Sieben
kurz zuvor selbiges Aztekenreich in Schutt und
Asche gelegt hatten.
Nicht von ungefähr hat uns unsere bisherige Erkundungsreise nach möglichen anderen als den sumerisch-babylonischen Ursprüngen
der mystischen Sieben zunächst um die Südhälfte des Globus herumgeführt. Galt es doch, der These des Ethnologen Ferdinand
von Andrian-Werburg nachzuspüren, dass
im größten Teil von Afrika, Amerika, in Melanesien, Neuguinea und Australien die »gute wie die böse Sieben« ursprünglich unbekannt
sind.
Das Ergebnis scheint indes noch eindeutiger: Würde man bei Sichtung des archaischen Mythenschatzes der südlichen Erdhalbkugel
jene Mythen ausklammern, die den Verdacht des Synkretismus – sprich: des mythisch-religiösen Einflusses asiatisch-europäischer
Hochkulturen – nahelegen, so würde man am Ende feststellen, dass in den Kulturen südlich des Äquators die Sieben lediglich
eine Zahl wie jede andere ist.
So scheint sich immer mehr jene »Diffusionstheorie« zu bestätigen, der zufolge sich die Mystik der Sieben von Mesopotamien
aus in alle Kulturen und Religionen verbreitet und dort auf gleichsam magische Weise multipliziert habe. Und doch sollte man
sich vor einem derartigen Resümee hüten, solange jene Einschränkung im Raum steht, die von Andrian-Werburg im Jahr 1901 selber
so formulier te:
Unaufgeklärt bleibt vorläufig das Auftreten der Sieben in einem relativ kleinen Völkerkreis von Nord- und Mittelamerika.
Pueblo der Hopi, Fotografie aus dem Jahr 1897
Gemeint ist unter anderem jene »Sieben-Höhlen«- Geschichte , die sich nicht nur in den Aufzeichnungen der spanischen Conquistadores und ihrer Padres wiederfindet, sondern die nach wie
vor in der mystischen Tradition der mexikanischen Nahúa-Indianer fortlebt, die mit den Azteken nach derzeitigem Erkenntnisstand
keine gemeinsamen Wurzeln haben.
Und tatsächlich: Begibt man sich von Mexiko aus weiter nach Norden in Richtung des Grand Canyon, so stößt man im Stammesgebiet
der Zuñi-Indianer auf annähernd dieselbe Ursprungsgeschichte wie bei Nahúas und Azteken. Mehr noch: Anders als bei den südlichen
Nachbarn prägte die Sieben hier in vorkolonialer Zeit offenbar auch die Lebenswirklichkeit. So fanden die spanischen Eroberer
im Jahr 1582 das rund 300 0-köpfige Volk der Zuñi auf sieben Städte (später »Pueblos«) verteilt vor. Dieser Siebenteilung wäre möglicherweise zu misstrauen,
fände sich nicht ein ähnliches Motiv in den Überlieferungen der nördlich Floridas angesiedelten Creek.
Dass es sich in der Tat hier wie dort kaum um zufällige Siebenbezüge handelt, zeigt das Beispiel der am Südrand Kanadas beheimateten
Sioux. Hier waren es nicht spanische, sondern französische Kolonialisten, die beim ersten Zusammentreffen auf eine Allianz
von sieben Stämmen stießen, die sich in der Stammessprache der Sioux »Oceti Sakowin« nannten – übersetzt etwa: »Die sieben
Ratsfeuer«. Doch damit nicht genug: Ebenfalls im 16. Jahrhundert hatte der zu dieser Zeit wohl mächtigste Indianerstamm Nordamerikas, die im Südwesten der USA beheimateten Cherokee,
ersten leidvollen Kontakt mit europäischen Siedlern. Nicht nur berichtet deren Ursprungsmythos von »Urmüttern«, die in der
Lage waren, alle sieben Tage Kinder zu gebären – auch inden Kultritualen der Cherokee findet sich eine Reihe siebenbezogener Elemente: Dies fängt an bei der Aufforderung des »Großen
Geistes« an Tiere und Pflanzen, sieben Tage und sieben Nächte wach zu bleiben, geht über die »sieben Himmel« und reicht bis
zu den »sieben heiligen Zeremonien«, an deren Spitze – ähnlich wie bei anderen Indianervölkern – die »Pfeifenzeremonie« steht.
Und noch ein Element voller Siebenbezüge findet man bei nordamerikanischen Stämmen wieder: Gemeint sind »Sternenmythen«, Erzählungen
also, in denen die Sterne – getreu dem auch hier vorherrschenden Glauben an eine Allbeseelung des Kosmos – ein gleichsam mystisches
Eigenleben führen:
Nachdem die Erde vom Himmel getrennt war,
heißt es etwa in einem Ursprungsmythos der im Wüstengebiet Arizonas beheimateten Navajos,
hatte der Große Geist noch eine Gruppe
von sieben feurigen Sternen an seinem Fußgelenk haften. Der Große Geist stampfte ein paarmal mit dem Fuß auf, und jedes Mal
hüpften die Feuersterne dabei eine Stufe höher: zuerst bis zu den Knien des Großen Geistes, dann zur Hüfte, den Schultern.
Schließlich hob es sie auf die Stirn des Großen
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