Siebenmeter fuer die Liebe
diese dämlichen Tussen, weißt du, wo die Dicke mit den Locken spielt, und ich glaube, Max ist in Vanessa verknallt, in VANESSA, wie findest du das? Und …«
»In Vanessa? Vanessa Purschke? Das glaube ich nicht.« Schockiert sehe ich Ellen an. Vanessa ist die dümmste Blondine, die wir in unserer Klasse hatten. Dagegen ist Jette ein Witz. Ellen winkt ab und formt mit den Lippen leise: »Später.«
Ellens Mutter kommt zu uns und nimmt mich kurz in den Arm. »Hallo Paula. Und du hast dich schon so gut eingelebt, sagt deine Mutter? Siehst du, wenn man sich Mühe gibt, ist alles leichter.«
Und wenn man nach Malente darf, denke ich und lächele nett.
Im Auto sitzen Ellen und ich mit ihrer Mutter hinten und können deshalb nicht ungehemmt reden. Also hören wir meiner Mutter zu, die das Programm des Wochenendes verkündet.
»Wir fahren erst mal zu uns und zeigen euch alles. Morgen gehen wir schön frühstücken, es gibt eine ganz tolle Kneipe bei uns um die Ecke, danach gehen wir in die Stadt.«
Ellen und ich sehen uns bedeutungsschwer an. Hoffentlich müssen wir nicht mit.
|71| »Bei uns im Viertel ist übrigens ab morgen Stadtteilfest«, fährt Mama fort, »da wollten wir abends mit euch hin. Lauter Fressbuden, Cocktailbars und Musik. Ab nachmittags spielen richtige Bands, Paula kennt sogar einige von den Musikern.«
Was? Ist mir ja ganz neu!
»Echt?« Ellen und ihre Mutter beugen sich gleichzeitig vor. »Wen denn?«
»Keine Ahnung.« Ich sehe im Rückspiegel die Augen meiner Mutter und warte auf ihre Antwort.
»Na, der Sohn von der Bäckerei spielt doch in einer Band, dieser Julius. Und sein Freund Thorben. Paula geht mit den Schwestern von beiden in eine Klasse.«
Ach du Schande! Julius spielt da mit? Das habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Mama natürlich schon. Typisch! Und überhaupt habe ich die Affen total vergessen. Oder verdrängt. Es gibt wirklich Wichtigeres in meinem Leben als diese Spinner. FH sind die Zauberbuchstaben! Und dann dieser Vanessa-Schock.
»Mama, ich kenne die überhaupt nicht.«
»Paula! Ihr kennt euch doch aus der Schule«, antwortet meine Mutter kopfschüttelnd.
»Das sind Vollidioten!«, flüstere ich Ellen zu, »die fühlen sich super und sind richtige Pfeifen. Aber eingebildet wie nur was.«
»Was hast du gesagt?«
»Nichts, Mama. Guckt mal, da ist meine Schule, jetzt sind wir gleich da.«
|72| Mein Vater und Anton öffnen die Tür, als wir in die Auffahrt fahren. In dem Durcheinander von Begrüßung und Taschenausladen huschen Ellen und ich ins Haus und verziehen uns sofort in mein Zimmer. Ellen lässt sich auf mein Sofa fallen. »Meine Güte, was die alles erzählen müssen, lauter banales Zeug. Kaum auszuhalten! Was sind das denn jetzt für Musiker, die du kennst?«
»Musiker! Wenn das mal stimmt. Der eine, dieser Thorben, ist der Bruder von Marie, weißt du, die mit den Weisheitszähnen, von ihr habe ich dir schon erzählt.«
»Die später gekommen ist, die war doch nett, oder?«, fragt Ellen.
»Ist sie auch. Jedenfalls ist Thorben in der Neunten und spielt Schlagzeug in einer Band. Und der andere ist der Bruder von Johanna. Ein selten beknackter Typ. Und dann noch rothaarig.«
»Julius?«
»Genau. So was will man gar nicht kennen. Den kann ich überhaupt nicht ab, der hält sich aber für den Supertyp.«
Ellen setzt sich gerade hin. »Sind Johanna und Marie denn morgen auch auf dem Stadtteilfest?«
»Die wollten hin«, antworte ich. »Also Marie wollte auf jeden Fall. Johanna wusste noch nicht, ob sie darf.«
»Wir können sie doch mitnehmen, dann kann ich sie auch mal sehen, wenn du schon so viel von ihnen |73| erzählst.« Ellen sagt das in einem komischen Ton. Und sie guckt auch so.
»Ist was?«
»Nö. Aber wenn das schon deine Freundinnen sind.«
»Ellen. Das sind nicht meine Freundinnen! Die gehen in meine Klasse. Sie sind alle nicht so wie du. Wir treffen uns auch nie richtig, nur in der Schule. Die Einzige, die mich zweimal besucht hat, ist die dicke Frieda. Sie gibt mir Nachhilfe in Mathe, dafür helfe ich ihr, eine Drei in Sport zu kriegen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich das machen soll, sie kann echt überhaupt nichts. Dabei machen wir im Moment nur so ein bisschen Gymnastik und ganz wenig Konditionstraining. Und Frieda sieht nach drei Minuten aus, als würde sie explodieren. Dabei gibt sie sich schon Mühe. Wegen Florian Hoffmann. Ach übrigens«, ich suche das Foto in meinem Handy und zeige es ihr, »so sieht er
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