Sieben
dagegen so gut wie gar nicht, liegen
zwei Schlussfolgerungen nahe:
Die Himmelsscheibe von Nebra
Erstens, die in Nordamerika anzutreffende »Siebenmystik« wurzelt in Ursprüngen, die
vor
der letzten späteiszeitlichen Wanderbewegung (um das Jahr 9000 vor Christus) datieren. Zweitens, die der asiatischen »Siebenmystik«
ursprünglich zugrunde liegenden Voraussetzungen müssen auch in Nordamerika erfüllt gewesen sein – andernfalls hätte die Siebenmystik
auch in Südamerika Platz greifen müssen, wohin sich ein Teil der eiszeitlichen Wanderbewegung ausgedehnt hatte.
Sollte das dazu noch fehlende Glied in der Beweiskette gefunden sein, wäre bewiesen, dass die mystische Sieben mitnichten
im Mesopotamien des vierten vorchristlichen Jahrtausends »erfunden« worden sein kann, sondern dassauch die siebengeschossigen sumerisch-babylonischen Zikkurats in einer tausende Jahre älteren Vorstellung wurzeln, die sich
aus bestimmten, nur in Teilen der Erde anzutreffenden Voraussetzungen nährt.
Die Beringstraße zwischen links Russland und rechts Alaska hat heute an der engsten Stelle eine Breite von 85 Kilometern
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Hinaus zu den Sternen
Schamanen und Nagelstern
Nicht von ungefähr zählt wohl »die Mitte« zu den meistbenutzten Metaphern im politischen Wahlkampf. Wer seine Wählerklientel
nicht an einem der Ränder des politischen Spektrums verortet, der ordnet sich und sein politisches Programm gern der Mitte
zu, egal ob man sich ansonsten beispielsweise als liberal, als sozialdemokratisch, als ökologisch oder als christlich versteht.
Ein Grund hierfür mag sein, dass die Mitte sich implizit mit Vorstellungen verbindet wie »der Kern der Dinge«, »das Wesentliche«,
»immergültige Werte«, »das Ganze«, »der gemeinsame Nenner« oder »das, worauf es ankommt«. Möglich ist aber auch, dass Spindoktoren
und Wahlkampfpsychologen einen noch tiefergehenden Wirkmechanismus im Kopf haben. Die Rede ist von jenem religiösen Begriff
des »Zent rums «, wie er sich etwa im »Reich der Mitte« in Gestalt der »fünften Himmelsrichtung« manifestiert und wie wir ihm am Ende des
vorigen Kapitels bei der indianischen Pfeifenzeremonie begegnet sind. Wenn sich dort das siebte und letzte Ausatmen des Tabakrauches
auf das Zentrum richtet, so ist damit – grob gesprochen – nichts anderes gemeint als jener symbolische Ort, an dem sich die
Verbindung mit den heiligen Kräften des Kosmos rituell manifestiert.
In der Tat gab und gibt es wohl keine Religion und keinen kultisch-religiösen Ritus, der ohne ein solches Zentrum auskäme
– sei es in Gestalt eines Tempels, einer Pyramide, einesKultplatzes, einer Kirche, Synagoge, Moschee oder – im engsten Sinne – als Opferstätte, Altar oder eine andere Form des Heiligsten.
Auch die meditative Versenkung (Meditatio = Ausrichtung zur Mitte), wie sie der Buddhismus kennt, der Hinduismus oder der
Daoismus, zielt im Herzen auf nichts anderes als die unmittelbare Verbindung des Individuums mit den heiligen Kräften des
Kosmos.
Schamane aus Amazonien
Dass es sich bei der Idee des Zentrums offenbar um archaisches Erbe handelt, zeigt ein Blick auf jene spirituellen Praktiken,
die – historisch betrachtet – den Religionen um einige Jahrtausende voraus sind: Praktiken, wie sie im Schamanismus zu finden
sind. Zwar sind dessen Ausprägungen global gesehen teils recht unterschiedlich, dennoch gibt es signifikante Gemeinsamkeiten,
die den Schamanismus von jeder anderen spirituellen Praxis unterscheidet – von Heilern, Hellsehern und Zauberern ebenso wie
von jeglicher Ausprägung des Priestertums.
Erstens: die Fähigkeit zur Ekstase. Mögen Schamaninnen und Schamanen hier und dort auch als Priester(innen) fungieren,als Heiler, Magier oder Wetterzauberer, so ist doch die Fähigkeit, sich durch stundenlanges monotones Trommeln, durch Gesänge,
Dehydrierung oder Pflanzengifte ineinen entkörperlichten, also ekstatischen Zustand zu versetzen, ein schamanisches Privileg.
Zeichnung auf einer Schamanentrommel
Der Weltenbaum Yggdrasill, Holzstich
Zweitens: die Seelenreise. Aller schamanischen Praxis liegt die Vorstellung zugrunde, dass Krankheit, Tod und sonstige Übel
der Einwirkung mehr oder weniger böser Geister zuzuschreiben sind. Diese Geister sind je nachdem entweder in der Unterwelt
angesiedelt und spuken in der Welt der Lebenden oder sie treiben sich nach Gutdünken – oft mit einer entführten Krankenseele
im Schlepp –
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