Sieben
mehrheitlich »blau« und »sieben« antworten.
Für unsere Betrachtung heißt dies, dass die Spurensuche nach den Ursprüngen der magischen Sieben deutlich früher im Leben
ansetzen muss. Am sinnvollsten dort, wo die kindliche Vorstellungskraft seit jeher weltweit auf vergleichbare Weise geprägt
wird – ungeachtet der Epochen, Sprachen, Kulturen, Breiten- oder Längengrade: bei den Märchen.
[ Menü ]
Es war einmal ein Vater, der hatte sieben …
Die Sieben in den Märchen
Wem fielen auf Anhieb nicht wenigstens drei bis vier Märchen der Brüder Grimm ein, die entweder die Sieben im Titel tragen
oder in denen die Sieben eine tragende Rolle spielt? Allen voran wohl ›Die sieben Schwaben‹, ›Der Wolf und die sieben Geißlein‹,
›Das tapfere Schneiderlein‹ sowie jenes Märchen, in dem es bekanntlich heißt:
Das Häuschen gehörte sieben Zwergen, die waren aber nicht zu Haus, sondern in das Bergwerk gegangen. Schneewittchen ging hinein
und fand alles klein, aber niedlich und reinlich: Da stand ein Tischlein mit sieben kleinen Tellern, dabei sieben Löfflein,
sieben Messerlein und Gäblein, sieben Becherlein, und an der Wand standen sieben Bettlein nebeneinander frisch gedeckt.
Rund dreißig Mal wird in ›Schneewittchen‹ die Sieben bemüht, bevor die böse Königin vom Neid gefressen wird und ihre bildschöne
Tochter in Glück und Wohlstand weiterleben darf – Märchen-Rekord!
Auch wenn sich in der Erstausgabe der Grimm’schen ›Kin der- und Hausmärchen‹ von 1812 / 15 weitere zehn Märchen finden, in denen jemand entweder für sieben Jahre in eine Taube verwandelt wird, alle sieben Schritte
einen Blutstropfen verliert, mit »Siebenmeilenstiefeln« durch die Lande jagt oder sein Nachtlager akkurat unter sieben Gehenkten
aufschlägt, auf dass er das Gruseln lerne, kann bei Jacob und Wilhelm Grimms Märchensammlung von einer Dominanz der Sieben
zunächst keineswegs die Rede sein. Viel öfter als die Siebenkommt in der ersten Auflage beispielsweise die Drei zum Zuge – sei es in Gestalt dreier Männlein im Walde, dreier Glückskinder
oder durch jeweils drei Anläufe beziehungsweise Versuche, deren dritter dann meist zum Erfolg führt.
So sind es in einem weiteren bekannten Märchen der Grimms denn auch zunächst nur drei Brüder, die anstatt in den Gottesdienst
zu gehen lieber Karten spielen und daraufhin von ihrer eigenen Mutter in kohlschwarze Raben verwandelt werden. Doch glücklicherweise
haben die Söhne besagter Rabenmutter ein Schwesterchen,
das sie von Herzen liebte und sich so über ihre Verbannung grämte, dass es keine Ruh mehr hatte und sich endlich aufmachte,
sie zu suchen.
Das Ende kommt ebenso rasch wie erwartet: Das Schwesterchen geht »bis ans Ende der Welt«, findet dort die Brüder, und weil
diese sie an ihrem Ringlein erkennen, werden sie flugs vom bösen Fluch erlöst.
Obwohl der Plot wenig glaubhaft motiviert und vergleichsweise simpel angelegt ist, und obwohl sich das Muster »Schwester sucht
ihre Brüder« in zwei weiteren Märchen der Grimm’schen Erstausgabe von 1812 findet (Nr. 9: ›Diezwölf Brüder‹, Nr. 49: ›Die sechs Schwäne‹), lag der »Raben«-Stoff den Grimms wohl so sehr am Herzen, dass besagtes Märchen mit der laufenden
Nr. 25 in der 1819 erscheinenden zweiten Auflage an gleicher Stelle wieder auftaucht – wenn auch von Grund auf gewandelt:
Ein Mann hatte sieben Söhne und immer noch kein Töchterchen, sosehr er sich’s auch wünschte; endlich gab ihm seine Frau wieder
gute
Hoffnung zu einem Kinde, und wie’s zur Welt kam, war es auch ein Mädchen. Die Freude war groß, aber das Kind war schmächtig
und klein und sollte wegen seiner Schwachheit die Nottaufe haben. Der Vater schickte einen der Knaben eilends zur Quelle,
Taufwasser zu holen: Die andern sechs liefen mit, und weil jeder der Erste beim Schöpfen sein wollte, so fiel ihnen der Krug
in den Brunnen. Dem Vater ward angst, das Mädchen müsste ungetauft verscheiden, und im Ärger rief er: »Ich wollte, dass die
Jungen alle zu Raben würden.« Kaum war das Wort ausgeredet, so hörte er ein Geschwirr über seinem Haupt in der Luft, blickte
in die Höhe und sah sieben kohlschwarze Raben auf und davon fliegen.
Als hätten sie sich selber in die Titelsammlung der Grimm’schen ›Kinder- und Hausmärchen‹ einreihen wollen, nannte sich im
Herbst 1837 eine Gruppe von Göttinger Professoren, zu denen auch Jacob und Wilhelm Grimm
Weitere Kostenlose Bücher