Stunden wechselte.
Er beschloss, erst mit Henry van Eeden, dem großen Dealmaker, zu reden, bevor er eine endgültige Entscheidung traf.
»Stinkreich«, bemerkte Bones Boshigo,
Weitere Kostenlose Bücher