Siebenmeter fuer die Liebe
Seufzer.
»Ja, und dann kamen irgendwann die Ersten aus der |77| männlichen B-Jugend . Max Petersen als Erster. Wenn die früher da sind, setzen die sich immer auf die Bank und gucken bei uns noch zu. Und dann hat Vanessa eine richtige Show abgezogen. Ließ sich dauernd fallen, rannte völlig gaga durch die Gegend, lachte albern – wir haben uns nur angeguckt und überlegt, in welchem Film wir sind.«
»Und weiter?«
Ellen setzt sich aufrecht hin. »Paula, die Typen fanden das super! Max Petersen hat sie angeglotzt, als hätte er eine Erscheinung. Und als sie nach dem Training an der Tür stehen blieb, rein zufällig natürlich, hat er sie gefragt, ob sie noch auf ihn warten könnte. Ich hätte reihern können.«
Jetzt sitze ich auch gerade. »Echt? Und weiter? Du wolltest doch mit Max zum Baggersee?«
»Der ist doch krank geworden, hat er wenigstens gesagt. Keine Ahnung. Er hat mich auch nicht noch mal gefragt. Vanessa sieht im Bikini bestimmt auch besser aus als ich.«
»Ach Quatsch«, sage ich, »die hat doch so dünne Beine.«
Ellen putzt sich geräuschvoll die Nase. »Da stehen die Typen wohl drauf. Diese Schlampe. Ich wünsche ihr Pickel an den Hals. Auf jeden Fall waren sie letztes Wochenende zusammen im Kino. Hättest du das von Max gedacht?«
»Mit so einer Trulla? Im Leben nicht.«
»So ein Idiot.« Ellen reißt die nächste Tüte Colorado |78| auf. »Ich hoffe nur, dass die nicht mehr zum Handball kommt. Dann drehe ich durch. Ach, Paula, ich finde den so süß!«
Ich denke kurz an Jette im Silberleibchen und an ihren Gesichtsausdruck, wenn sie Florian Hoffmann anguckt. Aber er ist nicht so ein Idiot. Da bin ich mir sicher.
Am nächsten Tag kommen wir erst um 17 Uhr vom Einkaufen zurück. Ich bin fix und fertig, meine Füße tun weh. Wir sind in ungefähr zweihundert Geschäften gewesen, ätzend!
Ellen hat sich ein T-Shirt ausgesucht, auf dem HAMBURG steht, das würde ich nie im Leben anziehen. Aber sie findet es super. Na ja.
Das Einzige, was ich gern gehabt hätte, wäre ein neuer Trainingsanzug gewesen. Ellens Mutter hat sofort gesagt, das wäre ja Quatsch, sie würde mir meinen schicken, Ellen bräuchte keine zwei gleichen Anzüge und außerdem wäre es doch witzig, wenn ich in Hamburg mit meinem Mackelstedter Vereinslogo auflaufen würde. Ganz toll, sie haben wirklich überhaupt keine Ahnung.
Ich sollte mir auch ein T-Shirt aussuchen, fand aber alle doof. Übermorgen habe ich zum ersten Mal Handball-AG, da renne ich dann in meiner alten labbrigen Jogginghose rum. Super!
»Mensch, Paula, du hast aber echt schlechte Laune.« Ellen stupst mich in die Seite, als wir aus dem Auto |79| steigen. »Hör mal! Ist das schon die Musik vom Stadtteilfest?«
Bässe und Gesangsfetzen wehen zu uns rüber. Zumindest ist da schon richtig was los.
Ich reiße mich zusammen und hake mich bei Ellen unter. »Hört sich so an. Wollen wir da jetzt hin?«
Sie nickt begeistert und dreht sich zu ihren Eltern um. »Können wir schon hingehen?«
Ellens Mutter guckt meine an, die sieht auf die Uhr und antwortet: »Ja, geht nur. Aber wir treffen uns in einer Stunde. Vor der Bäckerei, alles klar?«
Ellen überlegt kurz. »Ich wollte mich eigentlich noch umziehen.« Und etwas leiser: »Und schminken.«
»Quatsch. Heißt du Vanessa?« Ich bin entsetzt, sie winkt ab.
»Schon gut. Also komm.«
Langsam laufen wir durch die gesperrten Straßen und sehen uns die Stände an. Es ist gar nicht viel anders als der große Flohmarkt in Mackelstedt. Es gibt Klamotten, gebrauchte Bücher, Schmuck, Wurstbuden, Bierstände, Eiswagen. Und Unmengen von Menschen. Nach einer halben Stunde habe ich keinen blassen Schimmer mehr, wo wir gerade sind und in welcher Richtung die Bäckerei liegt. Noch nicht mal ungefähr.
Ellen bleibt plötzlich stehen und deutet auf den Platz vor uns. »Guck mal, da ist die Bühne, da spielen die Bands.«
»Da ist doch niemand.«
|80| »Dann haben die eben Pause. Komm, wir gehen hin. Wo müssen wir denn nachher lang?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nicht genau, wo wir gerade sind.«
»Ach Paula«, Ellen schüttelt den Kopf, »du wohnst doch hier. Na ja, dann müssen wir eben fragen. Wie heißt denn die Bäckerei?«
Während ich angestrengt über den Nachnamen von Johanna nachdenke, erkenne ich plötzlich Marie, die am Rand der Bühne sitzt. Glück gehabt, sie kennt sich wenigstens hier aus.
»Schnell, da ist Marie, lass uns mal hingehen.«
Ellen lässt sich mitziehen, wir schieben uns durch
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