Siebenmeter fuer die Liebe
kann ich wenigstens im Verein spielen, wenn es schon in der Schule nichts gibt.« Sie sieht sich ratlos um. »Aber anscheinend wird das auch nichts, ich sehe hier niemanden. Vielleicht gehe ich doch zum Handball, falls Herr Hoffmann mir schnell genug was beibringt.«
»Na, denn«, ich nicke ihr kurz zu und mache mich auf den Weg. Dann hätte die weibliche B-Jugend vielleicht genug Neue. Bevor ich weiterdenken kann, fallen mir Ellen und der Tus Mackelstedt ein. Nein, höchstens Florian Hoffmann und die AG. Basta!
|104| Einfach jeden Wunsch erfüllen
Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem ich Ellen in Mackelstedt besuchen kann, hat sie kein Punktspiel. Dabei habe ich mich so darauf gefreut, alle wiederzusehen. Ich habe sogar meinen neuen Trainingsanzug mit, weil ich gehofft habe, wenigstens beim Aufwärmen vor dem Spiel mitmachen zu können.
»Komm, Paula, jetzt guck nicht so sauer. Die haben erst am Donnerstag abgesagt, vier von ihren Spielerinnen haben Mumps, stell dir das mal vor, das ist doch wohl völlig bescheuert.«
»Ich hatte mich aber echt gefreut.«
Wir liegen in Ellens Zimmer auf dem Bett, ich könnte heulen, so enttäuscht bin ich. Ellen stupst mich in die Seite. »Du hättest sowieso nicht mitspielen können, du bist doch nicht mehr im Verein.«
»Ich weiß. Das musst du mir nicht extra sagen. Aber ich hätte beim Warmmachen wenigstens ein paarmal aufs Tor werfen können.«
»Und danach nur zugucken? Das wäre ja richtig blöd geworden.«
»Ja, vielleicht.« Ich putze mir die Nase. »Und was machen wir jetzt?«
|105| Ein Wochenende in Mackelstedt ohne Handball ist immer noch besser, als in Hamburg zu bleiben. Immerhin bin ich seit sechs Wochen nicht mehr in Ellens Zimmer gewesen. Wahnsinn! Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor.
»Wie ist denn jetzt die Handball-AG? Können deine Großstadtzicken schon fangen?«
Ich denke kurz an Kathi und Johanna, an ihre Gesichter, wenn sie ganz ernst und verbissen mit dem Ball an den Seitenlinien entlangprellen, an Marie, die von Mal zu Mal noch schneller wird und schon öfter richtig gut aufs Tor geworfen hat. An Frieda, die bisher dreimal mit mir auf dem Sportplatz war und richtig entschlossen ist.
»Es sind ja nicht alles Großstadtzicken. Marie und Johanna kennst du doch, die sind gar nicht schlecht. Die Zwillinge strengen sich auch ziemlich an, Kathi kann das meiste mit dem Ball ja vom Basketball und Frieda, na ja, Frieda übt eben. Abwechselnd Mathe und Handball. Ich glaube, ich kriege schneller die Drei.«
Ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich so über Frieda rede. Sie hat jede mögliche Taktik im Kopf, alle Regeln, alle Wurftechniken, mittlerweile auch alle bekannten Spieler. Aber sie schafft es so selten, einen Ball zu fangen. Sie ist einfach zu langsam. »Sie müsste mal abnehmen und noch mehr üben, dann klappt es schon irgendwann. Aber sie findet Handball spannend.«
|106| »Oder euren Sportlehrer.« Ellen klimpert albern mit den Augen.
»Bestimmt. Ist ja auch egal. Aber er hat sich neulich Jette zur Seite genommen, das fand ich super. Wir konnten nicht verstehen, was er ihr gesagt hat, haben nur gesehen, wie sie geguckt hat. Jedenfalls schoss sie in die Umkleidekabine und kam ohne ihre tausend Haarspangen zurück, einfach nur mit Zopf. Und letztes Mal hatte sie sogar eine ganz normale Trainingshose statt diesen Glitzerfummeln an. Kathi hat gesagt, er hätte ihr erklärt, dass Handball ein körperbetontes Spiel ist, dabei hätte Schmuck nichts zu suchen, damit würde man nur die Verletzungsgefahr erhöhen. Sie hat überhaupt nicht gemault, alles sofort ab. Florian Hoffmann muss nur pfeifen, damit Jette springt.«
»Und?« Ellen rollt sich auf die Seite und sieht mich an. »Haben die denn inzwischen gemerkt, dass du Handballerin bist?«
»Nein. Nur Frieda weiß es. Es ist total blöd, meine Mutter hat gesagt, so wäre es überhaupt nicht gemeint gewesen, aber jetzt ist es irgendwie zu spät. Die denken ja alle, ich hätte sie verarscht. Ich habe keine Ahnung, wie ich das hinkriegen soll.«
Ellens Blick ist mitleidig. »Saublöd. Echt bescheuert. Ich habe aber auch keine Idee. Was sagt Frieda denn?«
»Frieda? Die ist froh, dass ich ihr helfen kann. Ansonsten ist ihr das ziemlich egal. Bei dem Kapitel in ihrem Handballbuch ist sie wohl noch nicht angekommen.«
|107| Am Nachmittag sitzen wir in unserem Lieblingseiscafé in Mackelstedt. Ellen, Jana, Ann-Kathrin und ich sitzen an unserm alten Ecktisch und reden. Das heißt,
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