Sieben
Notizbüchern entwickelt habe, als vielmehr jene revolutionären Klassifizierungen,
die der Zahl Siebenein ums andere Mal gleichsam naturgesetzlichen Rang zumaßen. So hielt sich beispielsweise der schon erwähnte Naturforscher
Carl von Linné (1707 – 1778) nicht nur bei seiner eigenen Lebensspanne an die biblische Vorgabe, sondern zeugte zudem sieben Kinder. Was Wunder,
dass der als Carl Nilsson Linnaeus geborene Schwede auch bei seinem Hauptanliegen, der biologischen Systematisierung allen
irdischen Lebens, an der Siebenzahl nicht vorbeikam. Wie anders hätte er nach damaligem Kenntnisstand wohl einen Löwen klassifizieren
sollen als nach den sieben absteigenden Kriterien Vielzeller – Wirbeltier – Säugetier – Raubtier – Katze – Großkatze – Löwe?
Indessen blieb dem Forscher zeitlebens die Antwort auf die Frage verwehrt, warum etwa die Männchen jeder nachwachsenden Löwengeneration
eine stattliche Mähne ihr Eigen nennen, während ihre Schwestern zeitlebens mähnenfrei bleiben.
Dass auch diese Frage kein Buch mit sieben Siegeln blieb, verdankt die Welt in letzter Konsequenz den Erbsen-Experimenten
des naturforschenden Klosterabts Gregor Mendel (1822 – 1884), der dabei ebenfalls auf die magische Sieben zurückgriff, indem er etwa die zweifelsfreie Chromosomen-Bestimmung anhand
der sieben Merkmalpaare Samengestalt – Samenfärbung – Färbung der Samenschale – Hülsenform – Färbung der unreifen Hülse – Blütenstellung und Länge des Stängels bewerkstelligte.
Wer nun annimmt, mit den siebenbezogenen Zuordnungen und Klassifizierungen habe es irgendwann im 20. Jahrhundert sein Bewenden, der sieht sich insbesondere durch jene Entwicklung getäuscht, die unser aller Leben inzwischen
bis in die kleinsten Facetten beeinflusst: Gemeint ist die Elektronik – jene Technik also, die ihren Durchbruch der simpel
erscheinenden Erkenntnis verdankt, dass sich sämtliche Rechenvorgänge in eine Abfolge von 0 / 1- beziehungsweiseJa/Nein-Operationen verwandeln lassen und dass sich diese Operationen durch jeweils schwächere beziehungsweise stärkere Stromzufuhr
elektronisch regeln lassen. Dass sich auf diese Weise am Ende gar Sprache, Musik und bewegteBilder reproduzieren lassen, liegt einerseits an der Lichtgeschwindigkeit der damit zusammenhängenden Vorgänge. Der eigentliche
Durchbruch aber lag in der Entdeckung, dass sich jene archaischen Ja/Nein-Muster, vereinfacht ausgedrückt, in sogenannte logische
Gitter aufspalten, bündeln und durch eine beliebige Folge von Verknüpfungen programmierbar machen lassen, logische Gitter
also, oder englisch: logic gates. Und als wäre anderes gar nicht vorstellbar, folgen auch jene – nur zufällig an den Namen
des Microsoft-Gründers anklingenden – alternativen »Gitter« einmal mehr dem Siebenmuster: und – oder – nicht – nicht und –
nicht oder – inklusiv oder – exklusiv oder.
Carl von Linné in einem Gemälde von Estate Hartenkamp, 1853, Universität von Amsterdam
Nicht alle Klassifizierungssysteme, die seit Carl von Linné und Gregor Mendel dazu beitrugen, Naturwissenschaft fassbar zu
machen, tragen die Namen ihrer Entdecker. Dies mag zum einen daran liegen, dass viele neue Forschungsergebnisse in Teams erarbeitet
wurden, mitunter war jedoch einfach die Zeit reif für die jeweilige Entwicklung, so dass mehrere Wissenschaftler dieselbe
Entdeckung zur selben Zeit zu Tage förderten. So geschehen im Jahr 1869. Aufbauend auf den Erkenntnissen des Jenaer Chemikers Johann Wolfgang Döbereiner (1780 – 1849), der erstmals einen Zusammenhang zwischen der Atommasse und den chemischen Eigenschaften einzelner Elemente nachgewiesen
hatte, erarbeitete der Chemiker Dmitri Iwanowitsch Mendelejew (1834 – 1907) im russischen Sankt Petersburg fast haargenau das gleiche Periodensystem aller chemischen Elemente wie im schwäbischen
Tübingen der Arzt und Chemiker Julius Lothar Meyer (1830 – 1895). Was dieses nach der jeweiligen Anzahl von Außenelektronen gegliederte System im Rahmen unserer Betrachtungen besonders
interessant macht, ist der Umstand, dass die Bestückung der in der Natur vorkommenden Elemente mit besagten Außenelektronen
beiden Wissenschaftlern offenbar keine andere Wahl ließ, als sämtliche Elemente jeweils sieben »Perioden« zuzuordnen.
Sosehr sich die Elektronik im vergangenen halben Jahrhundert als globaler Wachstumsmotor par
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