Sieben Tage: Thriller (German Edition)
raus.«
»Einen Augenblick.«
Während er wartete, schaute Griessel nach, ob Fritz ihm schon eine E-Mail geschickt hatte.
Sie stand ganz oben auf der Liste, die einzige Mail, bei der es sich nicht um ein Valke-Bulletin handelte. In der Betreffzeile stand: Dein neuer Schwiegersohn.
Griessel öffnete die Mail. Als Überschrift für das Bild hatte Fritz Die Scheinheilige und der Tatoo-Typ, gewählt, mit Rechtschreibfehler. Auf dem Foto lachte Carla glücklich in die Kamera. Neben ihr, den muskelbepackten Arm besitzergreifend um sie gelegt und mit einem glückseligen Grinsen im Gesicht, ragte der Bodybuilder auf, die Augen auf sie gerichtet. Griessel sah die schwarzen Flammen der Tätowierung, die sich unter dem kurzen Hemdsärmel hervor über den geschwollenen Bizeps schlängelten.
» Fok!« , stieß Griessel hervor.
»Wie bitte?«, fragte Hannes Pruis am Telefon.
»Meneer Pruis …«
»Ich hoffe, Sie stören mich aus gutem Grund, Kaptein, ich bin nämlich mitten in einer Konferenz!«
»Sie wussten von Masondo«, sagte Griessel ihm auf den Kopf zu.
»Wie bitte?«
»Sie wussten, dass Masondo die Gewerkschaftsgelder veruntreut hatte. Sie wussten, dass er der Kommunist ist. Aber Sie haben es mir verschwiegen.«
»Weil das absolut nichts mit dem Tod von Hanneke Sloet zu tun hat«, erwiderte Pruis verärgert und scharf.
Schlafmangel, die Frustration über die ergebnislosen Ermittlungen, die Haltung seines Gegenübers und dazu das Foto des Bodybuilders: Das alles zusammen führte dazu, dass Griessel überkochte. »Ich habe Sie aber ausdrücklich gefragt, ob Sie etwas über Kommunisten wüssten! Doch Sie haben nur ausweichend geantwortet und mir eine Liste von sieben Namen präsentiert, obwohl Sie genau wussten, dass es nur einen Kommunisten gab, der Schwierigkeiten gemacht hatte! So etwas nennt man Justizbehinderung!«
»Sie wollen mir drohen?«
»Warum haben Sie nichts gesagt?«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Von einem kleinen Kaptein lasse ich mir nicht drohen. Sie beschuldigen mich? Gut, tun Sie das vor Gericht, dann sehen wir weiter.«
»Wie Sie wollen. Aber vorher beantrage ich einen Durchsuchungsbeschluss und zwinge Ihre Mitarbeiter, jedes einzelneSchriftstück hier abzuliefern, das mit dieser Transaktion zu tun hat, und wir werden sie auf Herz und Nieren prüfen, bis ich beweisen kann, dass Sie mir die Unwahrheit gesagt haben. Ich gebe eine Pressemeldung heraus, in der ich Ihren Unwillen zur Mithilfe bei den Ermittlungen wegen Mordes an einer Ihrer Mitarbeiterinnen anprangere. Und eines sage ich Ihnen: Falls es irgendeinen Zusammenhang zwischen Masondo und Sloets Tod gibt, lasse ich Sie verhaften. Guten Tag, Meneer Pruis.«
»Augenblick, Kaptein …«
»Ich höre.«
»Bitte verstehen Sie …« Die Arroganz war noch immer da, hatte aber einen Dämpfer erlitten. »Wir … Silberstein Lamarque hat eine Stillschweigeerklärung unterzeichnet. Wenn wir dagegen verstoßen … Ich darf nichts über die einzelnen Geschäftspartner erzählen. Und die Sache mit Masondo liegt lange zurück. Sie ist abgehakt, erledigt. Hanneke hatte keinen Kontakt zu ihm. Nicht den geringsten.«
»Wusste Hanneke von alldem?«
»Ja. Wir alle wussten davon. Wir haben die Due Diligence für die SA Merchant Bank ausgeführt, schon vor einem Jahr. Wir waren zufrieden, dass sich keine Nachteile für unseren Mandanten ergaben. Mir ist schleierhaft, wie Sie auf die Idee kommen, zwischen dieser Sache und dem Mord an Hanneke Sloet könne ein Zusammenhang bestehen.«
»Hat sie je über ihn geredet?«
»Einmal haben wir im Team über ihn beraten, Anfang letzten Jahres. Als wir die Risiken abschätzten. Später kein Wort mehr. Er ist im Zusammenhang mit der Transaktion absolut bedeutungslos. Er erhält ein Direktorengehalt, hat aber keinerlei Einfluss. Deswegen habe ich Ihnen nichts gesagt. Denn da ist nichts. Absolut nichts.«
»Sind Sie ganz sicher, dass ich nicht morgen oder übermorgen auf etwas stoße, das …«
»Jetzt sage ich Ihnen mal etwas, Kaptein: Wenn ich auch nur an den Hauch eines Zusammenhangs geglaubt hätte, hätte ich deswegen wohl kaum meine Firma und meinen guten Ruf aufs Spiel gesetzt. Wenn ich geglaubt hätte, Masondo hätte das Geringste damit zu tun, hätte ich ihn persönlich festgesetzt.«
30
»Sind Sie sicher, Bennie?«, fragte Manie.
»Ja, ganz sicher, Brigadier.«
Griessel sah seinem Vorgesetzten die Erleichterung an. Dass es keine politischen Verwicklungen geben würde, nahm ihm eine Last von den
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