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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Schlueter
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Krankenschwester notversorgt wird, die
     sich ihrerseits in einen Gruselkrimi oder eine Oktoberfest-Achterbahn versetzt fühlt. Es ist dies dieselbe Technik, mit der
     neuzeitliche Gedächtniskünstler ihre »sieben Chunks« überlisten, die aber meist versagt, sobald wir uns etwa die schnelle
     Schnittfolge eines modernen T V-Clips einprägen wollen. Millers Thesen fanden ihren Niederschlag in einer der meistbeachteten Psychologie-Publikationen des 20.   Jahrhunderts (›The Magical Number 7, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information‹). Ob sie sich
     auch in der rauen Lebenswirklichkeit bestätigen und wieweit die »Chunk«-Theorie den Erkenntnissen der modernen Gehirnforschung
     standhält, soll uns im übernächsten Kapitel beschäftigen.
    Auch fanden Software-Spezialisten bereits in den 1960er Jahren heraus, dass sich das komplette Zahlen- und Zeichensystem unterschiedlicher
     Sprachen und Schriften in Textprogrammen mittels eines 7-Bit -Zeichensatzes, auch ASCII genannt, darstellen lässt (siehe dazu den kleinen Exkurs auf der folgenden Seite).
    Blieben noch die »sieben freien Künste«, von denen nur die Musik ihren diesbezüglichen Status aus der Antike in die Neuzeit
     gerettet hat, während die anderen sechs – Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie – ihre Plätze mit
     Literatur, Theater, Malerei, Skulptur, Fotografie und Film (in Frankreich: Le septième art) tauschen mussten. In sieben »Modi«
     gliedert sich der siebenstufige (heptatonische) Tonvorrat, der die abendländische Musik seit der hellenistischen Antike prägt.
     Egal ob »ionisch«(zum Beispiel: c – d – e – f – g – a – h), »dorisch«, »phry gisch «, »lydisch«, »mixolydisch«, »äolisch« oder »lokrisch«, egal ob Kirchenmusik, Flamenco, Popmusik oder alpenländische Volksmusik
     – stets spielt darin die siebenstufige Diatonik (diatonos = durch Ganztöne gehend) gleichsam die erste Geige.
    Wieder stellt sich angesichts der phänomenalen Siebenhäufung in Kunst, Kultur, Wissenschaft, Physiologie, Religion und Kosmos
     die Frage: Zufall, Naturgesetz, Rezeptionsgewohnheit, Tradition oder Konstruktion? Oder am Ende doch Magie?
    Seit der englische Philosoph John Locke (1632   –   1704) dieses Phänomen erstmals als »The seven phenomena« bezeichnete, reißen die Versuche nicht ab, Herkunft und Magie der
     mystischen Sieben zu entschlüsseln. Ähnlich vielfältig, wie sich die Sieben seit Jahrtausenden ein ums andere Mal in Szene
     setzt, präsentieren sich seither die Versuche, besagtes Phänomen zu deuten: von der tiefenpsychologisch begründeten Annahme,
     die Sieben werde
unbewusst als erste Primzahl
wahrgenommen (L.   Paneth: ›Zahlensymbolik im Unbewussten‹)über die Bewertung der Sieben als
idealer Rundzahl
(zum Beispiel bei »siebentägigen Fristen« oder »siebenköp figen Gremien«; A.   Schimmel: ›Das Mysterium der Zahl‹) bis hin zur Ursachenforschung bei den
lunaren Zyklen
– sprich: den Mondphasen (E.   Bischoff: ›Mystik und Magie der Zahlen‹) oder jenen sieben wandelnden Himmelskörpern, die vom Beginn der mesopotamischen Hochkulturen
     an nicht zuletzt die Vorstellung von den
sieben Himmeln
begründeten (F. v. Andrian: ›Die Siebenzahl im Geistesleben der Völker‹).
    Ausgeschrieben heißt »ASCII«: »American Standard Code for Information Interchange« (»amerikanischer Standard-Code für Informationsaustausch«).
     Auch der Begriff » 7-Bit « ist leicht zu entmystifizieren. Man muss dazu nur wissen, dass jedes Bit, vereinfacht ausgedrückt, die beiden Werte 0 und
     1 annehmen kann. Rechnet man diese nun mit dem Exponenten »7« hoch – in Zahlen: 2 7   –, so erhält man mit dem Ergebnis 128 zugleich jene Zahl, mit der sich in der Regel sämtliche druckbaren und nicht druckbaren
     Zeichen des sogenannten Standardsatzes darstellen lassen, beispielsweise:!«#$%&’()*+,-./0123456789 :; ‹ = ›? @ ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
     [\] ^ `abcdefghijklm nopqrstuvwxyz{|}~. »7   Bit«? Man könnte stattdessen ebenso gut auch »128« sagen.
    So führt uns unsere Spurensuche nach den Wurzeln der magischen Sieben geradezu zwangsläufig in jene Region zwischen Euphrat
     und Tigris zurück, von wo aus sich einst der legendäre Stammvater Abraham gen Kanaan aufmachte, wo vor rund zweieinhalbtausend
     Jahren die mystische Sieben in Judentum, Christentum und Islam begründet wurde, wo man die Sieben längst als »Zeichen der
    

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