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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Schlueter
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     eigenen Glanz verlieh, wie der Einstieg in Grimms ›Schneewittchen‹-Version zeigt:
Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine Königin an einem Fenster,
     das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte
und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee.
     Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: »Hätt’ ich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie
     Blut und so schwarz wie der Rahmen!«
    Der Wolf und die sieben Geißlein, spanischer Buchumschlag
    Der Einstieg in die ›Schneeweißchen‹-Adaption des Weimarer Bibliothekars Ludwig Bechstein gestaltet sich vergleichsweise überhastet:
Das kleine Schneeweißchen, der Königin Stieftochter, wuchs heran und wurde die schönste Prinzessin, die es nur geben konnte,
     und wurde noch viel schöner als die schöne Königin. Diese fragte, als das Schneeweißchen sieben Jahr alt war, einmal wieder
     ihren treuen Spiegel: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönst’ im ganzen Land?«
    Gleichwohl waren Bechsteins ›Märchen‹ in den deutschen Landen lange Zeit fast ebenso gern gelesen wie jene der Grimms und durchaus weiter verbreitet als Bechsteins ›Sammlung deutscher Sagen‹, wo es auch bei Rübezahl & Co an Siebenbezügen nicht mangelt:
Sein Vater prägte seinen sieben Buben fleißig die goldene Lehre ein: Kinder, was ihr tut, das treibt mit Ernst; darum trieb
     er sein Gewerbe unverdrossen, ohne dass sein Nahrungszustand dadurch gefördert wurde.
Und auch die »Schild bürger « lernen von klein auf den richtigen Umgang mit der Sieben:
Kaum dass der Kaiser abgereist war, wendeten sich die Schildbürger wieder mit neuem Mut und Eifer ihren Berufen zu. Der Schmied
     beschlug die Pferde. Der Schulmeister brachte den Kindern das Einmaleins mit der Sieben bei.
Der Rattenfänger von Hameln schreitet zu seiner Rachetat nicht um sechs, acht oder zwölf Uhr, sondern:
Am 24.   Juni, am Tage Johannis des Täufers, morgens früh um sieben Uhr erschien er wieder, diesmal in Gestalt eines Jägers, mit finsterem
     Blick, einen roten, wunderlichen Hut auf dem Kopf. Wortlos zog er seine Pfeife hervor und ließ sie in den Gassen hören. Und
     in aller Eile kamen diesmal nicht Ratten und Mäuse, sondern Kinder, Knaben und Mädchen.
    Das sagenhafte Geisterschiff namens »Der Fliegende Holländer« geht nur alle sieben Jahre vor Anker, und ein höchst populärer mittelalterlicher Schelm narrt gar Schulrektoren mit der Zahl der Zahlen:
Der Rektor stand beschämt da und stellte seine zweite Frage: »Sage mir, wie viel Tage sind vergangen von Adams Zeiten bis
     auf diesen Tag?« Eulenspiegel antwortete kurz: »Nur sieben Tage; und wenn die herum sind, so heben sieben andere Tage an.
     Das währt bis zum Ende der Welt.«
    Wie sehr sich die Genres Volksmärchen und Kunstmärchen im 19.   Jahrhundert vermischten, indem Märchensammler zugleich als Autoren in Erscheinung traten, zeigt das Beispiel des 1854 in Australien
     geborenen Joseph Jacobs. Nachdem Jacobs sein Studium der Mathematik und Chemie in Sydney begonnen und in Cambridge (England)
     abgeschlossen hatte, immatrikulierte er sich 1877 an der Berliner Humboldt-Universität, um sich fortan mit Geschichte und
     Literatur zu befassen. Kaum in Deutschland angekommen, begann Jacobs sich für Märchen zu begeistern. Es waren die Märchen
     der Brüder Grimm und des Franzosen Perrault, die Jacobs zu einer Märchensammlung und schließlich auch zu eigenen Schöpfungen
     ermutigten, in denen sich – wer hätte auch nur sieben Sekunden lang daran gezweifelt – ein ums andere Mal die Sieben ein Stelldichein
     gab:
Und er flog über sieben Wegkrümmungen, sieben Schluchten und sieben Hochmoore, bis er schließlich zum Kristall-Berg gelangte.
     – Man hatte ihm von einem König berichtet, dessen sieben Töchter sich in Schwanenfedern kleideten und damit flogen, wohin
     es ihnen beliebte.
    Ohne akademische Ehren, dafür mit dem Background eines gescheiterten Hühnerfarmers und Schmierölproduzenten startete Jacobs’
     amerikanisches Pendant Frank L.   Baum seine Karriere als Märchenerzähler, welche in dem Welterfolg ›The Wonderful Wizard Of Oz‹ (›Der Zauberer von Oz‹) gipfelte.
     Dessen Heldin Dorothy macht gleich zu Beginn ihrer magischen Reise Bekanntschaft mit der besonderen Zahl:
Dorothy verabschiedete

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