Siebenmeter fuer die Liebe
die Halle latschen. Und Kathi, Marie, dann diese Tina und Anne, die können schon so viel, also werfen und prellen und so. Mela hat meinen Bruder gefragt, ob er uns ein bisschen helfen kann, das macht er jetzt.«
|115| Ich denke schon wieder an Vanessa und beobachte Jette, die Julius mit Klimperaugen anguckt. Trottel fallen eben auf so was rein, siehe Max Petersen. Aber dass Johanna bei diesem Blödsinn mitmacht. »Und du rennst jetzt mit Jette und ihren Fans durch den Park, oder was? So lernt man doch kein Handball.«
Mein Ton ist unfreundlicher, als ich will, Johanna guckt deshalb komisch. »Nein, wir üben auch mit Ball, im Park gibt es sogar ein Tor. Aber ihr müsst das ja auch nicht gut finden, die Handball-AG ist ja freiwillig. Ihr könnt ja jederzeit was anderes machen.«
»Aber wir üben doch …«
Schnell trete ich Frieda auf den Fuß, manchmal antwortet sie zu viel, und frage mit zuckersüßer Stimme: »Habt ihr denn keine Angst, dass dein großer Bruder euch was Falsches beibringt?«
»Wieso was Falsches?«, fragt Johanna erstaunt, »Julius weiß doch, was wichtig ist.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Ich verschlucke den Satz, dass er sich selbst ja so superwichtig findet. Der hat doch keine Ahnung vom Handball, durch den Park laufen kann jeder.
Ein Pfiff von Julius lässt uns zusammenzucken, Johanna dreht sich um und läuft zu der Gruppe, zu der sich zu meinem Entsetzen auch Florian Hoffmann stellt. Da stehen jetzt die fünf und reden mit einem Handballgott, der doch merken muss, dass die sich nur wichtigmachen. Wie peinlich!
»Wieso stöhnst du?« Friedas Frage bringt mich wieder |116| auf den Boden. Ich starre immer noch Florian Hoffmann an, der sich mit einer Engelsgeduld den Blödsinn anhört, den der rothaarige Superheld von sich gibt. »Das ist doch widerlich, wie die sich an Herrn Hoffmann ranschleimen. Nur weil alle in den verknallt sind.«
»Julius auch?« Frieda legt ihren Kopf schräg und sieht zur Gruppe hin. »Glaubst du?«
»Quatsch, der will bestimmt was von Jette und macht deshalb den Hermann.«
»Das glaube ich nicht. Er will ihnen helfen. Er ist nett.«
Ich sehe Frieda mitleidig an. Sie ist eindeutig zu gut für diese Welt.
Frieda und ich sind die Letzten, die zu Beginn der Handball-AG in die Halle kommen. Alle anderen sitzen bereits auf einer Bank, Florian Hoffmann steht vor ihnen, neben sich eine Tafel, auf die er einen Halbkreis mit sechs Kreuzen und einigen Pfeilen gezeichnet hat. Er sieht kurz hoch und nickt. »Dann sind wir jetzt komplett, setzt euch dazu. Beim nächsten Mal bitte pünktlich. Also zurück, wir haben eine Verteidigung, die aus folgenden Positionen besteht …«
Ich werde rot, dabei können wir nichts für die Verspätung. Irgendein Volltrottel hat die Hallentür zugeschlossen, ohne zu gucken, ob schon alle da sind. Wir haben an das Fenster der Umkleidekabine gehämmert, nichts, sie konnten oder wollten uns wohl |117| nicht hören. Diese blöden Ziegen. Schließlich mussten wir den Hausmeister holen, der natürlich sofort von Pünktlichkeit und Ordnung gefaselt hat. Und deshalb sind wir fast zehn Minuten zu spät. Frieda ist vor Verlegenheit ganz blass. Ich bin nur sauer. Wir gelten als die beiden größten Luschen und dann poltern wir noch wie die Trottel hinterher. Wahrscheinlich hat Jette zugeschlossen oder die Zwillinge, ich weiß nur nicht, warum. Vielleicht, weil ich neu bin und Frieda dick ist, ist ja auch egal.
»Und, Paula?«
Florian Hoffmanns Frage kommt völlig unvermittelt, ich habe vor lauter Sauersein nicht zugehört. Er tippt auf die Zeichnung an der Tafel. »Neunmeter. Freiwurf. Was macht die Deckung?«
Ach so. »Zusammenstellen, Block bilden, Arme hoch.« Meine Antwort kommt automatisch, dann erst fällt mir sein Gesichtsausdruck auf. »Doch aufgepasst. Richtig. Auch wenn ich das etwas anders erklärt habe. Gut.«
Während er weiterspricht, flüstert Frieda: »Von Block hat er gar nichts gesagt. Stimmt das?«
Ich sollte erst denken und dann reden. Oder gleich aufpassen. Die Antwort war richtig, aber so viel hätte ich gar nicht wissen sollen. Na ja, Pech.
Nach dem Theorieteil kommt die Praxis. Zum Aufwärmen laufen wir zu zweit nebeneinander im großen Kreis durch die Halle, ab und zu pfeift Florian Hoffmann, |118| dann geht es ein paar Schritte rückwärts, bei zwei Pfiffen müssen wir hochspringen, bei drei Pfiffen uns hinlegen, wieder aufstehen, weiterlaufen. Ich konzentriere mich auf meinen möglichst
Weitere Kostenlose Bücher