Sieben
sich von all ihren Freunden, außer Toto, nahm den Hund auf den Arm und folgte dem grünen Mädchen durch
sieben Korridore.
Vermutlich stammen nur vier seiner populären ›Lügenge schichten ‹ aus der Feder des 1720 geborenen Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, doch setzt sich auch bei dem erzählfreudigen Braunschweiger Aristokraten die Sieben ungehemmt in Szene:
Zur linken Seite unseres Weges standen sieben Windmühlen in einer Reihe, deren Flügel so schnell um ihre Achsen schwirrten
als ein Rückenspindel der schnellsten Spinnerin.
Oder:
Auch wuchs auf dieser Insel oder diesem Käse eine Menge Korn, mit Ähren, die wie Erdschwämme aussahen, in denen Brote lagen,
die vollkommen gar waren und sogleich gegessen werden konnten. Auf unsern Streifereien über diesen Käse entdeckten wir sieben
Flüsse von Milch und zwei von Wein.
Und:
Nun ging ich auf die Hühner zu, drückte, sowie sie aufflogen, ab und hatte das Vergnügen zu sehen, dass mein Ladstock mit
sieben Stücken, die sich wohl wundern mochten, so früh am Spieße vereinigt zu werden, in einiger Entfernung allmählich heruntersank.
– Wie gesagt, man muss sich nur in der Welt zu helfen wissen.
Beispiele finden sich zuhauf auch in den sogenannten »Kunstmärchen« – wie etwa in jenem, das der Schriftsteller Wilhelm Hauff 1826 in seinem 25. und letzten Lebensjahr verfasste. Es ist das Märchen vom Schuhmachersohn Jakob, der von einer Hexe gegen seinen Willen in Dienst genommen und in einen Zwerg verwandelt wird, so dass ihn schließlich nicht einmal mehr seine eigenen Eltern erkennen:
Der arme Jakob wusste nicht, was er von diesem allem denken sollte. War er doch, wie er glaubte, heute früh wie gewöhnlich
mit der Mutter auf den Markt gegangen, hatte ihr die Früchte aufstellen helfen, war nachher mit dem alten Weib in ihr Haus
gekommen, hatte ein Süppchen verzehrt, ein kleines Schläfchen gemacht und war jetzt wieder da, und doch sprachen die Mutter
und die Nachbarinnen von sieben Jahren! Und sie nannten ihn einen garstigen Zwerg! »Wo ist denn aber euer Sohn?«, fragte Jakob
mit zitternder Stimme seinen Vater. »Das weiß Gott«, antwortete er, »vor sieben Jahren, ja, so lange ist’s jetzt her, wurde
er uns vom Markte weg gestohlen.« – »Vor sieben Jahren!«, rief Jakob mit Entsetzen. »Ja, kleiner Herr, vor sieben Jahren.«
Kaum ein arrivierter Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der die Gattung »Kunstmärchen« nicht um eigene, wenngleich nur selten erfolgreiche Schöpfungen bereichert hätte,
so unter anderem Johann Wolfgang Goethe (›Das Märchen‹, ›Der neue Paris‹, ›Die neue Melusine‹), die graue Weimarer Dichter-Eminenz
Christoph Maria Wieland (dessen ›Luluoder die Zauberflöte‹ die literarische Vorlage für Mozarts Oper ›Die Zauberflöte‹ bildete), Ludwig Tieck (›Der blonde Eckbert‹),
Adelbert von Chamisso (›Peter Schlemihls wundersame Geschichte‹) oder Clemens von Brentano (›Gockel, Hinkel und Gackeleia‹),
um nur einige wenige zu nennen. Der erfolgreichste Verfasser von Kunstmärchen war indes der 1805 im dänischen Odense geborene
SchuhmachersohnHans Christian Andersen. Mit rund 160 Märchen reicht die Zahl von Andersens Schöpfungen beinahe an die Sammlung der Grimms heran. Und ähnlich oft wie bei dem deutschen
Professoren-Brüderpaar kommt auch bei Andersen die Sieben zu Ehren: Keine Frage, dass sowohl der »Sandmann« wie auch »Ole
Lukøie« den Kindern jeweils sieben Geschichten zu erzählen wissen – dass »Des Hauswarts Sohn« den Kreml mit Kuppeln und Türmen
malt, die an »sieben große, grüne und vergoldete Gurken« gemahnen – dass man »Unter dem Weidenbaum« von »sieben Etagen« hohen
Seidenvorhängen träumt – dass der arme »Krüppel-Hans« vom »König des Landes« eingeladen wird, sich an »sieben Gerichten« zu
laben – dass auf den Wiesen der »Moorfrau« »sieben Stück Vierklee« nebeneinander wachsen – dass sich »Die Schnellläufer« vor
einem Kampfgericht messen, das diese Ehre »schon sieben Mal« innehatte – dass »Der böse Fürst« sieben Jahre lang an einem
Schiff bauen lässt, um damit »Gott zu besiegen« – oder dass »Der Elfenhügel« von sieben Elfenmädchen bevölkert wird.
Keine Frage, dass der zu Lebzeiten als Dandy und Skandalautor verschriene irische Schriftsteller Oscar Wilde, dessen Vater
Bücher über irische Folklore und den Gulliver-Autor Jonathan Swift verfasst hatte,
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