Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Attentäter das jetzt erst? Warum hatte er nicht von Anfang an auf die Verbindung zwischen dem Kommunisten und der SAPD hingewiesen? Wenn die Bibelverse nicht wären, hätte man glauben können, der Dreckskerl spiele mit ihnen.
Er suchte die früheren E-Mails heraus und las sie der Reihe nach durch.
Der Kerl bewegte sich im Kreis. Erst stieß er wüste Drohungen aus, dann zitierte er zur Rechtfertigung bigott aus der Bibel. Gestern dieses hysterische, mit Tippfehlern gespickte Schreiben, jetzt ein neues, mit einer Wiederholung der Verse. Und wieder mit dem Hinweis auf den Kommunisten. Sie wissen, wer er ist.
Doch sie wussten es nicht.
Dieselben Verse. Wieder und wieder.
Eine neue Möglichkeit fiel ihm ein. Vielleicht war der Kerl tief gläubig. Zwar kein Extremist, aber einer von diesen Happy-Clappies, Anhänger einer Sekte, die an Heilung durch Handauflegen und göttliche Botschaften durch Visionen glaubten. Hatte Hanneke Sloet einer solchen Sekte angehört? Hatte sie dort jemanden kennengelernt? Gab es in ihrem Freundes- oder Kollegenkreis religiöse Eiferer? Er musste es herausfinden, und er musste noch einmal mit Bones über den »schon seit Jahren « bekannten Kommunisten sprechen.
Doch erst musste er den Anruf erledigen, den er schon seit zwei Tagen vor sich herschob. Er wählte die Vorwahl von Jeffreysbaai,dann die Nummer. Es klingelte lange. Dann meldete sich eine Frau: »Hier Marna.«
»Mevrou, hier spricht Bennie Griessel von der Kripo Kapstadt. Ich arbeite an dem …«
»Warum muss ich aus den Zeitungen erfahren, dass Sie den Fall neu aufgerollt haben?« Eine sachliche Frage, kein Vorwurf, ganz ruhig und gefasst.
»Es tut mir wirklich leid, Mevrou …«
»Schrecklich, Kaptein, ständig rufen die Reporter bei mir an. Ich will nicht über die Polizei schimpfen, aber Sie machen mir schon das Leben schwer.«
»Bitte entschuldigen Sie, Mevrou. Es … Nein, das kann man nicht rechtfertigen, ich hätte Sie längst anrufen sollen.«
»Nun gut. Entschuldigung angenommen. Gibt es etwas Neues?«
»Leider ist es noch zu früh, Mevrou …«
»Was ist mit dem Kerl, der die Anschläge auf Polizisten verübt? Besteht irgendeine Verbindung zu meiner Tochter? Er zieht allmählich ihren Namen in den Schmutz.«
Ein Thema, das Griessel am liebsten vermieden hätte. »Viele Fragen sind bisher noch offen, Mevrou. Das ist nicht zuletzt der Grund meines Anrufs.«
»Also dann, womit kann ich Ihnen helfen?«
»Zunächst möchte ich Ihnen mein Beileid zu Ihrem Verlust aussprechen, Mevrou. Ich verstehe, dass Sie eine schwere Zeit durchmachen.«
»Danke. Wir müssen irgendwie damit fertig werden, Kaptein. Uns bleibt nichts anderes übrig. Was möchten Sie von mir wissen?«
»Laut Ihrer Aussage war Ihre Tochter an Weihnachten bei Ihnen.«
»Richtig.«
»Wie lange ist sie geblieben?«
»Nur drei Tage. Sie ist am vierundzwanzigsten gekommen und am siebenundzwanzigsten wieder abgereist. Es gab ein paar Probleme mit der neuen Wohnung, irgendwie war nicht sicher, ob sie rechtzeitig fertig werden würde. Hanneke konnte nicht länger bleiben.«
»Wie würden Sie ihre Stimmung beschreiben?«
»Kaptein, wissen Sie nicht, dass Adjutant Nxesi uns bereits im Januar danach gefragt hat?«
»Doch, Mevrou, bitte entschuldigen Sie. Ich weiß, dass es schwer ist, alles noch einmal von vorn … Das Problem besteht darin, dass nur Ihre formale Aussage in der Akte enthalten ist, begleitet von den Notizen des Ermittlungsbeamten. Ich versuche aber, noch einmal ganz unvoreingenommen an den Fall heranzugehen.«
»Ich habe Nxesi gesagt, dass ich Hanneke noch nie so erlebt hatte. Sie war …« Sie klang plötzlich aufgewühlt, als sei die Wunde wieder aufgegangen. Einen Moment lang schwieg sie, und als sie fortfuhr, konnte Griessel ihre Anspannung hören. »Sie war glücklich. Sie hat von klein auf ihre Gefühle nicht so offen gezeigt, darin gleicht sie mir. Aber ich habe meiner Tochter angesehen, dass sie glücklich war. Deswegen hat mich ihr Tod …« Wieder musste sie pausieren, um Kraft zu schöpfen. »Es ist ein solcher Verlust, Kaptein!«
»Ich kann Sie gut verstehen, Mevrou.«
»Haben Sie Kinder?«
»Ja, zwei.«
»Dann verstehen Sie es sicherlich.«
»Natürlich. Hat Ihre Tochter gesagt, warum sie so glücklich war?«
»Nicht ausdrücklich, und ich habe nicht nachgefragt. Sie war, wie gesagt, ein sehr introvertierter Mensch, schon als Kind. Ich habe mir gedacht, die Arbeit laufe gut und sie freue sich auf die neue Wohnung.«
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