Sieben Tage: Thriller (German Edition)
das Versagen der SAPD sei. Am schwersten wiegt natürlich der Verdacht, dass wir wüssten, wer der Mörder ist.«
»Aber das stimmt doch nicht!«, erwiderte Griessel entnervt.
»Bist du ganz sicher, Bennie? Denn wenn nicht, wird das ein übles Nachspiel haben.«
»Es ist eine Lüge, John.«
»Hoffentlich. Hast du noch irgendetwas für mich, was ich dem Kamel melden kann?«
»Nein, nichts.«
Griessel hörte, wie Cloete langsam den Rauch seiner Zigarette ausblies. »Okay«, sagte der Pressesprecher, die personifizierte Geduld. »Bis später dann.«
Griessel steckte das Handy ein, legte sich zurück gegen die Kopfstütze und seufzte: »Jissis!«
»Tut mir leid, Bennie«, sagte Boshigo. »Ich habe getan, was ich konnte.«
»Danke, Bones, ich weiß nicht, wie ich das ohne dich geschafft hätte. Es ist jetzt … fünf Uhr. Gleich wird dieser durchgeknallte Idiot den nächsten Kollegen anschießen, und wir haben nichts in der Hand! Rein gar nichts. Allmählich habe ich den Eindruck, dass er uns verscheißert, Bones. Es gibt gar keinen Kommunisten. Entweder wollte er den Verdacht auf Masondo lenken oder uns einfach nur in die Irre führen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, aus welchem Grund. Es sei denn, er schießt einfach zum Spaß auf Polizisten. Das wiederum würde bedeuten, dass er sowohl verrückt als auch durchtrieben ist, und du weißt, wie schwer es ist, solche Typen zu erwischen.«
»Irgendwann machen sie alle Fehler.«
»Ja, irgendwann. Aber wir haben keine Zeit, darauf zu warten. Wir haben nicht mal einen Verdächtigen. Nichts. Ich starre auf diesen Fall und sehe nichts. Denk nur mal an ihre Wohnung. Der Apartmentkomplex war noch nicht fertig, als sie eingezogen ist. Überall schwirrten Installateure, Elektriker und Bauarbeiter herum. Dazu die Möbelpacker bei ihrem Umzug. Irgendeiner von denen könnte den Ersatzschlüssel gestohlen oder ihn unter einem Vorwand von ihr erbeten haben. So einen dingfest zu machen, ist praktisch unmöglich. Spuren haben wir auch keine gefunden, bis auf ein Schamhaar in der Dusche und alte Fingerabdrücke auf den Umzugskisten. Hat uns keinen Schritt weitergebracht.«
» Shit, nè.«
Griessel dachte lange und angestrengt nach. Dann sagte er: »Schema F. Wir müssen jede Einzelheit noch einmal nach Schema F kontrollieren, und selbst dazu brauchen wir eine Portion Glück. Sonst können wir die Sache vergessen.«
Auf der Otto-du-Plessis-Allee, durch den abendlichen Berufsverkehr zum Schneckentempo gezwungen, verfolgte der Heckenschütze mit neidischem Blick den Bus, der auf seiner eigenen Spur an ihm vorbeizog.
Im Radio seines Audi A4 ertönte das Fünf-Uhr-Zeitzeichen, und er drehte die Lautstärke ein wenig auf, um die Nachrichten zu hören.
In einer weiteren Mail an die Medien hat der Attentäter von Kapstadt,der bereits zwei Polizeioffiziere verletzt hat, seine Gewalttaten mit der Behauptung gerechtfertigt, extreme Krankheiten erforderten extreme Heilmittel. Dieses Zitat stammt von dem katholischen Aufständischen Guy Fawkes, der im Jahre 1605 das britische Parlament mit Schießpulver sprengen wollte.
Der Heckenschütze, der inzwischen wegen seiner Bibelzitate aus dem Buch der Sprichwörter den Beinamen Salomo-Schütze erhalten hat, behauptet in seiner Mail ferner, die südafrikanische Polizei wisse, wer die Wirtschaftsanwältin Hanneke Sloet ermordet hat.
Der Pressesprecher der Kriminalpolizei hat für den heutigen Nachmittag eine Erklärung angekündigt.
Der Salomo-Schütze.
Das gefiel ihm. Salomonische Weisheit. Heute Morgen wurde ihm noch das genaue Gegenteil nachgesagt: Verworrenheit, religiöser Fanatismus, Homophobie und Rassismus.
Der Salomo-Schütze. Der weise genug war, um zu vermuten, dass die Polizeidienststellen inzwischen wesentlich besser bewacht wurden. Und der in etwa zwei Stunden eine neue Überraschung für sie bereithalten würde.
Bevor er Manie und Nyathi eröffnen würde, dass es gar keine Kommunisten mit Mordmotiv in Hanneke Sloets Leben gegeben hatte, kehrte Griessel in sein Büro zurück und rief Hannes Pruis an, den Direktor von Silberstein Lamarque.
Pruis ging nicht ans Handy. Griessel wählte seine Büronummer. Endlich meldete sich seine Sekretärin und sagte, Meneer Pruis sei in einer Konferenz.
»Holen Sie ihn raus!«, verlangte Griessel.
»Tut mir leid, Kaptein, aber das darf ich nicht.«
»Es gibt zwei Möglichkeiten, Juffrou: Entweder Sie holen ihn raus, oder ich fahre den ganzen Weg in die Stadt und hole ihn persönlich
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