Sieben Tage: Thriller (German Edition)
alles tun, um darin zu bleiben. Silberstein Lamarque hätte Hanneke von heute auf morgen entlassen, und ich bin sicher, das wäre das Letzte gewesen, was sie gewollt hätte. Außerdem gebe ich zu bedenken, dass die Due Diligence der Banken schon vor vierzehn Monaten abgeschlossen war. Warum hätte sie dann erst jetzt im Januar mit diesen Informationen aufwarten sollen?«
»Keine Ahnung«, gestand Boshigo.
»Meneer van Eeden …«, begann Griessel.
»Henry, bitte.«
»Sie sagten, Sie seien sicher, dass die Entlassung das Letzte war, was Hanneke Sloet gewollt hätte.«
»Richtig.«
»Wie kommen Sie darauf?«
Van Eeden öffnete die Hände, als ließe er ein Geheimnis entschlüpfen, setzte sich auf und suchte einen Moment lang nach dem richtigen Anfang. »Ich beschäftige mich bereits seit knapp fünfzehn Jahren mit BEE und habe schon mit Hunderten Leuten zusammengearbeitet. Geschäftsleuten, Politikern und Ex-Politikern, Bankiers, Audits, Juristen. Ich habe sie alle gesehen: die Gerechten, die Geizigen, die Hasardeure, die Profis und die Deppen, die Faulen und die Fleißigen. Hanneke war etwas Besonders. Einzigartig. Diese ungeheure Zielstrebigkeit, dieses harte Arbeitspensum, diese Wissbegier, diese Detailverliebtheit. Sie wollte nicht nur wissen, wie sie ihre Arbeit bezüglich der SA Merchant Bank-Verträge optimieren konnte, sie wollte alles wissen! Über die gesamte Transaktion. Letztes Jahr im Januarhat sie mich gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, mein Wissen an sie weiterzugeben. Sie hat einen Termin vereinbart, rückte mit einem ganzen Fragenkatalog an und hat mich vier Stunden lang ausgehorcht. Bis in alle Einzelheiten. Im April und im September hat sie mich wieder zu Rate gezogen, nicht so lange, aber ähnlich detailliert. Anschließend bemerkte ich ihr gegenüber, mir käme es geradezu so vor, als wolle sie meinen Job.« Er lächelte, ein wenig wehmütig bei der Erinnerung. »Daraufhin fragte sie mich, was ihr meiner Meinung nach noch dazu fehle, in meiner Branche tätig zu werden. Einfach so. Da sagte ich: gute Beziehungen, der Aufbau und die Pflege von Vertrauensverhältnissen zu den richtigen Leuten.«
»Und?«
»Sie hat es sich aufgeschrieben. Was ich damit sagen will: A. T. Masondo besitzt Einfluss, ungeachtet seiner Vergangenheit. Er ist vernetzt, einer von den ›richtigen Leuten‹. Hanneke wusste das. Sie hätte ihre Prioritäten gesetzt.«
Bevor sie gingen, stellte Griessel halbherzig noch einige Fragen, obwohl er den Sinn schon gar nicht mehr einsah. So erkundigte er sich bei van Eeden, ob es ihm gar nichts ausgemacht habe, dass Sloet ihm mit ihrem Ehrgeiz möglicherweise Konkurrenz gemacht hätte.
Grinsend antwortete er: »Kaptein, sehr wahrscheinlich ist dies meine letzte BEE-Transaktion. Die Chinesen sind höchst interessant, viele von ihnen wollen hier investieren. Eine Marktlücke. Darauf möchte ich mich in Zukunft konzentrieren.«
»Hatte Hanneke Sloet in irgendeiner Weise Kontakt zu Masondo?«
»Nicht wirklich. Sie haben sich höchstens mal bei einem Meeting oder auf einer Cocktailparty getroffen.«
»Auch nicht per E-Mail? Oder Telefon?«
»Das bezweifle ich stark«, erwiderte van Eeden. »Es war einfach nicht nötig, dass sie mit ihm kommunizierte.«
»Sind noch andere Kommunisten an dem Geschäft beteiligt?«, fragte Griessel weiter.
»Nein. Masondo war als Einziger Mitglied der KommunistischenPartei Südafrikas. Ansonsten zeigte niemand Tendenzen in diese Richtung.«
Danach bedankten sie sich bei van Eeden und machten sich schweigend wieder auf den Weg.
Griessel hatte zwei Nachrichten auf der Mailbox seines Handys. Die erste stammte von Cupido. Er sagte, es seien zwei Gewehre auf die Besitzer des Weinguts Bonne Espérance registriert. Eine Zwei-sieben-null und eine Dreißig-null-sechs. Sie gingen manchmal auf die Jagd, meist oben in Limpopo. Ansonsten Fehlanzeige. Egan the Vegan war garantiert nicht der Attentäter.
Die zweite Nachricht stammte von Cloete, dem Pressesprecher, der Bennie um Rückruf bat.
Griessel rief ihn an.
»Man nennt ihn inzwischen den Salomo-Schützen, Bennie«, erklärte Cloete mit der geduldigen Stimme eines Vaters, der das Verhalten seines frechen Kindes entschuldigt.
»Wegen der Bibelzitate?«
»Ja, wegen der Bibelzitate. Sie bewundern ihn, Bennie! Weil er die Korruption anprangert und noch mehr wegen seines Lateins. Es hagelt Anfragen an den Polizeipräsidenten und das Kabinett, mit dem Tenor, ob das nicht ein weiterer Beweis für
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