Sieben
Meeres namens Kanaan zu besiedeln
und sich mit den dort lebenden Halbnomaden zu Stammesverbänden zu vereinigen. Unter einer latenten äußeren Bedrohung formierten
sich die Stämme bald zu einem Staatswesen, welches schließlich um das Jahr 1000 vor Christus in einem Jerusalemer Königtum
mündete.
Auf König Saul folgte David, dann sein Sohn Salomo, dessen religionshistorische Leistung vor allem in der Errichtung des siebenstufigen
Jerusalemer Tempels bestand. Längst hatte sich in Israel und dem nördlichen Judäa aus mitgebrachten, vorhandenen sowie neu
entstehenden Kulten und Mythen eine eigene Religion gebildet, deren beinahe revolutionäre Besonderheit darin bestand, dass
sie sich als erste Religion der Kulturgeschichte exklusiv auf einen einzigen Gott bezog: JHWH (sprich: Jahwe) – heißt: »Ich
werde sein, der ich sein werde.« Indes sollte es von deren Anfängen um 1300 vor Christus rund 700 Jahre dauern, bis aus den zunächst mündlich, später schriftlich überlieferten Texten die erste Heilige Schrift des Judentums
erstand. Auslöser hierfür war 598 vor Christus die Verschleppung der jüdischen Geisteselite durch den babylonischen König
Nebukadnezar nach Babylon.
In der 5 9-jährigen Diaspora jenes babylonischen Exils tat sich religionshistorisch Gewaltiges. Nicht nur entstanden hier die ersten Synagogen,
sondern es wurden auch und vor allem die fünf Bücher Mose zur ›Thora‹ (= »Weisung«) kanonisiert – und damit die Basis für
zwei weitere Weltreligionen geschaffen. Es war dies im Übrigen jenes selbe Babylon, dessen Schriftgelehrte und Astronomen
längst von den »sieben Flüssen«, den »sieben Himmeln« und »sieben Meeren« kündeten und dessen bedeutendste Mythen von den
sieben Locken des Gilgamesch und der Schlange mit sieben Köpfen und sieben Zungen zu berichten wussten.
Der Rest ist biblische Geschichte. Nach vierzig Tagen und Nächten endet der sintfluterzeugende Regen. Und als Noah sieben
Tage nach einer ersten erfolglosen Erkundungsmission eine zweite Taube aussendet, kehrt diese bereits am selben Abend mit
einem Olivenzweig im Schnabel zurück und liefert damit ganz nebenbei die Vorlage für ein Friedenssymbol späterer nachchristlicher
Jahrhunderte.
Als wäre die biblische Menschheitsgeschichte für sich genommen nicht schon spannend genug, reiht Moses in seinem ersten Buch ein hochdramatisches Ereignis an das nächste. Und stets zur Stelle, wenn irgendwo geopfert, gefeiert oder getrauert wird, ist die Sieben. So lässt Moses etwa im Kapitel 41 der Genesis den nach Ägypten verschleppten Urenkel des Stammvaters Abraham – Joseph – den gleichnishaften Traum seines obersten Arbeitgebers, des Pharao, wie folgt schildern:
Und siehe, aus dem Strom stiegen sieben Kühe herauf, schön von Aussehen und fett an Fleisch, und sie weideten im Riedgras.
Und siehe, sieben andere
Kühe stiegen nach ihnen aus dem Strom herauf, hässlich von Aussehen und mager an Fleisch, und sie stellten sich neben die
Kühe ans Ufer des Stromes. Und die Kühe, die hässlich von Aussehen und mager an Fleisch waren, fraßen die sieben Kühe, die
schön von Aussehen und fett waren. Da erwachte der Pharao. Und er schlief wieder ein und träumte zum zweiten Mal: Und siehe,
sieben Ähren wuchsen auf an einem Halm, fett und schön. Und siehe, sieben Ähren, mager und vom Ostwind versengt, sprossten
nach ihnen auf.
Kaum geträumt, schon erfüllt sich die Prophetie: Sieben fetten Erntejahren folgen sieben magere Jahre. Und hätte Joseph nicht
die Metaphorik des pharaonischen Traumes entschlüsselt und in der Folge Unmengen Getreide gehortet, hätte Ägypten gewiss die
siebenjährige biblische Hungersnot der Anrainerstaaten teilen müssen.
Auf die Genesis (= im Anfang) folgt ›Shemot‹ (Die Namen) und damit die Genealogie des Volkes Israel, des Exodus aus Ägypten
und anschließenden Bundes mit Jahwe am Berg Sinai. Hier wie dort stets mit von der Partie: die Sieben:
Nun hatte der Priester von Midian sieben Töchter,
heißt es da etwa in Kapitel 2.16 – oder: S
o
vergingen sieben Tage, nachdem der Herr den Nil geschlagen hatte
(7.25). Gemeint ist die erste jener zehn biblischen Plagen, deren zehnte sich indes nurmehr gegen die ägyptischen Nachbarn
richtet – Anlass im Gelobten Land, dem Herrn sieben Tage lang zu huldigen – mit einer kleinen Einschränkung:
Während der sieben Tage soll man ungesäuertes Brot essen, und kein gesäuertes Brot soll bei
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