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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Schlueter
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magische Windlicht‹).
    Polen:
Stachelsöhnchen ritt schnurstracks zum Schloss des Königs. Dieser speiste gerade mit seinen sieben Töchtern und war sehr erschrocken,
     als er den Igel sah.
    Sibirien:
Die Großmutter sprach: »Alle sieben Menschenstämme haben deinetwegen das Feuer verloren. Wie werden wir weiterleben? Gib deinen
     Sohn her!« Und die Mutter opferte ihren Sohn.
    Kamerun:
Sieben Mädchen zogen zum Fluss auf Krebsfang, ein Hund begleitete sie. Sie fingen auch eine ganze Menge Krebse, aber es dauerte
     nicht lange, da verfolgte sie der Wasserdämon, der in diesem Fluss lebte
(›Der Hund als Retter‹)
.
    China:
»Wir sind deren Abkömmlinge in siebenter Generation. Warum redet ihr jungen Bengel derart respektlos über sie?«, sagten die
     zwei Alten. Die Frage verwirrte die Knaben umso mehr, als sie sich nicht vorstellen konnten, wie man Abkömmlinge in der siebenten
     Generation haben könne
(›Die Feengrotte‹).
    Provence:
Als es Abend wurde, begab sie sich von neuem auf das Feld. Lange, lange Zeit wanderte sie in der tiefsten Finsternis. Ihr
     Herz pochte wie sieben Schmiedehämmer.
    Indem sie von der Bedeutung der Naturgewalten und den Ursprüngen allen Seins berichten, nähren die Märchen und Mythen indigener
     Kulturen nicht etwa den Traum von persönlichem Reichtum, sondern tragen vor allem dazu bei, den Respekt vor den Rätseln des
     Lebens und Sterbens zu wahren. Es ist der animistische Glaube an die Allbeseelung der Welt, der Tieren, Menschen, Geistern
     und Pflanzen ihre jeweilige Rolle in den Märchen zuweist. Dementsprechend spielen Zahlen, so diese höher als drei sind, in
     den Märchen Afrikas, Australiens, Ozeaniens, Asiens, Süd- oder Nordamerikas so gut wie keine Rolle. Einzige Ausnahme bilden
     jene Weltentstehungsmythen, in denen auf scheinbar wundersame Weise dennoch ein ums andere Mal von der Sieben die Rede ist
     und auf die wir daher in einem späteren Kapitel zurückkommen wollen.
    Von den sieben Töchtern und den sieben Söhnen zweier benachbarter Maharadschas erzählt das indische Märchen ›Punshkin‹. Bis
     die in Felsen und Bäume verwandelten Söhne endlich erlöst sind, wird die Sieben in diesem Märchen ebenso oft bemüht wie in
     ›Schneewittchen‹. Wie in vielen anderen Ländern und Kulturen, in deren Märchen die Sieben dramaturgisch wirksam ist, hat die
     Sieben auch in Indien oftmals die Grenze vom Mythos zur realen Welt überschritten, allen voran in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi,
     deren sieben Stadttore samt Delhis Beinamen »Stadt der sieben Städte« darauf verweist, dass die 1 5-Millionen -Metropole auf den Trümmern von sieben Städten errichtet wurde. Durch sieben Stadttore führte ursprünglich auch der Weg nach
     Damaskus (Syrien), nach Rovinj (Istrien), ins südenglische Canterbury, ins westfälische Soest, nach Wien und nach Basel, welches
     zudem sieben Rheinbrücken sein Eigen nennt. Dass einer der berühmtesten Söhne Basels, der Mathematiker Leonhard Euler, sich
     unter anderem mit dem »Königsberger Brückenproblem« befasste, lag unter anderem daran, dass auch die Königsberger Stadthälften
     durch sieben Brücken über den Pregel verbunden waren. Schließlich wären – Pars pro Toto – noch die Siebenhügel-Städte Rom,
     Konstantinopel und Plovdiv zu erwähnen, ebenso das Siebenbürgen des Romanhelden Graf Dracula. Den Vogel aller Sieben-Lokalitäten
     schießen indes das spanische Olmedo (La Villa de los siete sietes – Die Stadt der sieben Siebenen) sowie Rostock ab, dessen
     einstmals sieben Wahrzeichen – auch »Kennewohrn
«
genannt – in einem Stadtgedicht von 1596 so beschrieben werden:
     
    Sieben Türme der St. Marien Kirche,
    Sieben Straßen bei dem großen Markt,
    Sieben Tore, die in das Land führen,
    Sieben Kaufmannsbrücken bei dem Strand,
    Sieben Türme, die auf dem Rathaus stehen,
    Sieben Glocken, die zugleich schlagen,
    Sieben Lindenbäume im Rosengarten:
    Das sind die Rostocker Wahrzeichen.
    Szene aus der ›Geschichte des Prinzen Kamar es-Saman‹; Zeichnung von Franz von Bayros aus: ›1001   Nacht‹; Übersetzung: Carl Theodor Ritter von Riba, 1913
    Läse man die jeweiligen Märchen zu Ende, so würde sich der betreffende geografische Bezug anhand der Namen, der vorkommenden Tiere oder der Umweltgegebenheiten meist mühelos erschließen. Fast mag es so scheinen, als sei die Sieben das einzig bindende Element zwischen den Volksmärchen Nordamerikas
( Da ihre kleine Hütte wenigstens sieben

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